Olympia-Kombination MännerDebakel für die Schweiz: Rang 4, Armbruch und Ausfälle
Trotz bescheidener Konkurrenz verpassen die Schweizer einen Medaillengewinn. Justin Murisier wird Vierter – dahinter folgen viele Exoten. Es siegt der Österreicher Johannes Strolz.

Gerade mal 27 Fahrer standen am Start bei dieser Kombination. Darunter zwei Chinesen, ein Ire, ein Ukrainer, sogar ein Monegasse und Kosovare. Letzterer wurde 15. und bricht nun den Winter ab, um daheim wieder in seiner Zahnarztpraxis zu hantieren. Der Monegasse wedelte sogar auf Platz 13 – wobei wedeln in seinem Fall nicht die passende Bezeichnung war. Eher krampfte er sich um die Slalomstangen.
Nur 17 der 27 Fahrer sind regelmässig im Weltcup anzutreffen. Die Kombination interessiert kaum noch arrivierte Athleten, kein Wunder, gibt es sie im Weltcup doch seit zwei Jahren nicht mehr. Die Konsequenz davon ist eine äusserst geringe Leistungsdichte, die Österreicher etwa schöpften nicht einmal ihr Kontingent von vier Startplätzen aus.
Murisier knapp neben dem Podest
Die Medaille hätte also nur noch abgeholt werden müssen von einem der Schweizer, zumal beim besten Willen nicht mehr als acht Fahrer für einen Podestplatz in Frage kamen. Doch die vier Swiss-Ski-Vertreter brachten es fertig, leer auszugehen. Es war eine Schlappe im Zweiteiler, eine schallende Ohrfeige. Einzig Justin Murisier zeigte eine ansprechende Leistung, im Slalom wuchs er über sich hinaus, fuhr schneller als der letztjährige Disziplinensieger Marco Schwarz. Es reichte dennoch «nur» zum undankbaren vierten Rang, 18 Hundertstel büsste er ein auf den Kanadier James Crawford, der Bronze holte. «Ich bin enttäuscht, ganz klar», sagte der Walliser gegenüber dem Schweizer Fernsehen. Er hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden.
Teamkollege Luca Aerni schied im Slalom aus, bereits die Abfahrt war ihm komplett missglückt. Auch Mitfavorit Loïc Meillard, vor Jahresfrist an der WM in Cortina Dritter, kam nicht heil durch den Stangenwald, wobei er in der Abfahrt nach einem Malheur ebenfalls schon ausser Rang und Traktanden gefallen war. Der Auftritt passte zu seiner bis anhin verkorksten Saison – auf einen Podestplatz wartet der 25-Jährige noch immer. Gar ins Spital gebracht werden musste Yannick Chabloz: Bei seinem Olympia-Debüt stürzte er schwer und brach sich den Unterarm. Weitere Untersuchungen folgen.
Wie der Vater, so der Sohn
Derweil sorgte ein Österreicher für die ganz grosse Geschichte dieses Skitages: Gold ging an Johannes Strolz, dessen Vater Hubert vor 34 Jahren in Calgary Olympiasieger geworden war – ebenfalls in der Kombination. Vater und Sohn mit einer Goldmedaille, eine Premiere ist das nicht: Bill Christian und Dave Christian gewannen 1960 und 1980 mit dem amerikanischen Eishockey-Nationalteam jeweils das Eishockeyturnier.
Strolz konnte seinen Erfolg kaum fassen. Logisch, bei seiner Vorgeschichte. Letzten Frühling wurde er mangels guter Resultate aus dem österreichischen Kader geworfen. Der 29-Jährige dachte an Rücktritt, machte aber doch weiter, trainierte alleine und auf eigene Kosten, fand nach gelungener Saisonvorbereitung wieder Zutritt zum Team – und gewann Anfang Januar sensationell den Slalom in Adelboden. Seine Ski präpariert Strolz noch immer selber, für die Kombinations-Abfahrt lieh er sich die Latten von Super-G-Olympiasieger Matthias Mayer aus. 59 Hundertstel betrug seine Reserve auf den Norweger Aleksander Kilde.
Doch bei allem Respekt für die Medaillengewinner: Hinter den Sinn der Kombination gilt es ein grosses Fragezeichen zu setzen. Eine Zukunft hat der Bewerb kaum. Rang 6 belegte übrigens Barnabas Szollos. Ein Israeli. Der im Weltcup nie besser als 53. gewesen ist.
Fehler gefunden?Jetzt melden.