«Hören Sie auf, Söldner zu schicken»
Präsident Erdogan hat zur Unterstützung der Regierung in Tripolis erste Truppen nach Libyen entsendet. Als Reaktion darauf nahmen Rebellen die Küstenstadt Sirte ein.

Nach der Entsendung türkischer Truppen nach Libyen hat sich der Uno-Sonderbeauftragte Ghassan Salame «wütend» über die ausländische Einmischung in dem nordafrikanischen Krisenstaat gezeigt. Salame rief nach einer Sitzung des Uno-Sicherheitsrats am Montag in New York alle am Konflikt beteiligten Länder zu einem Rückzug «aus dem libyschen Albtraum» auf.
Zuvor hatten die Einheiten des abtrünnigen libyschen Generals Chalifa Haftar die Einnahme der Küstenstadt Sirte vermeldet, die bislang von den Truppen der international anerkannten Einheitsregierung gehalten wurde.
In Brüssel soll am Dienstag ein kurzfristig anberaumtes Sondertreffen der Aussenminister aus Deutschland, Grossbritannien, Frankreich und Italien zur Situation in dem vom Krieg gebeutelten Land stattfinden. Die britische Regierung erklärte, Aussenminister Dominic Raab reise nach Brüssel, um Gespräche zum «eskalierenden Konflikt in Libyen» zu führen.
Im libyschen Fernsehen hatte der Sprecher von Haftar, Ahmed al-Mesmari, am Montag die «vollständige Befreiung» Sirtes verkündet. «Die Operation dauerte nur drei Stunden», fügte er hinzu. Die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt rund 450 Kilometer östlich von der Hauptstadt Tripolis sei aber seit Monaten «akribisch» vorbereitet worden, sagte al-Mesmari.
Ein Militärkommandant der Regierungstruppen, der anonym bleiben wollte, bestätigte die Eroberung von Sirte durch Haftar. Eine offizielle Bestätigung der Einheitsregierung in Tripolis blieb bislang jedoch aus.
Der Fall Sirtes ist ein schwerer Schlag für die von den Vereinten Nationen unterstützte Einheitsregierung, die 2016 die Kontrolle über die von der Terrormiliz Islamischer Staat gehaltene Stadt zurückgewonnen hatte.
«Es gibt keine militärische Lösung»
Am Sonntag hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erste Truppen nach Libyen entsendet, um die Regierungseinheiten im Kampf gegen Haftar zu unterstützen. Zum Einsatz der türkischen Kräfte gefragt, sagte der Uno-Sonderbeauftragte Salame, dass Libyen «zu sehr unter ausländischer Einmischung in verschiedener Weise» leide. Er bat alle Länder, sich aus Libyen herauszuhalten, «weil es keine militärische Lösung» gebe. «Hören Sie auf, Söldner zu schicken», forderte er.
Unter anderem soll Russland zur Unterstützung Haftars Söldner in das nordafrikanische Land geschickt haben. Der Kreml wies zuletzt eine direkte Beteiligung an dem Konflikt zurück.
Chaos seit Gaddafi-Sturz
In Libyen herrscht seit dem Sturz und gewaltsamen Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 Chaos. Die international anerkannte Einheitsregierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Sie wird neben der Türkei von Katar und Italien unterstützt.
Haftar und seine «Libysche Nationalarmee» kontrollieren den Osten des Landes, wo auch das Parlament seinen Sitz hat, sowie grosse Teile des Südens. Neben Ägypten bekommt Haftar Unterstützung von Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auch die USA und Russland haben politischen Rückhalt signalisiert. Frankreich wird ebenfalls vorgeworfen, Haftar zu bevorzugen.
Haftar startete vor acht Monaten eine Offensive auf Tripolis. Seither wurden nach Uno-Angaben mehr als 280 Zivilisten getötet und mehr als 140'000 Menschen vertrieben. Der Uno-Sicherheitsrat rief zuletzt im Dezember zu einer Waffenruhe in Libyen auf.
SDA/aru
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