Das Lachen soll im Hals stecken bleiben
An «Die Physiker», Dürrenmatts Komödie aus der Zeit des Kalten Kriegs, wagt sich das Junge Theater Oberrieden. Es geht um bedrohliche Erfindungen und mörderische Agenten. Ein Probenbericht.

Bevor es ans Spielen der Rollen geht, sind die jungen Schauspieler erst Mal Bühnenarbeiter. Sie verwandeln die Bühne des Singsaals in eine mehrstufige Darstellerebene, die bis in den Zuschauerraum hineinreicht. Ein bestechendes Konzept des Regieduos Silvana Peterelli und Giuseppe Spina, denn diese Ausstattung verleiht Friedrich Dürrenmatts Klassiker «Die Physiker» die nötige Dramatik, wenn die Darsteller erhöht agieren oder die Ebene wechseln können.
«Auf den Ebenen zeigt sich der Status der Figuren», erklärt Giuseppe Spina. «So ist Chefärztin Mathilde von Zahnd eher oben angesiedelt.» Die Bühne soll auch die Enge einer psychiatrischen Klinik darstellen, zeigen, dass die Insassen sich nicht wohl fühlen. «Es gibt keine richtige Ruhe», erläutert Spina. Zum Schluss werde das Bühnenbild noch kleiner, zusammengestossen, kündigt Spina an.
Geprobt wird nun eine Schlüsselszene mit den drei männlichen Hauptdarstellern. Das sind der Erfinder und Physiker Möbius, ihm zur Seite die sich nur als Physiker gebenden Agenten Beutler Ernesti, genannt Newton und Einstein. Diese wollen an die Erfindung von Möbius ran. Bei ihnen herrscht denn auch Entsetzen pur, als sie erfahren, dass Möbius seine Erfinder-Manuskripte zum Wohle der Menschheit verbrannt hat.
Süffige Nebenrollen
Regisseur Spina gibt zu jedem Dialog Anweisungen: «Kommt lieber von der rechten Seite. Halte die Waffe direkt vors Gesicht. Könnt ihr das machen, ohne zu lachen.» Willig folgen die jungen Schauspieler seinem Rat. Sie sprechen meist ein klares Bühnenhochdeutsch. Man merkt, dass sie nicht zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Das Junge Theater Oberrieden gibt es seit 2013 und kann bereits auf vier Aufführungen zurückblicken.
Originell ist auch die Kostümierung der drei männlichen Protagonisten mit einfachen Mitteln. Ein verkehrt angezogenes Hemd steht für die Zwangsjacke oder Tenüs ausser der Norm ganz allgemein.
Eine weitere Probe, geleitet von Silvana Peterelli, zeigt, wie Bewegung auf den verschiedenen Bühnenebenen funktioniert. Wächterinnen, deren Aufseherin und die Chefärztin agieren in einer dynamischen Bühnenperformance, dominiert von einer schrillen Trillerpfeife.

«Anfangs habe ich mich etwas überfordert gefühlt, weil ich viel Text lernen musste», sagt Luca Grossrieder, der Darsteller des Erfinders Möbius, «nun bin ich viel zuversichtlicher.» Generell sei bereits eine Textsicherheit bei seinen Kollegen festzustellen, schon besser als bei den meisten zuvor aufgeführten Stücken, meint er.
War der Entscheid richtig, diesen Klassiker aufzuführen? «Ja, denn die meisten von uns haben sich das schon lange gewünscht», antwortet Luca Grossrieder. Für seinen Bruder Fabio, Darsteller von Einstein-Ernesti, ist Theaterspielen ein guter Ausgleich zum beruflichen Alltag. «Das Harmonieren mit der Gruppe, macht Spass», sagt er.
Elf Schauspieler des Jungen Theaters Oberrieden schlüpfen in die verschiedensten Rollen, beispielsweise als Wächter und Krankenschwestern. «Für ‹Die Physiker›, spricht, dass man sehr starke Charaktere für alle hat, auch die Nebenrollen sind süffig. Das ist für ein Laientheater wichtig», meint Regisseur Giuseppe Spina.
Mutig und voller Elan
Als Komödie, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt, kündigt das Junge Theater Oberrieden seine Aufführung an. Sie haben sich kein einfaches Stück vorgenommen, doch begleitet vom Regie-Duo Peterelli/Spina arbeiten sie sich mutig und voller Elan durch Dürrenmatts Textwelt. Vor der Premiere am 24. November spielen sie noch dreimal vor Oberriedner Schulklassen.
Aufführungen 24., 25. November und 1., 2. Dezember, jeweils 19.30 Uhr; 26. November und 3. Dezember, jeweils 16 Uhr, Singsaal des Schulhauses Pünt, Oberrieden.Reservationen Di und Do, 20 bis 21 Uhr unter 077 433 54 32. Weitere Infos unter www.junges-theater-oberrieden.ch
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