Kritische Fragen zur Horgner Pflegeheim-Strategie
Die von der SP veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema «Alterspflege Horgen wohin ? » stiess auf grosses Interesse. Anlass war die Abstimmung zur Auslagerung der gemeindeeigenen Pflegeeinrichtungen.

Die Abstimmung vom 4. März komme relativ kurzfristig, Zeit für Meinungsbildung sei sehr knapp, deshalb habe die SP mit diesem Podium einen Anlass schaffen wollen, an dem eine kontroverse Diskussion stattfinden kann, sagte Alfred Fritschi, SP-Co-Präsident und Gemeinderatskandidat zu Beginn der Podiumsdiskussion am Donnerstagabend.
Es geht um die Auslagerung der gemeindeeigenen stationären Alterspflege an eine private Institution, voraussichtlich das Widmer-Heim. Die SP habe dazu die Nein-Parole gefasst, denn die vorgeschlagene Privatisierung sei ein überhasteter Entscheid, sagt Fritschi und stellt die Referenten Hans-Peter Brunner, Horgner Gemeinderat und Kantonsrat (FDP), SP-Kantonsrat Andreas Dauru und Hans Rudolf Schelling, Geschäftsführer des Zentrums für Gerontologie an der Uni Zürich, vor. Fritschi agiert am Donnerstag im Schinzenhof als Moderator des Abends, zu dem gut 100 Besucher gekommen waren.
Hans Rudolf Schelling informiert über Trends in der Alters-Langzeitpflege: «Wir werden älter und und bleiben länger gesund». Grösste Herausforderung sei die Suche nach Personal und die die Zunahme von Menschen mit Demenz. Neuer Trend sei beispielsweise die Übergangspflege, dass Menschen für einige Zeit im Heim sind, dann wieder nach Hause entlassen werden.
Fehlende Führung
Andreas Dauru sieht in der Horgner Vorlage vom 4. März keine Versorgungsplanung und fände es sinnvoll, dass die Gemeinde die Strategie vorher festlege. Sie könnte auch einen Verbund mit anderen Gemeinden bilden. Er nennt das Beispiel Winterthur: Man könne innerhalb der Verwaltung eine selbstständige Abteilung mit der Führung des Pflegeheims beauftragen. Das betriebliche Risiko liege immer bei der Gemeinde.
Gemeinderat Brunner verwehrt sich gegen die Behauptung, die Gemeinde hätte keine Strategie. «Unsere Strategie ist eindeutig ambulant vor stationär», sagt er. Für die Verwaltung werde es immer schwieriger den operativen Betrieb im Tödiheim in den Griff zu bekommen. Das Widmer-Heim habe nur ein Drittel der Personalfluktuation verglichen mit dem Tödiheim.
«Warum funktioniert das Tödiheim nicht gut, liegt es an der Führung?» fragt Moderator Fritschi. «Der derzeit schlechte bauliche Zustand ist ein erschwerender Faktor», antwortet Brunner. Den Bewohnern gefalle es hier, Klagen kämen von den Angehörigen und dem Personal.
Kantonsrat Dauru kenne die Verhältnisse in Horgen zu wenig, meint Brunner. Der Gemeinderat dürfe nur über die Grundsatzfrage entscheiden lassen. Wer mit der Führung beauftragt werde, das entscheide der Gemeinderat. «Es ist doch klar, dass wir dann die Stiftung Widmer wählen würden.»
Einsitz im Stiftungsrat
Das Publikum hat konkrete Fragen zur Vorlage. Warum wurden nur die Vorteile der Auslagerung beschrieben, nicht aber die Vorteile einer Weiterführung des Heimes durch die Gemeinde? Fehlende Kostenberechnungen werden kritisiert.
Brunner findet, die Gemeinde solle in der Alterspflege ganz andere Aufgaben anpacken. «Wer das Altersheim führt, ist keine strategische, sondern eine operative Frage», sagt er. Dem pflichtet ein Teilnehmer bei. Es sei so wie bei Firmen: Der Gemeinderat sei für die Strategie zuständig, der Bürger beantwortet Grundsatzfragen und das Operative übergibt man den Spezialisten.
Ob die Bevölkerung genug einbezogen werde, ist mehrmals Thema. Alt-Kantonsrat Gmünder wirft Brunner gar ein Demokratiedefizit vor, was Brunner gekränkt von sich weist. Nicht die Initiative der SP, sondern das Gemeindegesetz habe die Vorlage vors Volk gebracht, sagt er und verweist auf das Mitwirkungsverfahren «Horgen 2020», an dem 90 Horgner aktiv teilgenommen haben.
Auch zu den Sorgen ums Personal weiss Brunner eine Antwort: «Es ist doch klar, dass wir einer privaten Institution nicht vorschreiben können, wen sie übernehmen muss. Wir hatten bereits Gespräche mit dem Widmer-Heim. Es wird für die allergrösste Mehrheit eine Lösung geben».
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