Vielleicht werde ich doch langsam alt
Eine Kolumne von Fabienne Sennhauser.
Als ich aus dem Auto steige und meine rechte Hand in die Jackentasche stecke, überfällt mich bereits ein mulmiges Gefühl. Da, wo sonst mein Schlüsselbund ist, greifen meine Finger an diesem Tag ins Leere. Etwas genervt streife ich mir auf dem Weg zur Redaktion einen Träger der Handtasche von der Schulter und beginne blind, darin zu wühlen – erfolglos. Das mulmige Gefühl macht sich nun noch deutlicher bemerkbar, hängt an diesem Bund mit Wohnungs-, Briefkasten- Büro- und Veloschlüssel doch quasi mein ganzes Leben.
Als ich die Tasche auf den Boden stelle, um meine Suche mit beiden Händen und scharfem Blick fortzusetzen, weiss ich eigentlich schon, dass dieses Unterfangen zwecklos ist. Zum mulmigen Gefühl gesellt sich ein Hauch Panik. Wo und Wann kann der Schlüsselbund denn verloren gegangen sein, frage ich mich. Mit grossen Schritten hetze ich zurück zum Wagen – umsonst. Meine letzte Hoffnung, der Schlüssel könnte ja während der Fahrt aus der Jacke gefallen sein, zerschlagen.
Da durchfährt mich jäh ein Geistesblitz, und vor meinem inneren Auge erscheint das Bild meines Schlüsselbundes, der einsam zurückgelassen am Türschloss meiner Wohnung baumelt. Die notfallmässig aufgebotenen Eltern bestätigen den Verdacht wenig später telefonisch. Das mulmige Gefühl fällt augenblicklich von mir ab. In mein Bewusstsein tritt stattdessen die Erkenntnis, die Reinhold Mey einst so treffend formulierte: Vielleicht werde ich doch langsam alt.
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