Miro Aaltonen nach BernWegen Kokain gesperrt – nun sorgt er für ein Upgrade beim SCB
Nun ist es fix: Der noch bis Ende Woche gesperrte und in Kloten darum aussortierte finnische Stürmer wechselt ab sofort nach Bern, wo er bereits einen Vertrag bis 2027 besitzt.

Miro Aaltonen sorgte am 18. Januar für grosse Schlagzeilen. Sein Club, der EHC Kloten, teilte mit, dass der bis Ende Saison gültige Vertrag «nach gemeinsamem Entscheid mit dem Spieler» sofort aufgelöst werde. Der 31-jährige Stürmer war an jenem Tag von Swiss Sport Integrity provisorisch gesperrt worden, nachdem er in einer Dopingkontrolle hängen geblieben war.
Aaltonen gab gegenüber der finnischen Nachrichtenagentur STT umgehend zu, zwar keine leistungssteigernden Substanzen, dafür aber an einer Party eine für Sportler verbotene Substanz konsumiert zu haben. Nun steht das definitive Urteil fest, inklusive Substanz: Weil er positiv auf Kokain getestet worden ist, erhält Aaltonen eine einmonatige Sperre, die am 17. Februar abläuft.
Der SC Bern hatte bereits letzten Dezember bekannt gegeben, Aaltonen für die nächsten beiden Saisons verpflichtet zu haben. Da man bis heute nicht wusste, wie lange die Sperre des Finnen dauern würde, war plötzlich der Transfer grundsätzlich infrage gestellt.
Es hätte auch eine deutlich längere Sperre als bloss einen Monat geben können. Doch Swiss Sport Integrity schreibt: «Wird ein Verstoss mit Missbrauchssubstanzen ausserhalb des Wettkampfes und nicht zur Leistungssteigerung begangen, kann gemäss Doping-Statut eine mildere Sanktion ausgesprochen werden. Wenn der Athlet ein Rehabilitationsprogramm auf eigene Kosten absolviert, was hier der Fall war, kann die Sperre auf einen Monat verkürzt werden.»
Viele Varianten für Trainer Tapola
Da nun Klarheit herrscht, hat der SCB die Gunst der Stunde genutzt und Aaltonen ab sofort verpflichtet. Sportchef Patrik Bärtschi hatte für die laufende Saison noch eine freie Ausländerlizenz zur Verfügung, diese geht nun an Aaltonen.
Aaltonen im Kader bedeutet für den SCB im Rennen um die Meisterschaft ein massives Upgrade. Nach Austin Czarnik verfügt Trainer Jussi Tapola ab sofort über einen weiteren ausländischen Nummer-1-Center. Mit Dominik Kahun hätte er dies theoretisch bereits, doch der Deutsche kam diese Saison nicht auf Touren und hat in 24 Spielen erst zwei Tore erzielt und zusätzlich nur sieben Assistpunkte gesammelt. 2023/24 waren es in 50 Spielen noch 15 Treffer und 50 Skorerpunkte gewesen.
Was die Ausländerpositionen angeht, ist der SCB mit Aaltonen mehr als nur gerüstet für das Playoff. Zwar fällt mit dem Schweden Anton Lindholm der wohl beste Allround-Verteidiger der Berner bis Ende Saison verletzt aus. Ansonsten hat der SCB auf allen Positionen genügend Importspieler zur Verfügung: Goalie Adam Reideborn, die Abwehrspieler Lukas Klok (noch eine bis zwei Wochen verletzt), Patrik Nemeth und der ebenfalls neu verpflichtete Hardy Häman Aktell sowie die Stürmer Czarnik, Aaltonen, Kahun, Victor Ejdsell und Waltteri Merelä.
Weil pro Partie nur sechs Spieler mit Ausländerlizenz eingesetzt werden dürfen, hat Tapola ab sofort die Qual der Wahl. Wer könnte dem Überangebot an Söldnern zum Opfer fallen? Entscheidet sich Tapola, im Tor auf Philip Wüthrich zu setzen? Bisher kam der in 17 Partien zum Einsatz, während der Schwede Reideborn 29-mal auflief – beide spielen bislang eine eher durchschnittliche Saison mit Luft nach oben.

Dass der SCB in der Abwehr mindestens zwei Ausländer einsetzt, ist aus Gründen der Kadertiefe auf dieser Position wahrscheinlich. Bleiben im Sturm also je nachdem drei oder vier Plätze. Das Duo Czarnik/Ejdsell bildete mit dem Schweizer Marco Lehmann die statistisch bisher beste Linie der ganzen Liga – ihr Einsatz ist ein No-Brainer.
Merelä hat bis jetzt als zweikampfstarker Allrounder überzeugt, er könnte mit Landsmann Aaltonen ein perfektes Duo bilden. Denn auch wenn Letzterer in Kloten schlechte Bullywerte hatte, wäre er immer noch eine Luxuslösung als Nummer-2-Center – nächste Saison wird er den zu Lausanne wechselnden Czarnik als Top-Mittelstürmer in der Hierarchie beerben. Und der SCB hat ihn kaum bereits jetzt verpflichtet, um ihn dann als überzähligen Stürmer auf die Tribüne zu setzen.
Es deutet also vieles darauf hin, dass es im Sturm Kahun trifft. Oder hat Tapola eine Rotation geplant? Dieser Gedanke und viele weitere dürften derzeit durch den Kopf des SCB-Trainers gehen. Und was bei all diesen Spielereien auch berücksichtigt werden muss: Playoff-Zeit ist oft auch «Verletzten-Zeit», zusätzliche Breite schadet auf keiner Position.
Der SCB spielt nach der Nationalmannschaftspause erstmals am Wochenende wieder: am Freitag in Lugano und am Samstag ausgerechnet gegen Aaltonens Ex-Club Kloten.
Die Frage nach der Moral
Bleibt bloss noch die Frage nach dem moralischen Aspekt. Und gerade bezüglich Drogenkonsum im Spitzensport dürften da die Meinungen diametral auseinandergehen: Ist es als SCB grundsätzlich falsch, einen Spieler zu verpflichten, der kürzlich des Kokainkonsums überführt worden ist? Oder ist es eben moralisch richtig, einem Athleten, der seine offizielle Sperre abgesessen hat und ab nächstem Dienstag völlig legal spielberechtigt sein wird, eine Chance zu geben? Auch im Wissen, dass er wohl alles unternehmen wird, um zumindest sportlich sein Image wieder aufzupolieren.
CEO Marc Lüthi lässt sich wie folgt zitieren: «Miro Aaltonen bedauert sein Vergehen aufrichtig. In mehreren persönlichen Gesprächen hat er uns dies klar, nachdrücklich sowie glaubhaft vermittelt. Da die einmonatige Sperre seinen Arbeitsvertrag beim SC Bern ab dem 1. Mai 2025 nicht berührt hätte, wäre sein Einstieg zu diesem Zeitpunkt planmässig erfolgt. Nach sorgfältiger Überlegung haben wir jedoch aus verschiedenen Gründen entschieden, Miro bereits jetzt in unsere Mannschaft aufzunehmen.»
Es ist also davon auszugehen, dass die sportliche Abteilung des SCB in den letzten Stunden und Tagen alle Aspekte abgewogen und sich auch die Frage gestellt hat, ob Aaltonens (sofortige) Verpflichtung womöglich auch ein Störfaktor im Team sein könnte. Aaltonen hat wie jeder andere eine zweite Chance verdient. Ihm muss aber bewusst sein, dass er sich weitere solche oder ähnliche Ausrutscher schlicht nicht mehr leisten kann, ohne die eigene Karriere zu gefährden. Oder anders gesagt: Sein Vergehen muss ein für alle Mal Schnee von gestern sein.
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