Mehr Leute lassen sich impfen – dank den Apothekern
Die Anzahl der Menschen, die sich in einer Apotheke gegen Grippe impfen lässt, steigt laufend. Mit dem Angebot werden auch Personen erreicht, die nur selten zum Arzt gehen. Fachpersonen hoffen, dass die Impfquote steigt.
Die Grippefälle im Kanton Zürich nehmen rasant zu. Nach Angaben des Bundesamts für Gesundheit gilt in der Region derzeit die höchste Verbreitungsstufe, die Tendenz ist steigend. «Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig gegen die Influenzaviren impfen zu lassen», sagt Lorenz Schmid, Kantonsrat (CVP) und Präsident des kantonalen Apothekerverbandes (AVKZ). Bis die Impfung den optimalen Schutz bietet, dauert es etwa zehn Tage. Da der kürzlich neu gefundene Virenstamm Bolzano eng mit dem hauptsächlich vorkommenden Influenza Virus A/H3N2 verwandt ist, rechnen Experten auch in dieser Grippesaison mit einem guten Impfschutz.
Seit Herbst 2015 dürfen im Kanton Zürich neben den Ärzten auch Apotheker mit einer Zusatzausbildung und einer kantonalen Bewilligung die Spritze gegen die Grippe, Hepatitis A und B sowie gegen die Folgen von Zeckenbissen setzen. Die Liste der Impfungen, die durch Apotheker vorgenommen werden dürfen, ist provisorisch. «Wir stehen noch am Anfang», sagt Schmid. «Sicher ist es sinnvoll, dass der Impfkatalog in der Zukunft erweitert wird.»
Von den 220 Apotheken im Kanton Zürich bieten nach Angaben des kantonalen Apothekerverbandes 84 die noch neue Dienstleistung an. Im Bezirk Meilen sind es deren sechs.
Jährlich Hunderte Todesopfer
Die Impfquote ist laut Schmid bei der Grippeimpfung mit zehn bis fünfzehn Prozent im internationalen Vergleich sehr tief. Dabei sei die Prävention die kostengünstigste und effizienteste Therapie. «Sie verhindert sowohl die Erkrankung als auch die Ansteckung von anderen Personen und ist somit ein Akt der Solidarität», sagt der AVKZ-Präsident. «Damit schützt man all jene, die durch die Grippe ernsthaft gefährdet sind.» An der Influenza sterben in der Schweiz jährlich Hunderte Personen. Zu der Risikogruppe zählt der Bund unter anderen ältere Menschen ab 65 Jahren, Frühgeborene sowie schwangere Frauen.
Die Impfapotheken sind laut Schmid der erste Schritt zur Erhöhung der Impfquote. Wer sich vom Arzt impfen lässt, muss vorab einen Termin abmachen. Diese Hürde entfällt bei den meisten Apotheken. «Das niederschwellige Angebot kommt bei der Kundschaft gut an», sagt Schmid, der selbst am Paradeplatz eine Apotheke leitet.
Mit dem neuen Konzept würden denn auch Menschen erreicht, die sich sonst nicht impfen lassen würden, ist der Apotheker überzeugt. «Von den 400 Personen, die ich in diesem Winter geimpft habe, hätten vielleicht 50 den Weg zum Arzt auf sich genommen.»
Engagement im Bezirk Meilen
Von unterschiedlichen Zielgruppen spricht auch Robert Steffen, der früher das sogenannte Impfzentrum für Reisemedizin an der Universität Zürich geleitet hat und weiterhin als Hausarzt in Küsnacht tätig ist. Er sieht die Apotheker nicht als Konkurrenz. «Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung lässt sich nach wie vor von einem Arzt impfen», sagt der Präventivmediziner. Es sei aber im Interesse des Gesundheitswesens, dass es für die berufstätige Bevölkerung auch über den Mittag oder an einem Samstag ein Angebot gebe.
Auch die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) begrüsst die Zusammenarbeit mit den Apothekern, wie Jürg Schlup, Präsident der FMH, bestätigt. «Aus Sicht der FMH ist es durchaus innovativ, dass in Apotheken gewisse Impfungen verabreicht werden können», sagt er. «Impfungen bei akut-kranken Menschen, bei chronisch kranken Patienten sowie bei Kindern sollen dagegen in der Verantwortung eines Arztes erfolgen.»
Seit letztem Jahr führt Steffen schweizweit Impfkurse für Apotheker durch. Einen Tag dauert die Ausbildung zu den Impfungen, und alle zwei Jahre müssen die Apotheker einen Auffrischungskurs bestehen, damit die Bewilligung zum Impfen nicht erlischt. In einem weiteren Kurs wird das Verhalten bei Komplikationen, wie einem allergischen Schock, geübt. «Das Interesse an der Zusatzausbildung hat zugenommen», stellt Steffen fest. Laut Apotheker Schmid ist es wichtig, dienstleistungsorientiert zu denken, obwohl sich das Impfen für die Apotheken finanziell nicht auszahlt.
Engagement ist auch das Stichwort für viele Apotheken im Bezirk Meilen. «Ob sich etwas lohnt, kann man nicht nur finanziell betrachten», sagt Judith Amberg, Leiterin der Kranich-Apotheke in Stäfa.
Impfapotheken im Bezirk unter: www.impfapotheke.ch
Prävention ist die beste Medizin:
Egal ob Seife oder Desinfektionsmittel: Auf die richtige Technik kommt es an. Professor Widmer vom Universitätsspital Basel weiss, wie man praktisch keimfreie Hände bekommt. Video: Keystone
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