Sweet Home: Ferienstimmung in ZürichKommen Sie mit auf einen Stadtspaziergang
Nutzen Sie die Sommerferienzeit, um Zürich einmal mit Musse zu entdecken – abseits der Shoppingparadiese und Ausgehmeilen.

Während den Sommerschulferien gehört Zürich den Zuhausegebliebenen. Die Stadt verliert für ein paar Wochen die übertriebene Geschäftigkeit, das ständige Streben nach Erfolg und den Zwang, jeweils zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein zu müssen. Man muss nicht Wochen im Voraus in Restaurants reservieren, sondern setzt sich öfters irgendwohin – für einen Aperitif oder eine spontane Mahlzeit unter freiem Himmel. Und das Schönste: Man ist manchmal einfach allein irgendwo.
Barocke Pracht mittendrin

Mir fehlt es in meiner Stadt zuweilen an echter Grandezza. Es wird zwar hier immer stärker ein gewisser Gigantismus gepflegt und alles muss grösser, breiter, schneller und glänzender werden. In dem Quartier, in dem ich lebe, fällte man zum Beispiel im Frühling sehr viele Bäume, nun werden dafür die Waldwege breiter. Sie verdienen das Wort Weg eigentlich nicht mehr. Auch die wunderschöne Dolderbahn soll verschwinden und einem auffällig modernen Modell Platz machen. Dann passt sie zu den vielen Autos im ähnlichen Stil. Aber eben: die echte Grandezza! Wenn ich ein bisschen davon brauche, dann gehe ich in den Rechbergpark. Der wunderschöne Barockgarten hat etwas Grossartiges und Elegantes. Im bürgerlichen Kleinformat zwar, aber er ist poetisch, charmant und überraschend.
Seepferdchen und Klimt

Ein anderes Kleinod, das entführt und Schätze birgt, welche ein wenig die Zeit anhalten, ist der Garten der Villa Tobler. Dort steht nämlich dieser fantastische Jugendstilbrunnen, für den ein grosses Seepferdchen Wasser speit und der zuweilen golden leuchtet, besonders wenn die Sonne das klimtartige, goldene Mosaik küsst.
Auf den Spuren von Kurt Guggenheim

Diese Kirche im neugotischen Stil wird zu Beginn im dicken Buch «Alles im Allem» vom Zürcher Schriftsteller Kurt Guggenheim erwähnt. Ich habe das Buch erst in einem Antiquariat entdeckt, als ich bereits oft mit meinem Hund daran vorbeispaziert bin. Im Buch wird ein ähnlicher Spaziergang beschrieben, bloss etwa hundert Jahre früher. Er ist eher trauriger Natur, denn er beschreibt, wie ein Knabe eine Kuh zum Metzger bringt.
Auf einem Spaziergang durch den Kreis 6 und das Unterstrass-Quartier sieht man einige Häuser in interessanten historischen Stilen. Sehr schön ist die Ottikerstrasse, da lohnt sich übrigens auch ein Besuch im Restaurant Kreis 6, das sich an der Ecke Scheuchzerstrasse befindet. Es hat ein lauschiges Gärtchen, ist auch drinnen hübsch, das Essen ist fantastische und die Stimmung superfreundlich.
Ein bisschen wie in England

Der Park vom Alterszentrum im Kluspark ist wie eine kleine Reise nach England. Das alte Haus mit Kirche ist umwachsen von Rosen. In diesem Sommer grasten Schafe im Park, es hat Seerosen, Bänke, Sonnenliegen, Brunnen und Spielplätze. Gar eine Statue von Maria steht zwischen den grossen Bäumen. Es ist eine kleine Idylle mitten in der Stadt und eine schöne Begegnungsstätte für die Bewohner, Kinder und Nachbarn.
Die Schönheit der Leere

Sonntagmorgenspaziergänge können auch mitten durch die Stadt spannend und erholsam sein und müssen nicht immer zwingend in die Natur führen. An einem Sonntagmorgen ist die Stadt nämlich in vielen Quartieren auch leer, wenn nicht Ferienzeit ist. Ohne Autos und Verkehr sieht man die Häuser und Strassenfluchten in ihrer ganzen Pracht. Die Leere führt das Auge anders, lässt genauer hinschauen, zahlreiche Details und auch der Zusammenhang des Städtebaus werden wichtig.
Urbanes Lebensgefühl

Gebaut wird in Zürich überall und ständig. Das haben grosse Städte so an sich. Dieser Aufbruch und die stete Wandlung werden am Ufer der Limmat sehr stark spürbar. Man geht durch unterschiedliche urbane Welten, freut sich an der Schönheit von alten Bauten, Graffiti, Skaterparks oder Badeanstalten. Kaffee mit Hafermilch, Dinkelcroissants und natürlich noch vieles andere, das für einen kleinen Ausflug zu Fuss stärkt, gibts im Tanzhaus. Da sitzt man gemütlich, wie an einem Boulevard, und schaut dem Fluss und den Passanten zu.
Dem Fluss entlang

Gestärkt kann man der Limmat entlang bis zum Kloster Fahr oder noch weiter gehen. Man kommt an Schrebergärten, interessanten Häusern, Gartenwirtschaften vorbei und wird auf der einen Seite vom Treiben des Wassers begleitet. Dieser Flussspaziergang entführt ein bisschen an die Seine der alten französischen Filme, macht Lust darauf, eine Picknickdecke auszubreiten, die Füsse ins Wasser zu stecken und sich in ein gutes Buch zu vertiefen.
Kirche mit Aussicht

Immer noch in der Stadt, nämlich in Höngg, lohnt es sich, den Fluss zu verlassen und den Berg hinaufzugehen. Da thront nämlich die hübsche Höngger Kirche. Rundum ist ein poetischer Friedhof, in dem noch richtig alte Grabmale mitten im Gras stehen. Darunter erstreckt sich ein Rebberg. Eindrücklich ist die Aussicht, bei der sich idyllische Natur, Landschaft, Geschichte und urbanes Wachstum vereinen.
Wie mitten im Dorf

Höngg ist ein Quartier, das aussieht, als wäre man tatsächlich in einem Dorf angekommen. Als ich kürzlich mit Daisy dort war, begann es zu tröpfeln und ich war noch satt vom Frühstück. Doch ich habe mir fest vorgenommen, dies wieder zu tun und dann ein Mittagessen in Höngg einzuplanen. Das würde nämlich die Tour durch die kleinen Gässchen mit den alten Häusern perfekt abrunden. Wir sind aber in den Bus gestiegen und waren im Nu wieder daheim.
Feriengefühl auf dem Berg

Kürzlich habe ich einen Tagesausflug nach Luzern gemacht. Was mir dabei so besonders gutgetan hat, war das Feriengefühl, das ich den ganzen Tag über verspürte. Luzern ist halt die Stadt, die man als Schweiz-Reisender einfach sehen muss. So ist man gleich auch Teil der vielen gut gelaunten Touristen und schaltet ab. Das fällt mir in Zürich nicht so einfach. Nicht bloss, weil ich hier wohne und lebe, sondern weil Zürich trotz seiner Schönheit mehr «Business» als «Pleasure» ist. Man hat schnell ein schlechtes Gewissen, wenn man zu lange im Café sitzt.
Es gibt aber einen Ort, bei dem sofort Feriengefühl aufkommt: das Hotel Zürichberg. Es ist nah, einfach mit dem Tram zu erreichen und doch ist man sofort weit weg. Die Stadt und deren Emsigkeit liegen weit unten und der Blick führt automatisch Richtung See und Schneeberge. Auch hat es hier selbstverständlich Hotelgäste und damit Touristen, sodass man schnell von dieser internationaleren, entspannten Stimmung angesteckt wird.
Dinner wie im Märchen

Auch auf dem Zürichberg, ein bisschen weiter unten und mitten in einem alten Sonnenbad, blüht gerade wieder das zauberhafte Sommerrestaurant Berg 8044 mitten in einer grünen Wiese. Man sitzt an antiken Holztischen auf alten Beizenstühlen. Auf jedem Tisch stehen Wiesenblumen in hübsche Vasen. Die Teller sind bunt bemalt und waren einmal in einem gemütlichen Küchenschrank daheim. Das Essen ist fantastisch und die Bedienung ungewöhnlich charmant, freundlich und nett. Ein kleines Märchen, in das man unbedingt eintauchen muss.
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