Mit 600 Kilo Kokain im Privatjet nach Basel
Warum ist die Schweiz für Drogen-Schmuggler eine Drehscheibe? Kriminal-Experten erklären.
Mit einer grossangelegten Polizeiaktion in mehreren Ländern konnten 16 Personen eines international tätigen Balkan-Kartells gestoppt werden. Alleine in Basel wurden 600 Kilogramm Kokain sichergestellt. Die Schmuggler waren mit einem Privatjet angereist und wurden nach der Landung beschattet und verhaftet.
Beim Fedpol ist man stolz über den Fund. Die Ermittlungen sind allerdings noch im vollen Gange. Ob es geplant war, dass die Schmuggler die Drogen über die Landesgrenze hinaus transportieren, ist noch unklar. Lulzana Musliu, eine Fedpol-Sprecherin, sagt auf Anfrage: «Die Ermittlungen werden zeigen, wofür die Drogen bestimmt waren. Es ist davon auszugehen, dass solche Mengen nicht für ein einzelnes Land gedacht sind.»
Geldwäsche und Drogenhandel
Die Zusammenarbeit mit anderen Polizei-Korps ist für das Fedpol besonders wichtig. Musliu sagt: «Grundsätzlich ist die organisierte Kriminalität international aktiv. Auch die Schweiz ist davon nicht ausgenommen.» Dies bestätigt auch Markus Melzl, ehemaliger Kriminalkommissär aus Basel-Stadt. Zu 20 Minuten sagt er: «In der Schweiz sind besonders Familienclans aktiv. Meistens stammen sie aus derselben Balkanregion.»
Laut Melzl konzentrieren sich Clans neben dem Drogenhandel oft auf Menschenhandel und Geldwäscherei. Dies sei besonders wichtig, da die Einnahmen durch Drogengeschäfte in kleinsten Scheinen anfallen.
Der 67-Jährige sieht mehrere mögliche Gründe, wieso der Handel über Basel verlief. «Man kann gut ausweichen nach Deutschland oder Frankreich.» Der Basler sieht die Schweiz ausserdem in einer komfortablen geografischen Lage für die Kriminellen: «Die Schweiz ist für die Drogenverteilung in Europa ideal. Wir sind Teil des Schengen-Abkommens und die Chancen am Zoll erwischt zu werden sind äusserts klein. Man wird oft durchgewunken.»
Rekurs zur Auslieferung könnte zum Problem werden
Ausserdem ist er sicher, dass auch unser Rechtssystem eine Rolle spielt. «In der Schweiz werden relativ oft Drogen gebunkert. Bei unserem Strafsystem fahren die Verhafteten besser. Unsere Gefängnisse sind schöner und die Strafen milder als im Ausland.» Er fährt weiter: «Ein dummer Täter geht davon aus, nie erwischt zu werden. Ein schlauer Täter schaut, wo es ihm besser gehen könnte.»
Von unseren Gefängnissen werden die drei verhafteten Männer wohl nicht profitieren können. Die kroatischen Justizbehörden sollen, ein Auslieferungs- und Strafübernahmebegehren für alle drei beschuldigten Personen gestellt haben. Melzl ist sich sicher, dass eine Übergabe an Kroatien keine Probleme darstellen wird. Wenn die Personen keine Schweizer Staatsangehörigen sind, gibt es normalerweise eine schnelle Auslieferung. Das einzige Hindernis: ein möglicher Rekurs. Dieser könnte bis zum Europäischen Gerichtshof geführt werden.
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