In den Frauenhof kommt eine Beiz
Der Frauenhof am Hauptplatz, besser bekannt als ehemalige Drogerie Hörler, wird seit rund einem Jahr renoviert. Im Erdgeschoss gibt es ein Café mit Bar, in den Obergeschossen sechs moderne Wohnungen mit historischem Flair.
Seit Monaten präsentiert sich der Frauenhof am Rapperswiler Hauptplatz, am Eingang zur Kluggasse, fein säuberlich verhüllt - eine historische Kostbarkeit in weissem Vlies. Ulrike und Thomas Raible, seit 2013 Eigentümer der Liegenschaft, lassen sie bis Ende Jahr umfassend renovieren. Eine aufwändige und kostenintensive Angelegenheit, ist der Bau doch über 550 Jahre alt.
Eine erste Abbildung der Liegenschaft stammt von 1505, wie Albert Gubser, Bauleiter vom Architekturbüro Roos, aus Rapperswil-Jona, in Erfahrung gebracht hat. «Das Gebäude war damals nur dreigeschossig und verfügte anders als heute über ein Satteldach», erzählt er bei einem Rundgang durch den Frauenhof. Gut sichtbar wird dabei, dass es sich ursprünglich um drei separate Bauten handelte: Der ursprüngliche Frauenhof, das Bühlerhaus und ein hinterer, niedriger Bau, der als Kutschenremise und Stallung diente, wurden erst später zusammengefasst.
Erst zehn Besitzer
Von 1840 bis 1946 gab es im Erdgeschoss zwei separate Läden, schon damals war einer davon eine Drogerie. Gerne hätte man diese Geschichte weitergeschrieben und die Drogerie als Mieter behalten. Drogist Daniel Hörler entschied sich anders. Beeindruckend: Trotz der lagen Geschichte hatte die Liegenschaft lediglich zehn verschiedene Besitzer.
Anstatt einer Drogerie entschied man sich bald, im Erdgeschoss einen Gastronomiebetrieb einzurichten. «Es soll eine richtige Beiz werden, schlicht und modern, die sieben Tage die Woche geöffnet ist», erklärt Thomas Raible, «und die über den ganzen Tag das passende Angebot hat: Am Morgen Kaffee, am Mittag Kleinigkeiten zu essen und gegen Abend Barbetrieb». Auch wer das Lokal betreiben wird, steht bereits fest.
Die Madonna kommt zurück
Wie das Lokal aussehen wird, lässt sich akutell erst erahnen. Umso präsenter ist überall im Haus die langjährige Geschichte. Die Renovationsarbeiten haben viel vom «Skelett» zutage gebracht: Dicke Holzbalken, denen man ihr Alter auch ansieht. Ebenso beeindruckend wie die alte Bausubstanz sind diverse denkmalgeschützte Elemente, zu zum Teil während des Umbaus ausgebaut und danach wieder eingebaut werden. Bestens bekannt ist die Madonna-Skulptur, die an der Aussenecke der Liegenschaft angebracht war. Während das Orignial im Stadtmuseum zu besichtigen ist, wird die Kopie wieder am angestammten Ort platziert werden. Diese Skulptur ist es vermutlich auch, die der Liegenschaft den Namen Frauenhof gab.
Nicht alles bleibt erhalten
Die Geschichte das Hauses ist jedenfalls fast überall präsent. Im Erdgeschoss, der späteren Beiz, sticht ein historischer Torbogen ins Auge, der aus- und nun an fast Original getreuer Stelle wieder eingebaut wird. Oder im ersten Obergeschoss ein Ofen aus dem 18. Jahrhundert. Auch dieser bleibt erhalten. Oder die wunderschöne, üppige Rokoko-Stuckdecke aus dem Jahre 1760 im zweiten Stock. Oder zierliche, verschnörkelte Fenstersäulen.
Anderes, Grundlegenders, ist in keinem so guten Zustand oder verschwindet wieder: Ziermalereien in einem oberen Geschoss beispielsweise werden mit der Renovation sorgfältig überdeckt. Prekär dran war der Frauenhof vor allen in Sachen Statik: Manche Wände fielen fast von selbst zusammen. «Das war die heikelste Phase, als die neuen Betonelemente eingebaut wurden. Die Aussenmauern mussten immer wieder stabilisiert werden», erinnert sich Albert Gubser. Unabdingbar bei einer so alten Holzkonstruktion: Ein Holzbauingenieur der die Arbeiten begleitet.
Ursprüngliche Strukturen
Wie Ulrike Raible erläutert, versuchte man alles Alte möglichst zu erhalten. «Leider ging das an weniger Orten, als wir es uns gewünscht hätten», bedauert sie. Erschwerend war, dass frühere Bewohner in all den Jahren immer wieder bauten, da und dort ein Mäuerchen hinzufügten, sodass das Haus zu einem eigentlichen Labyrinth wurde. «Mit der Renovation wollen wir uns auf die ursprünglichen Strukturen zurückbesinnen», sagt Ulrike Raible, die die Bauarbeiten wie ihr Ehemann mit Leidenschaften mitverfolgt.
Neu sind die Unterkellerung und natürlich der Aufzug, der zu den sechs Wohnungen führt. «Eine Besonderheit in einer Altstadtwohnung», wie Thomas Raible schmunzelnd bemerkt. Zuoberst, in der künftigen Loft-Wohnungen, die sogar über eine kleine Loggia verfügt, ist derzeit noch Schwindelfreiheit gefragt. Viel Balken und wenig Boden prägen das Bild. Gut sichtbar ist hier der sogenannte Galgen, wie es ihn oft in Altstadthäusern gibt und an dem Waren von der Gasse direkt nach oben gezogen wurden.
Wie der Torbogen, der Kachelofen oder das Parkett im ersten Obergeschoss kommen auch die barocken Türen nach erfolgter Renovation wieder rein. Weitere Herausforderung: Die Begradigung des einen oder anderen Bodens. Dabei geht es gut und gerne um mehr als 10 Zentimeter Differenz, die es zu korrigieren gibt.
Insgesamt ist die Renovation ein sattes Stück Arbeit. «Immerhin geht es dabei um ein Umbauvolumen von 5200 Kubikmeter», wie Albert Gubser sagt. Doch es geht Schritt für Schritt voran. Bald ist der Innenausbau an der Reihe. Von den sechs Wohnungen sind übrigens praktisch alle vergeben. In eine davon werden Raibles selbst einziehen. Die Vorfreude ist gross.
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