Liefert der SCB wieder Stoff für Besserwisser?
Ist es gut, einen 36-Jährigen für zwei weitere Saisons unter Vertrag zu nehmen? Der SC Bern tut es – und hatte im Grunde gar keine Wahl.

Der SC Bern hat das Seilziehen mit Andrew Ebbett verloren. Der 36-jährige Kanadier kann wie gewünscht seinen Vertrag bis 2021 verlängern – und nicht nur bis 2020, wie das dem SCB eigentlich vorschwebte. Doch wer wie Ebbett in drei Jahren zweimal Meister wird, dazu Playoff-Topskorer und MVP, hält eben gute Karten. Dass er damit einen Countdown für Besserwisser startet, braucht ihn nicht zu kümmern.
Es war dem SCB nämlich kaum möglich, den Wunsch des vorbildlichen, äusserst beliebten Stürmers auszuschlagen: Ein Abgang im Frühjahr – besonders zu einem Ligakonkurrenten – wäre ein PR-Desaster geworden. Und so trägt der Club halt zwei Jahre lang das Risiko, dass die Leistungen der Gegenwart immer weniger zum Ruhm der Vergangenheit passen. Es ist eine Geschichte, die sich seit Jahren im ganzen Land wiederholt. Und bei der ein Club kaum gewinnen kann. Egal, was er tut: Der Karriereherbst von grossen Spielern führt fast immer zu Problemen.
Beispiel A liefert ebenfalls der SCB. Vor zwei Jahren konnte sich Martin Plüss, damals 39 und körperlich noch immer in Hochform, mit der sportlichen Führung nicht über seine künftige Rolle einigen. Beide Seiten blieben hart, die Verhandlungen scheiterten, Plüss trat zurück – nicht ohne zuvor sein Team zum Meistertitel geführt zu haben. In der Saison danach war dann schon im Halbfinal Schluss. Mit Plüss wäre es besser gekommen, denkt der Besserwisser.
Beispiel B stammt aus Davos. Eine ganze Saison lang hätten der HCD und sein Leitwolf Reto von Arx 2014/15 Zeit gehabt, über den auslaufenden Vertrag des damals 38-Jährigen zu sprechen. Doch nichts geschah. Als von Arx diesen Umstand in einem Interview thematisierte, war die Sache längst persönlich. Das Verhältnis zwischen dem Stürmer und seinem langjährigen Freund und Trainer Arno Del Curto war danach nie mehr dasselbe. Nachdem von Arx im Final 2015 das Siegtor zum bis heute letzten Davoser Meistertitel geschossen hatte, trat er zurück. Es war auch der Anfang vom Ende für Del Curto beim HCD, denkt der Besserwisser.
Beispiel C kommt aus Freiburg. 1998 wollte der Club den damals 37-jährigen Slawa Bykow nicht mehr behalten – obschon er nach Punkten pro Spiel die Nummer 3 der Liga war. Dafür gab man dem ein Jahr jüngeren Andrei Chomutow noch einmal einen Vertrag. Das Resultat: Bykow spielte nie mehr in der NLA, Chomutow verletzte sich, die Freundschaft der beiden Russen zerbrach, die Liga war ihrer Attraktion beraubt. Und Gottéron beendete die Saison statt auf dem zweiten auf dem zweitletzten Rang. Mit Bykow wäre das nie passiert, denkt der Besserwisser.
Beispiel D ist auch schon älter. Als Lugano im Januar 1996 den Vertrag mit Andy Ton um zwei Saisons verlängerte, war der 33-Jährige der beste Schweizer Torschütze der Tessiner. Mit 34 Jahren war er immerhin noch die Nummer 3 im Team, buchte fast einen Punkt pro Spiel. Und mit 35 war alles vorbei: die Treffsicherheit (39 Spiele, 0 Tore) und die Karriere. Das hätte man doch voraussehen können, denkt der Besserwisser.
Beispiel E stammt aus Zürich. Als es mit der Vertragsverlängerung von ZSC-Captain Mathias Seger nicht voranging, griff Präsident Walter Frey persönlich ein und verschaffte dem damals 39-Jährigen im Februar 2017 ein letztes Vertragsjahr. Es endete im Triumph: Nach einer schwierigen Saison stürmte der ZSC zum Meistertitel, der gelegentlich überzählige Captain trat als strahlender Sieger ab. Glück gehabt, denkt der Besserwisser.
Beispiel F liefert der heutige Nationaltrainer. 33-jährig war Patrick Fischer im Mai 2009 und hatte noch ein Jahr einen Vertrag beim EV Zug. Da gab der Stürmer während der Heim-WM völlig überraschend den Rücktritt: Seine Leidenschaft für den Sport war erloschen, Zukunftspläne hatte er keine. Dabei war er doch zweitbester Skorer und Leitfigur beim EVZ! Viel zu früh zurückgetreten, denkt der Besserwisser.
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