Gratis-Reise nach Indonesien wird zum Albtraum
Instagrammer leben zunehmend gefährlich: Raffinierte Betrüger versuchen, Influencer auszunehmen.

Böse Zungen würden die Geschichte wohl so beginnen: Lange Zeit sah es so aus, als wären Influencer die grossen Trickbetrüger des 21. Jahrhunderts. Doch nun scheint es so, als würden die schönen Lifestyle-Gurus auf Instagram mehr und mehr selbst Opfer ihrer Jagd nach Likes und Gratis-Ferien.
Das Influencer-Geschäft läuft – für alle Nicht-Eingeweihten – in der Regel so ab: Jemand, der schön, sportlich oder weitgereist ist und eine gewisse Anzahl an Fans in den sozialen Medien hat, erhält von einem Unternehmen Produkte und/oder Geld, um besagte Produkte zu bewerben. Das kann vom Nagellack bis zum Aufenthalt in einem exotischen Luxus-Resort so ziemlich alles sein. Dies hat in der Vergangenheit bestenfalls zu lustigen Fotos geführt oder gar zu gelungenen Werbekampagnen, schlimmstenfalls zu Neid oder Missgunst.
Doch jetzt mehren sich die Erzählungen zunehmend verunsicherter Influencer, die auf echte Trickbetrüger aufmerksam machen. Die Geschichte von Carley Rudd und Henry Wu erzählt von einem so elaborierten Blöff, dass man den Köpfen dahinter fast Anerkennung zollen will. Beide wurden von einer Person kontaktiert, die vorgab, Wendi Murdoch zu sein. Die vermeintliche Business Woman und Ex-Frau von Rupert Murdoch lud angeblich über hundert Fotografen und Instagrammer nach Indonesien und Malaysia ein.
1400 Dollar für eine Fotografenlizenz
Interessant an diesem Fall: Die Opfer beschreiben den Betrug als fast perfekt – alles schien echt zu sein. Die E-Mails, die Verschwiegenheitsvereinbarung, die Briefings, sogar die Telefonate. Den Instagrammern wurde eine Bezahlung versprochen sowie die Erstattung aller Reisekosten. Doch dann wurde es ziemlich schnell schräg.
«Ich fühle mich missbraucht, naiv und gedemütigt.»
Am Tag vor der Abreise erfährt Rudd, eines der Opfer, dass sie 1400 US-Dollar zahlen solle für eine Fotografenlizenz. Was sie stutzig machte, war nur ein erster Punkt in einer Reihe von Unstimmigkeiten, die sich in der Folge ereignen sollten. Der Fahrer macht Halt bei einer Autowerkstatt, um die 1400 Dollar zu übergeben, und ist am nächsten Tag auf einmal nicht mehr auffindbar, die Fotografin muss sich zusammen mit dem mitgereisten Ehemann selbst durchschlagen. Zwischendurch gibt es regelmässig Anrufe der vermeintlichen Frau Murdoch und ihres Assistenten, die dazu dienen, Rudd unter Druck zu setzen. Am Ende war der Kontakt zur falschen Wendi und ihrem Assistenten komplett abgebrochen: Die junge Amerikanerin war Betrügern aufgesessen. Auf ihrem Blog sagt sie: «Ich fühle mich missbraucht, naiv und gedemütigt.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Ob dieses Bild auf dem Horror-Trip entstand? Indonesien von seiner schönen Seite.
Henry Wu, der auf seiner Website ebenfalls beschreibt, wie er Opfer der Kriminellen wurde, verweist übrigens auf einen Bericht des «Hollywood Reporter» aus dem letzten Sommer. Anscheinend wurden mit dieser Masche schon länger Freischaffende aus der Medienbranche geneppt.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Henry Wu thematisiert den Nepp auch auf seinem Instagram-Konto – mit schönem Bild natürlich
Andere, die versucht haben, Influencer zu melken, haben schon dafür bezahlen müssen: Der US-amerikanische Unternehmer Billy McFarland hatte zusammen mit dem Rapper Ja Rule vorgegeben, ein Luxus-Festival auf der zu den Bahamas gehörenden Insel Great Exuma zu organisieren. Er hatte mit dem Versprechen von feinem Essen, luxuriösem Lifestyle und Musik-Performances besonders Influencer angesprochen und sie mit Namen wie Kendall Jenner oder Bella Hadid gelockt. Die Festivalbesucher zahlten Beträge im vierstelligen Dollarbereich für die Tickets und fanden vor Ort statt edlen Hütten und Sterneküche nur Zelte und abgepackte Sandwiches. Der Stunt zog mehrere Anklagen nach sich und endete im Oktober für McFarland mit einem harschen Gerichtsurteil: Er muss für sechs Jahre ins Gefängnis und die 26 Millionen Dollar, die er ergaunerte, zurückzahlen.
500 Dollar für Billigschuhe
Etwas harmloser davongekommen sind Mode-Influencer, die Ende vergangenen Jahres einem Schuhhändler aufgesessen sind: Die Marke Payless, die in den USA preiswertes Schuhwerk anbietet, hatte – wohl als Publicity Stunt – in Los Angeles ein falsches Luxus-Geschäft eröffnet, in dem sie ihre eigenen Low-Budget-Schuhe für mehrere Hundert Dollar anbot. Einige Influencer, die extra eingeladen worden waren, fielen auf den Trick herein – am Ende des «sozialen Experiments», wie das Unternehmen es nannte, bekamen sie das Geld zurück und durften die Schuhe behalten.
Der anhaltende Influencer-Hype ruft also auch wenig wohlmeinende Zeitgenossen auf den Plan – in einer Branche, die noch keine festen Spielregeln und verlässlich messbare Zahlen kennt, eigentlich kein Wunder. Mitunter entsteht hier, wie die Geschichte von Rudd und Wu zeigt, finanzieller Schaden. Allen, die sich gerne über Influencer lustig machen, bleibt die Schadenfreude.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch