Militärs übernehmen Staatsradio – Panzer blockieren Strasse
Putschversuch in Gabun offenbar niedergeschlagen: Während Präsident Bongo ausser Landes ist, versuchten junge Militärs ihn abzusetzen.
Im afrikanischen Land Gabun ist es am frühen Montagmorgen zu einem Putschversuch gekommen: Um 4.30 Uhr hat eine Gruppe junger Militärs in der Hauptstadt Libreville das Staatsradio übernommen und die Einsetzung eines «nationalen Rates zur Erneuerung» verkündet. Kurz vor 10 Uhr teilte ein Regierungssprecher dann mit, die «Gruppe von Witzbolden» sei verhaftet worden und die Situation sei unter Kontrolle.
Der selbst ernannte Rädelsführer Kelly Ondo Obiang bekundete bei seiner Erklärung am Staatsradio Zweifel an der Fähigkeit von Gabuns Präsident Ali Bongo, die Funktionen seines Amtes auszuüben. Der Staatschef hält sich nach einem Schlaganfall derzeit zur medizinischen Behandlung in Marokko auf. Vor einer Woche hatte Bongo mit einer Silvesteransprache versucht, Bedenken wegen seines Gesundheitszustands auszuräumen.
Ondo Obiang hat er offenbar nicht überzeugt. Bongo sei «krank und vieler seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten beraubt», so der Leutnant der republikanischen Garde am Radio. Der Putschist stellte sich als «Präsident der patriotischen Jugendbewegung der gabunischen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte» vor und rief die Bevölkerung zum Volksaufstand auf. Ondo Obiang appellierte zudem an das Militär, «im Interesse der Nation» die Kontrolle über das Transportsystem, die Munitionslager und die Flughäfen zu übernehmen. Ob weitere Militäreinheiten in den Putschversuch involviert waren, war unklar.
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Zeitgleich zur Erklärung waren rund um das Rundfunkgebäude Schüsse zu hören, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten. Auch eine regierungsnahe Quelle von Reuters bestätigte die Schüsse. Panzer blockierten kurz darauf den Zugang zu der Strasse, an der das Gebäude liegt.
Präsident Bongo hat sich bislang noch nicht persönlich zu den Ereignissen geäussert. In seiner Rede zum Jahreswechsel räumte Bongo zwar gesundheitliche Probleme ein, sagte aber, dass er sich gut erhole. Er hatte dabei Mühe, einige der Worte auszusprechen, und bewegte seinen rechten Arm nicht, wie die Nachrichtenagentur Reuters zusammenfasste. Ansonsten schien er aber in guter Verfassung zu sein.
Fast ein halbes Jahrhundert an der Macht
Die Familie Bongo sitzt in Gabun seit fast einem halben Jahrhundert an der Macht. Präsident Ali Bongo hat das Amt von seinem Vater Omar übernommen, der 2009 verstarb.
Erst im Oktober hatten die Gabuner ein neues Parlament gewählt. Der Urnengang verlief weitgehend friedlich, doch wurden auch Betrugsvorwürfe laut. 2016 war es nach dem knappen Wahlsieg Bongos zu gewaltsamen Protesten mit mehreren Toten gekommen.
Sinkende Ölpreise hatten in den vergangenen Jahren zu einer Wirtschaftskrise in Gabun geführt. Trotz der grossen Ölvorkommen lebt ein grosser Teil der Bevölkerung in Armut.
US-Soldaten vor Ort
Erst vor wenigen Tagen hatten die USA rund 80 Soldaten nach Libreville entsandt. Dies zum Schutz von US-Staatsbürgern und diplomatischen Einrichtungen im benachbarten Kongo. In einem Schreiben von Präsident Donald Trump vom Freitag hiess es, Grund seien mögliche gewalttätige Demonstrationen im Kongo nach den Wahlen am vergangenen Sonntag.
Die Soldaten seien mit Kampfausrüstung ausgestattet und würden von Militärflugzeugen unterstützt. Sie könnten in Gabun, im Kongo oder in der Republik Kongo (Kongo-Brazzaville) eingesetzt werden.
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sda/afp/mac
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