Republikaner im US-ParlamentGeld für kranken Hund veruntreut: FBI ermittelt gegen George Santos
Der Republikaner soll online Geld für eine lebensrettende Operation eines Hundes gesammelt und sich dann damit aus dem Staub gemacht haben. Nun ermitteln die Bundesbehörden.

Dem wohl bekanntesten Hochstapler der USA droht neues Ungemach. Seit George Santos mit einem erlogenen Lebenslauf im November 2022 als erster schwuler Republikaner die Wahl ins US-Repräsentantenhaus schaffte, tauchen immer mehr Skandale aus seiner Vergangenheit auf. Und nun ermittelt gar das FBI gegen den Abgeordneten, denn Santos soll Geld veruntreut haben, das für einen todkranken Hund vorgesehen war.
Gemäss mehreren US-Medien sammelte Santos im Jahr 2016 im Internet Geld für den Hund eines Marine-Veteranen. Es sollte für eine lebensrettende Operation des Tiers eingesetzt werden. Der Veteran übergab dem FBI nun aber offenbar Informationen, dass sich Santos mit dem Geld aus dem Staub gemacht hatte, statt es für den todkranken Hund einzusetzen. Unter den Beweismitteln sollen auch Textnachrichten zwischen dem Veteranen Richard Osthoff und dem heutigen Abgeordneten sein. Das FBI untersucht die Sache im Auftrag der US-Staatsanwaltschaft in New York.
Plötzlich war die Operation nicht mehr möglich
Marine-Veteran Osthoff war damals obdachlos und lebte in einem Zelt, nachdem er seinen Job und das Haus verloren hatte. Santos setzte deshalb für ihn eine GoFundMe-Seite auf und sammelte Geld für den kranken Pitbull Sapphire. «Wenn ein Veteran um Hilfe bittet, wie kann man dann Nein sagen», schrieb Santos unter den Spendenaufruf. Rund 3000 Dollar kamen zusammen, doch aus der erhofften Tumoroperation wurde trotzdem nichts. Santos, der sich damals Anthony Devolder nannte, beschied dem Hundebesitzer gemäss Textnachrichten, die US-Medien vorliegen, dass die Tierärzte die Operation nun doch nicht mehr als sinnvoll erachteten.

Als Osthoff sich wehrte und schrieb, dass er sich ausgenutzt fühle, da seine Freunde und seine Familie das Geld für seinen Hund gespendet hatten, schrieb Santos, dass die Krebserkrankung zu weit fortgeschritten sei und das Geld stattdessen für die Operation des nächsten Tieres in Not eingesetzt werde. Dann habe Santos nicht mehr auf Nachrichten reagiert und ihn ignoriert, sagt der Veteran.
Auch ein befreundeter Ex-Polizist hatte keinen Erfolg bei Santos. Ihm beschied der Hochstapler, er werde das Geld an eine andere Organisation spenden. Als der Polizist Santos aufforderte, das Geld entweder an Osthoff zu überweisen oder den Spendern auf GoFundMe zurückzuzahlen, wurde er ebenfalls geghostet.
Mehrere Anklagen wegen Betrugs drohen
Zur aktuellen Untersuchung des FBI hat der Abgeordnete auf Anfrage von US-Medien noch keine Stellung genommen. Zu den Vorwürfen, die bereits im Januar publik wurden, sagte er damals zu CNN, dass er keine Ahnung habe, von was der Veteran spreche. Die Berichte, dass er einen Hund habe sterben lassen, seien schockierend und verrückt, schrieb er auf Twitter. Er habe sich mit Liebe und harter Arbeit für viele Tiere eingesetzt.
Bekannt ist, dass Santos 2016 eine angebliche Wohltätigkeitsorganisation namens «Friends of Pets United» führte. Diese war aber nicht offiziell registriert, wie die «New York Times» herausfand. Die Bundesbehörden ermitteln seither wegen mehrerer Arten von Betrug und möglicher Steuerhinterziehung gegen Santos und seine «Friends of Pets United»-Organisation.
Hund starb wenige Monate später
Für Veteran Osthoff war die Erfahrung traumatisch, wie er sagt. Sein Hund Sapphire starb im Januar 2017 am Tumor im Magen, weil die 3000 Dollar für die Operation fehlten. Er habe um Geld betteln müssen, um seinen leidenden Hund einschläfern und kremieren zu können, sagt Osthoff. Santos habe in der Geschichte des obdachlosen Veteranen und seines todkranken Hundes einfach eine gute Masche gesehen, um schnell Geld zu sammeln und damit zu verschwinden.

Die Ermittlungen der Bundesbehörden erhöhen den Druck auf Santos erneut. Der 34-Jährige trat wegen seiner diversen Lügengeschichten erst gerade von seinen Ausschussposten im Repräsentantenhaus zurück. Zuvor wurde unter anderem bekannt, dass Santos seine Abschlüsse an Universitäten und die Karriere bei Finanzinstituten erfunden hatte, er über angeblichen Immobilienbesitz gelogen hatte und er in Brasilien, dem Heimatland seiner Eltern, wegen Betrugs mit einem Checkbuch verurteilt wurde. Zudem soll der Hardliner, der sich im Wahlkampf vehement gegen die LGBTQ-Gemeinschaft und insbesondere Dragqueens starkgemacht hatte, in Brasilien einst selber als Dragqueen aufgetreten sein.
In seinem Wahlkreis in New York finden mittlerweile 78 Prozent der Befragten, dass Santos von seinem politischen Amt zurücktreten soll. Das hat der 34-Jährige bisher aber ausgeschlossen.
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