Geldblog: Leserfrage zur Volkswagen-AktieLohnen sich VW-Vorzugsaktien?
Bei einigen deutschen Börsenfirmen wie Volkswagen müssen Sie sich beim Kauf zwischen Vorzugs- und Stammaktien entscheiden. Hier liegen die Unterschiede.

Auf meinen Wunsch hin, das Depot mit Volkswagen-Aktien zu ergänzen, hat mein Vermögensverwalter Volkswagen-Vorzugsaktien gekauft. Welche Vor- und Nachteile hat dieser Titel ohne Stimmrecht im Vergleich zur üblichen Aktie von Volkswagen? Da ich den Titel im Listing von Swissquote nicht gefunden habe, verunsichert mich dieser Kauf sehr. Leserfrage von H.K.
Ihr Vermögensverwalter hat für Sie die Vorzugsaktien von Volkswagen gekauft. Bei einigen Börsenfirmen gibt es verschiedene Arten von Aktien – so etwa die Vorzugsaktien und die Stammaktien, die in Deutschland recht verbreitet sind.
Vorzugsaktien haben einen gewichtigen Nachteil: Wenn Sie diese Aktie im Depot haben, besitzen Sie damit kein Stimmrecht. Sie können darum an der Generalversammlung Ihre Stimme nicht einbringen und damit auch keinen Einfluss auf die Gesellschaft ausüben – wobei dieser Einfluss bei Privataktionären im Vergleich zu institutionellen Grossaktionären ohnehin nicht wirklich bedeutend ist.
Gleichzeitig hat die Vorzugsaktie auch einen gewichtigen Pluspunkt: Diese Aktiengattung ist im Vergleich zu anderen Aktienkategorien wie etwa die Stammaktie in finanzieller Hinsicht privilegiert. Meist kann man Vorzugsaktien auch günstiger kaufen als Stammaktien.
Wichtig ist aber vor allem der Vorteil bei den Dividenden: Börsenfirmen bezahlen bei Vorzugsaktien höhere Dividenden als bei Stammaktien. Bei der Vorzugsaktie wird das fehlende Stimmrecht faktisch durch eine höhere Dividende ausgeglichen.
Falls Sie an einer attraktiven Dividende interessiert sind, fahren Sie mit der Vorzugsaktie besser.
Der Autokonzern Volkswagen, am dem Sie sich beteiligen wollten, gehört zu den deutschen Konzernen, welche verschiedene Aktienkategorien aufweist und eben Vorzugs- und Stammaktien führt. Auch die Konkurrentin BMW weist diese beiden unterschiedlichen Aktiengattungen auf. Dies ist oft der Fall, wenn starke Ankeraktionäre – etwa Familienaktionäre wie bei VW und BMW – bei einer Börsenfirma aktiv sind. Sie halten ihre Positionen in den Stammaktien, mit welchen sie mittels ihrer grossen Aktienpakete die Richtung der Firma bestimmen.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, welche Ziele man als Aktionär mit einer Aktie verfolgt. Wenn es Ihr Ziel ist, dass Sie sich jeweils an der Generalversammlung von Volkswagen aktiv einbringen und Ihr Stimmrecht ausüben können, dann haben Sie jetzt die falsche Aktienkategorie im Depot. In diesem Fall hätte Ihr Vermögensverwalter unbedingt die Stammaktie wählen sollen.
Falls Sie aber an einer attraktiven Dividende interessiert sind, fahren Sie mit der Vorzugsaktie besser und können den Nachteil des fehlenden Stimmrechts problemlos in Kauf nehmen. An die Generalversammlung werden Sie als Besitzer von Vorzugsaktien in der Regel dennoch eingeladen, aber Sie dürfen kein Votum und keine Stimme abgeben. Dies ist den Inhabern von Stammaktien vorbehalten.
Aus meiner Sicht hat es Ihr Vermögensverwalter richtig gemacht, indem er Vorzugsaktien von VW gekauft hat. Jedenfalls lohnt es sich oft bei Börsenfirmen, die verschiedene Aktiengattungen aufweisen, wegen der höheren Dividende auf die Vorzugsaktie zu setzen.
Im Vorfeld einer möglichen Übernahme sind Stammaktien stärker gesucht als Vorzugsaktien.
Falls Sie allerdings darauf spekulieren, dass VW ein Übernahmekandidat ist und der Konzern von einem Konkurrenten oder anderen Aktionären übernommen werden könnte, dann müssten Sie wiederum Stammaktien wählen. Bei Übernahmespekulation ziehen Stammaktien deutlich stärker an als Vorzugsaktien. Der Grund: Nur mit den Stammaktien kann man Einfluss darauf ausüben, was jemand anstrebt, der ein Unternehmen übernehmen will. Entsprechend sind im Vorfeld einer möglichen Übernahme Stammaktien stärker gesucht als Vorzugsaktien.
Für die Vorzugsaktie spricht im Falle von Volkswagen übrigens auch, dass die Volkswagen-Vorzugsaktie – anders als die Stammaktie des Konzerns – im Deutschen Aktienindex DAX sowie im Euro Stoxx 50-Index enthalten ist. Das trägt mit dazu bei, dass die Aktie viel und mit attraktiven Preisen gehandelt wird.
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