Farbige Bändchen am HandgelenkHirslanden markiert Patientinnen und Patienten je nach Versicherung
Grün, blau oder gelb: In der Privatklinik erkennt man auf Anhieb, wie Patientinnen und Patienten versichert sind. Das stösst auf Kritik.

Seit Mitte September markiert die in der ganzen Schweiz tätige private Hirslanden-Klinikgruppe ihre Patientinnen und Patienten je nach Versicherungsstatus. Wer allgemein versichert ist, kriegt ein gelbes Bändchen, ein blaues gibts für halbprivat Versicherte und ein grünes für privat Versicherte. Das berichtet das Portal Medinside.
Die Bändchen erhalten demnach alle stationären erwachsenen Patientinnen und Patienten. Wer nicht für alle Augen sichtbar als allgemein versichert erkennbar sein will, kann ein neutrales Bändchen verlangen. Die farbigen Bändchen würden auf gute Resonanz bei den Patientinnen und Patienten stossen, erklärte ein Hirslanden-Sprecher gegenüber Medinside. Das zeige sich in jenen Kliniken, in denen die Farbcodierung schon seit Jahren eingesetzt werde.
Für Konsumentenschützerin Sara Stalder ist klar: «Das ist eine Stigmatisierung der Patientinnen und Patienten.» Viel entscheidender für Stalder ist aber das Zeichen, das dahintersteht.
«Die zusätzlich angebrachte Farbcodierung hat den Vorteil, dass dem Personal stets klar ersichtlich ist, welche Leistungen die Patienten zugute haben.»
«Das ist ein Symptom dafür, wie marode die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist. Man muss auf einfachste analoge Mittel zurückgreifen, um den Informationsfluss aufrechtzuerhalten. Dabei ist dies eine höchst simple Information», sagt Stalder. Das eigentliche Problem hinter den Bändchen sei ein gravierendes, das dringend einer Lösung bedürfte.
Für die Hirslanden-Klinik ist alles halb so wild. Hirslanden setzt die Bändchen gruppenweit ein, wie ein Sprecher gegenüber Medinside sagt. «Die zusätzlich angebrachte Farbcodierung hat den Vorteil, dass dem Personal stets klar ersichtlich ist, welche Leistungen die Patienten zugute haben.» Dies erleichtere im Klinikalltag die Leistungsdifferenzierung zwischen den unterschiedlichen Versicherungsklassen.
Denn: «Neben dem Mehrwert der freien Arztwahl und der freien Wahl des Operationstermins bei einem planbaren Eingriff bringt eine private Spitalversicherung eine Reihe weiterer Mehrwerte mit sich, beispielsweise bei der Hotellerie oder in zeitlicher Hinsicht bei der Pflege, der therapeutischen und der ärztlichen Betreuung», sagt der Sprecher laut Medinside weiter.
Patientenorganisation kritisiert Hirslanden
Bei der SPO, der Schweizerischen Patientenorganisation, sieht man diese Begründung kritisch. Zwar geht Daniel Tapernoux von der SPO mit der Hirslanden einig, dass mit diesen Bändchen grundsätzlich die Sicherheit der Patientinnen und Patienten erhöht werden kann.
Aber: «Ich sehe den Mehrwert einer Farbcodierung nicht. Diese Informationen müssen aus den anderen Dokumenten klar ersichtlich sein», sagt Tapernoux. Deshalb sehe er nicht ein, warum man den Versicherungsstatus für alle, also zum Beispiel auch für Besucherinnen und Besucher, sichtbar machen müsse.
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