Die Wädenswiler Töfflibuebe sind bereits Geschichte
Am Samstag startet die Ausstellung«Töfflibube + Störefriede». Die Historische Gesellschaft Wädenswil begibt sich auf die Spuren der Jugend nach 1968 bis heute und ihrer Suche nach Freiräumen.

Mittelpunkt der neuen Ausstellung in der Kulturgarage sind zwei Original-Wirtshaustische. Sie stammen vom ehemaligen Restaurant Central, ein besonderes Gasthaus, wo junge Alternative wie ältere Stammgäste einkehrten und träfe Sprüche von sich gaben. Eine Reihe dieser Sprüche ist auf den beiden Tischen zu lesen.
Das Central war einer der Hotspots, wo sich störende wie aufmüpfige Zeitgenossen in den achtziger Jahren trafen. Zahlreiche Schwarzweiss-Aufnahmen zeigen die Stimmung, die an den Tischen der verrauchten Beiz herrschte, geführt vom Wirt Köbi Elsener, der es verstand, dass die verschiedenen Gästeschichten des legendären Orts hier gerne zusammen sassen. Die Ausstellung «Töfflibuebe + Störefriede» spannt den Bogen weit, beleuchtet welche Freiräume sich die Jugend in den 50 Jahren nach 1968 eroberte. Die Unruhen in Zürich hinterliessen auch in Wädenswil ihre Spuren, wie das Zitat eines Wädenswiler Aktivisten beweist: «Es sind ein Haufen Wädenswiler regelmässig an die Demos in Zürich gegangen. Es gab einige die im AJZ (Autonomes Jugendzentrum, Anm. der Red.) abgestürzt sind.»
Töffli als Statussymbol
«Neben dem Bedürfnis nach Jugendzentren oder WGs gehörte zur Jugendkultur der 80er Jahre zweifelsohne das Töffli», sagt Kuratorin Mariska Beirne, die zusammen mit Christian Winkler die sehenswerte Ausstellung gestaltet hat. Das Töffli war einerseits Transportmittel, denn damals war der öffentliche Verkehr noch nicht so gut ausgebaut wie heute, daneben war es auch Statussymbol, das die Zugehörigkeit zu einer Gruppe anzeigte. «Den Reiz der Recherche zu diesem Thema machte, dass alle eine Art Räubergeschichte zu erzählen wussten, wie man einem Polizisten entwischte oder bei einer Verkehrskontrolle davonkam», berichtet Christian Winkler. «Zwei Töfflis aus dieser Zeit, die heute noch fahrtauglich sind, haben wir von Leutenfür die Ausstellung zur Verfügung gestellt bekommen, die wir interviewt haben.»
Ein Sofa-Kino lädt zum gemütlich Sitzen ein. Es ist eine Reminiszenz an den Club am Central, der im ehemaligen Migros-Provisorium neben dem Restaurant Central untergebracht war. Hier wurden Filme gezeigt, mit einem Projektor der vom AJZ stammte. Dieses wahrhaft historische Vorführgerät ist auch ausgestellt. «Es ist noch strittig, wer die Idee des Sofa-Kinos zuerst hatte», sagt Beirne, «war es der Club Central oder das Zürcher Kino Xenix.» Im heutigen Sofa-Kino in der Kulturgarage läuft der Kurzfilm «Der Kuchen». Er zeigt die Entstehung des Theater Ticino und den Kampf um Kulturraum in derselben Zeit, als der Erhalt der Schönegg als Alternativbeiz abgelehnt worden war.

«Die Aktionen der Jugendlichen sorgten nicht nur für Stirnrunzeln, sondern sie erreichten auch etwas, nämlich beispielsweise eine Skateranlage, das Theater Ticino und ein Jugendzentrum», betont Mariska Beirne. Im Jugi habe manche DJ-Karriere begonnen, erwähnt Winkler und nennt bekannte DJs wie Sir Colin, Dave 202 oder Kurtis. Die beiden Kuratoren haben Gespräche mit mehr als 40 Akteuren aus dieser Zeit geführt. «Es war lässig, wie die Leute uns unterstützten, uns noch mal anriefen, Kontakte vermittelten oder Ausstellungsstücke gaben», sagt Winkler.
Weitere Themenkreise der Ausstellung sind besetzte Häuser – das Thema Sprayer wird unter anderem mit einem eigens für die Ausstellung geschaffenen Graffiti von Omar Weber dargestellt – und die Geschichte der Skater-Anlage. Die Fülle an Material, die zusammengetragen wurde, ruft nach einer Publikation. «Ja, das haben wir im Sinn», sagt Beirne. Eine 36-seitige Broschüre, in der auch eine Reihe von Interviewten zu Wort kommt, soll noch während der Ausstellung erhältlich sein.
Spritztour mit dem Töffli
Die Schau ist auch für Nicht-Wädenswiler von von Interesse, denn die Geschichte der Jugend und ihrer Freiräume bewegte auch die Nachbargemeinden. Sie ist in der Kulturgarage exemplarisch dargestellt. Im Begleitprogramm finden sich Führungen durch die Ausstellung oder durch Wädenswil, ein Podiumsgespräch, ein Erzählcafé – und als besonders ungewöhnliches Angebot eines Ortsmuseums eine Töfflitour.
Eröffnung: Samstag, 20. Januar,14 Uhr, Kulturgarage, Florhofstrasse 15, Wädenswil. Öffnungszeiten: Mittwoch 14 bis 17 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 16 Uhr; bis 22. April. Infos zum Begleitprogramm unter www.historische.ch
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