Mbappés Klasse und Umtitis Kopftor
Frankreich gewinnt gegen Belgien 1:0. Samuel Umtiti gelingt das Siegtor nach einem Eckball. Und Kylian Mbappé präsentiert sein grosses Talent.
Er ist erst 19, hat bei Paris Saint-Germain eine ordentliche Saison absolviert, aber keine, die seine gewaltige Ablösesumme von 180 Millionen Euro gerechtfertigt hätte. Kylian Mbappés Verpflichtung war auch eine Wette auf die Entwicklung dieses Ausnahmetalents. Und warum der junge Franzose einer der ganz Grossen werden kann, beweist der Stürmer im ersten WM-Halbfinal gegen Belgien.
Wenn Mbappé Tempo aufnimmt, unwiderstehlich und kraftvoll, erinnert er stark an Ronaldo, jenen aus Brasilien. Kylian Mbappé kann mit seiner Technik und seinem Spielverständnis eine Attraktion sein. An diesem Dienstagabend in St. Petersburg ist er das. Mehrmals präsentiert er einen schicken Hackentrick, besonders formvollendet in der 56. Minute, als er Oliver Giroud trotz Dichtestress im belgischen Strafraum wunderbar freispielt. Girouds Abschluss wird geblockt, in umgekehrter Besetzung hätte diese Kombination vermutlich das 2:0 bedeutet – wobei Giroud natürlich kaum zu so einem Kabinettstück fähig wäre.
Kurz vor Mbappés flottem Auftritt entschied Samuel Umtiti nach einer Standardsituation den ersten Halbfinal an dieser WM der vielen Tore nach Standardsituationen. Der Innenverteidiger setzte sich in der 51. Minute nach dem scharf getretenen Eckball Antoine Griezmanns im Kopfballduell gegen den elf Zentimeter grösseren Marouane Fellaini entschlossen durch. In einer jederzeit unterhaltsamen, aber nie hochklassigen Begegnung verteidigen die leicht favorisierten Franzosen ihren knappen Vorsprung souverän.
Eden Hazard trifft Benjamin Pavard
Vor der Pause hatte sich Frankreich noch deutlich schwerer getan. Die Belgier lancierten das Spiel nach einer Viertelstunde über ihre linke Seite, mit einem Pass Kevin de Bruynes und einem Abschluss Eden Hazards. Die beiden prägenden Figuren ihres Teams lenkten das Geschehen auf dem Rasen in der ersten halben Stunde, wobei die Belgier ihren Matchplan in dieser Phase relativ konsequent umsetzten.
Sie hatten Rechtsverteidiger Benjamin Pavard als Schwachstelle Frankreichs ausgemacht, was für sich genommen noch keine meisterhafte Erkenntnis ist. In Kombination mit Hazard am linken Flügel ergab das aber eine Spielidee, mit der man durchaus einen WM-Halbfinal für sich entscheiden könnte.
Eden Hazard verpasst das 1:0 für Belgien nur knapp. (Video: SRF)
Hazard zog dann auch an Pavard vorbei, einmal, zweimal, dreimal, er kam zu zwei guten Gelegenheiten. Erst schoss er knapp neben das Tor, kurz darauf lenkte Raphaël Varane einen Abschluss Hazards über die Latte.
Die Steigerung der Franzosen
Die Franzosen, sachlich wie sie an dieser WM auftreten, blieben relativ gelassen. Sie liessen die Belgier austoben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Und sie meldeten bald eigene Ansprüche an, fanden sich mit dem sehr variablen 3-4-3-System Belgiens stets besser zurecht, und sie fanden dann auch Lücken auf der linken Seite des Gegners.
In diese stiess oft Mbappé. Dessen scharfe Hereingabe vergab Giroud in der 34. Minute kläglich, in umgekehrter Besetzung wäre diese Kombination vermutlich von Erfolg gekrönt gewesen – wobei Giroud den Pass natürlich kaum so präzis hätte spielen können. Kurze Zeit später servierte Mbappé den Ball perfekt in den Lauf Pavards, der nach unangenehmen Momenten in der Defensive beinahe das 1:0 erzielt hätte. Belgiens Torhüter Thibaut Courtois parierte den Flachschuss aus wenigen Metern jedoch reflexstark.
Thibaut Courtois rettet gegen Benjamin Pavard mit der Fussspitze. (Video: SRF)
Belgien am Ende ohne Struktur
Die Belgier fanden nicht mehr in die Partie zurück, nach der Pause strahlten sie wenig Gefahr aus. Phasenweise wirkten sie gar ratlos, es gelang ihnen auch nicht mehr, Pavard zu isolieren. Erst gegen Ende der Begegnung lehnten sie sich vehement gegen die Niederlage auf – strukturiert fielen ihre Aktionen aber längst nicht mehr aus. Halbwegs Gefahr entstand nach wilden Sololäufen Hazards und durch eine Vielzahl hoher Bälle in den französischen Strafraum. Es war zu wenig, um eine Verlängerung zu erzwingen.
Die Franzosen ziehen verdient in den Final ein – und treffen am Sonntag in Moskau auf England oder Kroatien.
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