Schon dreimal ohne GegentorJetzt haben sie ihr Schicksal wieder in den eigenen Füssen
Mit ihrer Spielfreude gegen Nordirland bringen die Schweizer Fussballer die Zuschauer hinter sich und sind nach dem 2:0-Sieg erleichtert bis in die letzte Faser.

Gelegentlich ist die Aufarbeitung eines Spiels einfach. «2:0 gewonnen», sagt Murat Yakin, «alle happy, alle glücklich.» Und das gilt auch für ihn, der nun seit vier Spielen Trainer der Nationalmannschaft ist und erst noch ein weiterhin ungeschlagener.
Mit einem 2:0 setzt sich die Schweiz am Samstagabend in Genf gegen Nordirland durch und tritt am Dienstag in Litauen mit dem Wissen an, sich in der WM-Qualifikation den 2. Platz und die Teilnahme an den Playoffs im Frühjahr sichern zu können. Das erste Klassenziel wäre damit einmal erreicht, und das ist auch das minimale Klassenziel für eine Mannschaft, die an den vergangenen vier Turnieren dreimal im Achtelfinal und einmal im Viertelfinal stand.

Yakin hilft auch, dass Breel Embolo zurück ist. Embolo ist in bester Form zur Nationalmannschaft gekommen, stimuliert durch einen grossen Auftritt jüngst mit Mönchengladbach in Wolfsburg. Ihm gelingt gegen Nordirland nicht gleich alles, sonst hätte er mindestens zwei Treffer erzielt. Aber was er an Arbeit leistet und an Metern zurücklegt, wie er die Rolle als Mittelstürmer weniger statisch interpretiert als Haris Seferovic, die übliche Nummer 9, und unnachgiebig den Bällen nachsetzt, das trägt ihm ein Sonderlob von Yakin ein. Der Coach bescheinigt ihm, «absolut überragend» gewesen zu sein.
In Embolos Statistik tauchen die beiden Vorlagen zu den Toren auf. Beim 1:0 bedient er Steven Zuber, beim 2:0 Christian Fassnacht. Zuber trifft in der dritten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, Fassnacht in der 91. Minute. Es ist ein zu langes Warten darauf, bis sich die Schweizer erlösen – angesichts ihrer Überlegenheit, die sich auch in 25:2 Torschüssen ausdrückt. Ihr Manko anfänglich ist, dass sie sich trotz ihres Dauerdrucks schwertun, in den dicht abgeriegelten nordirischen Strafraum zu kommen. Und das Manko der zweiten Halbzeit ist der schon fast fahrlässige Umgang mit den Chancen.
Yakins kleine Spitze
«Wenn man nur 1:0 führt, kann mal ein Ball frei herumliegen, nach einem Corner oder Einwurf», sagt Yakin. Es ist seine Formulierung dafür, dass selbst gegen einen unterlegenen und erst noch durch einen frühen Platzverweis dezimierten Gast ein einziges Tor die Punkte nicht garantiert. Aber für ihn ist damit der Moment gekommen, um die Arbeit der Defensive zu loben: «Sehr konzentriert, sehr gut», nennt er sie. Yann Sommer ist nur ein einziges Mal gefordert, bei einem Schuss von Washington in der 8. Minute.

Vor dem Spiel war noch ein Thema, dass die Schweiz zuvor zweimal ohne Goal geblieben war. Danach ist das Thema, dass sie dreimal in Folge ohne Gegentor geblieben ist. Er wisse gar nicht, wann es das letztmals gegeben habe, sagt Yakin. Rund vier Jahre ist das jetzt her, als die Schweiz gar viermal in Folge makellos verteidigte – zweimal in der WM-Barrage gegen Nordirland sowie gegen Griechenland und Panama.
Für Yakin ist es ein rundum guter Abend, er bedankt sich bei den Zuschauern für die Unterstützung und vermittelt den Eindruck, als würde bei ihm die Erleichterung über den Sieg und die Art und Weise, wie er zustande gekommen ist, bis in die letzte Faser vordringen. Eine kleine spitze Schlussnote gönnt er sich nach einer entsprechenden Journalistenfrage dann noch: «Ich bin froh, dass man gemerkt hat, ich kann nicht nur defensiv, sondern auch offensiv spielen lassen.»
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