Spektakuläre Mitternachts-Aktion bei Thalwiler Altersheim
Beim Serata wurde in der Nacht auf Dienstag eine Passerelle über die Tischenloostrasse montiert. Das Publikum war trotz Uhrzeit und Kälte zahlreich.
Was sich in der Montagnacht zwischen Chilbiplatz und Alterszentrum Serata abspielt, gleicht einer hektischen Prozession. Zwei Sattelschlepper, beladen mit immensen Holzkonstruktionen, bahnen sich den Weg hangabwärts. Die Fahrzeuge werden von Passanten auf dem Trottoir begleitet. Eine ältere Dame wirkt gestresst, weil die Lastwagen plötzlich beschleunigen und sich von den Fussgängern absetzen. Sie tut dies ebenfalls und blickt dabei nur hie und da zurück, denn ihr Begleiter hält das erhöhte Tempo nicht mit. Es scheint ganz so, als geschehe in dieser Nacht ein Spektakel, das unter keinen Umständen verpasst werden darf.
Beim Alterszentrum — die Sattelschlepper haben sich wenige Meter oberhalb am Strassenrand positioniert — mischt sich die leichtfüssige Dame unter die Leute. Denn trotz kühlen Temperaturen und der fortgeschrittenen Uhrzeit, mittlerweile ist es 23 Uhr, haben sich mehrere Dutzend Schaulustige hier versammelt. Auch die Fenster im Serata sind teilweise noch beleuchtet, erkennbar sind nur die dunkeln Umrisse der Beobachtenden hinter den Scheiben.
Mit Drohne gefilmt
Zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens soll es soweit sein: Die Passerelle zwischen dem Hauptgebäude Serata 1 und dem Neubau Serata 4 auf der gegenüberliegenden Strassenseite wird aufgesetzt. Die Montage der geschlossenen, beheizten Passerelle, bestehend aus Holz, Glas und Metall, wird im Serata bereits vorfreudig erwartet. Der Bewohner Andreas Engler schätzt es, in Zukunft nicht mehr die viel befahrene Strasse überqueren zu müssen. Seit 22 Uhr ist er hier.
Ein Mitarbeiter der Bauunternehmung, welche für die Montage verantwortlich ist, informiert das Publikum, dass noch die Durchfahrt des letzten Busses abgewartet werden müsse, und dies dauere noch eine Stunde. «So etwas erlebt man nur einmal», sagt derweil eine Frau zu ihrer Bekannten, die Beschäftigung rechtfertigend, stundenlang, nachts und in der Kälte anderen Leuten beim Warten zuzusehen. Zwei junge Männer entscheiden sich, in einem Restaurant auszuharren und trotten davon.
Um 00.15 Uhr ist der besagte Bus durch, der Pneukran einsatzbereit und der Sattelschlepper in den Startlöchern. Die Passerelle rollt an. Zwei Mitarbeiter der Baufirma klettern auf die Holzkonstruktion und befestigen Rundschlingen. Um 00.40 Uhr ist es dann soweit, die Passerelle hebt ab, schwebt meterhoch über der Tischenloostrasse und muss jetzt positioniert werden.
In der Zwischenzeit sind die beiden jungen Herren aus der Beiz zurück und präparieren technisches Gerät. Florian Künzli und Quentin Morlet haben eine besondere Mission: Das Geschehen mittels einer Drohne zu filmen und zu fotografieren. Sie sind im Auftrag der Baufirma vor Ort. Morlet ist jedoch eher per Zufall mit von der Partie: «Flo brauchte noch jemanden, der fotografiert, da bin ich spontan mitgekommen», sagt er. Morlet kommt aus Paris und lebt seit einem Jahr in der Schweiz. Dass sich die Leute hier für Dinge wie die Montage einer Passerelle begeistern, sei für ihn schwer nachvollziehbar. Dabei könne man ohnehin davon ausgehen, dass es keine spektakulären Zwischenfälle gebe. «Das ist Schweizer Ingenieurswesen, da läuft nichts schief», sagt er.
Effiziente Millimeterarbeit
Morlet behält Recht. Innert weniger Minuten ist der heikelste Teil der Arbeit getan, die Passerelle an Ort und Stelle. «Es hat sich gelohnt», sagt Andreas Engler. Man komme sich winzig vor neben diesem tonnenschweren Konstrukt und es sei verblüffend, wie dieses in Millimeterarbeit eingepasst werde.
Obwohl die Arbeit noch einige Stunden weitergeht, ist für die Thalwiler die Sache gelaufen. Ebenso hektisch, wie sie zusammengekommen ist, zerstreut sich die Menschenmenge wieder. Und auch im Serata werden die letzten Lichter gelöscht.
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