Verkehrsverbund rechtfertigt den Schiffszuschlag
Wer mit dem Schiff auf Zürichsee und Limmat fahren will, soll einen Zuschlag zum Billett des öffentlichen Verkehrs zahlen. Der Zürcher Verkehrsverbund rechtfertigt den Zuschlag in seinen Antworten auf Fragen der «Zürichsee-Zeitung».

Der Schiffszuschlag ist umstritten. 5 Franken Aufpreis pro Tag für Fahrten mit der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) widersprächen dem Erfolgsrezept des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV) «Ein Billett für alles», sagen Kritiker. Insbesondere die kurzen Querfahrten würden unverhältnismässig verteuert.
Der Zuschlag wurde vom Zürcher Regierungsrat vor vier Monaten beschlossen. Er ist Teil des Programms zur Sanierung der Kantonsfinanzen. Ende Oktober wird der Kantonsrat über den Fünfliber auf See und Limmat debattieren. Die «Zürichsee-Zeitung» hat der ZSG Fragen zum Zuschlag gestellt. Beantwortet wurden sie von der Informationsabteilung des ZVV.
Mit wie hohen Mehreinnahmen rechnet die ZSG durch den Tageszuschlag von 5 Franken?
Manuela Engeli / ZVV: Der pauschale ZSG-Schiffszuschlag dürfte Mehreinnahmen im Bereich von 3 Millionen Franken generieren. Dies entspricht – bezogen auf das Gesamtvolumen der Einnahmen aus ZVV-Fahrausweisen – einer Tariferhöhung um 0,5 Tarifprozente. Da das Defizit des ZVV je hälftig durch Kanton und Gemeinden gedeckt wird, entlastet diese Massnahme Kanton und Gemeinden um je 1,5 Millionen Franken.
Mit wie vielen Zuschlags-Abos für Berufspendler rechnet die ZSG ab 2017?
Der Monats- und Jahreszuschlag ist für Pendler, die regelmässig mit dem Schiff fahren, angedacht. Bei der Benutzergruppe, welche am stärksten vom Zuschlag betroffen ist, handelt es sich gleichzeitig um die kleinste Benutzergruppe: Der ZVV geht von rund 250 Pendlern auf den beiden Querfahrten (Thalwil – Küsnacht/Erlenbach und Wädenswil – Stäfa/Männedorf) aus, die eine Zuschlagskarte kaufen werden. Wie viele davon Monats- beziehungsweise Jahreszuschläge sein werden, lässt sich nicht voraussagen. Gegebenenfalls werden sich auch Häufignutzer für eine Zuschlagskarte entscheiden.
Wie viel kostet das Zuschlags-Abo?
Nach Kritik von Zürichsee-Gemeinden hat der ZVV entschieden, die Preise für Pendler gegenüber den ursprünglichen Plänen zu reduzieren. Die Jahreszuschlagskarte wird neu 150 statt 276 Franken (Erwachsene) respektive 90 statt 184 Franken (Junioren) kosten, die Monatszuschlagskarte 25 statt 30 Franken (Erwachsene) beziehungsweise 15 statt 20 Franken (Junioren). Bei einer Annahme von 200 Arbeitstagen ergibt das 75 Rappen pro Zuschlag und Tag, bei 195 Schultagen sind es 46 Rappen pro Zuschlag und Tag. Der ZVV ist überzeugt, dass Pendler für ihr Abonnement auch mit dem Zuschlag immer noch einen vertretbaren Preis bezahlen.
Wie viele Fahrgäste benutzen jährlich die Querkursschiffe?
Die ZSG zählte 2015 werktags 91 000 Einsteiger auf den Querfahrten. Dabei ist zu beachten, dass eine Person mehrmals als Einsteiger respektive Fahrgast in der Zählung sein kann. Wenn eine Person pro Woche zwei Fahrten unternimmt, erscheint sie in der Fahrgastzählung über ein Jahr hinweg 104 Mal als Einsteiger. Oder anders gesagt: Die 91 000 Einsteiger sind mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht 91 000 verschiedene Personen.
Ohne Zuschlagsabo wird die Querfahrt um 160 Prozent teurer.
Zu den Pendlerfahrten lohnt sich noch die folgende Überlegung: Eine Querfahrt von Wädenswil nach Stäfa dauert elf Minuten. Der Fahrgast muss dafür zwei Zonen lösen und im Besitz eines ZSG-Schiffszuschlags sein. Die Fahrt mit dem Zug dauert mit Umsteigen mindestens vier Mal so lange (mit Umsteigen in Pfäffikon SZ und Rapperswil) und kostet einiges mehr, da sechs Zonen gelöst werden müssen. Vor diesem Hintergrund ist eine Querfahrt auch mit Schiffszuschlag immer noch attraktiv.
Erwartet die ZSG wegen des Zuschlags weniger Fahrgäste?
Die Nachfrage dürfte mit der Einführung des ZSG-Schiffszuschlags leicht zurückgehen. Aber auch mit dem Schiffszuschlag von 5 Franken ist die Fahrt auf dem Zürichsee im Vergleich mit anderen Seen immer noch erheblich günstiger und das Preis-Leistungs-Verhältnis bleibt gut. Eine allfällige Entlastung etwa auf dem Limmatschiff und auf der kleinen Rundfahrt, wo an Spitzentagen Kapazitätsengpässe auftauchen können, dürfte jedoch gleichzeitig die Erlebnisqualität für die Fahrgäste steigern. Trotz des erwarteten Nachfragerückgangs dürften mit dem ZSG-Schiffszuschlag die vorgesehenen Mehreinnahmen von etwa 3 Millionen Franken generiert werden. (Zürichsee-Zeitung)
Erstellt: 07.10.2016, 17:45 Uhr
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