Tanzen und festen, bis sich die Bänke biegen
Das Männedörfler Oktoberfest hat die Besucherinnen und Besucher erneut in Scharen angelockt.Wer dabei war, erlebte eine Party, die es in sich hatte.
Zur «Männedörfler Wiesn» wird am Freitagabend der Sportplatz Widenbad. «Fesche Madl» und «flotte Buam» trudeln in Scharen ins Festzelt ein. Genauer gesagt, verbrüdern sich vor allem Mittdreissiger und -vierziger umgehend. Jüngeres Publikum findet sich hingegen nur spärlich ein. Jeder wird sofort per Du von der Festgemeinde aufgenommen.
«Das passt zum familiären Rahmen des Fests», sagt Pascal Hotz, OK-Präsident des Veranstalters namens Männedörfler Fäschtotter. Der Verein macht dem Fischotter, dem Männedörfler Wappentier, somit alle Ehre.
Zum vierten Mal geht das Wiesn-Gaudi über die Bühne, und erneut stösst es auf grossen Anklang. «Wie an den früheren Anlässen sind alle Tische besetzt», sagt Hotz. Gleiches trifft auf den Samstagabend zu, was auf rund 1300 Festfreudige schliessen lässt. «In einer Stunde übrigens werden alle auf den Sitzbänken tanzen», fügt Hotz noch an.
Dirndl als Dresscode
Hotz begrüsst und begleitet einige Ehrengäste zum leicht erhöhten VIP-Tisch. Ehrenlätze nehmen dort ebenso die Männedörfler Sportgrösse Nicolas Huber und sein Anhang ein. Der Snowboarder hat in diesem Jahr in der Sierra Nevada die WM-Silbermedaille im Slopestyle gewonnen. Er hat den Anstich, das symbolische Anzapfen eines Bierfasses, vorgenommen. Augenzeugen berichten, er habe dazu nur zwei Schläge gebraucht.
«O'zapft is!», heisst es also nun im typischen Oktoberfestjargon. «Oans, zwoa, gsuffa», folgt unverzüglich. Rund 2400 Liter Münchner Gerstensaft werden an den beiden Tagen in die Masskrüge ausgeschenkt. Auch bayrisch essen mit Haxn, Hendl, Weisswürstl und Brezn ist angesagt. Zum Nachtisch gibt es Apfelstrudel mit Vanilleglace. An den Festtischen herrscht ein eigentlicher Dresscode. Kaum jemand wagt sich ohne Dirndl oder Lederhosen mit Karohemd in die bunte Menge.
Tanz mit Wolkenbruch
Als die letzten Gedecke abgeräumt werden, treten die Protagonisten des Abends in Aktion. Das Trio Wolkenbruch aus Voralberg betritt die Bühne. Arno, Bernhard und Sepp bilden eine wahrlich groovige Party-Band, die fast nonstop alles intoniert, das jemals den Weg in die Hitparade der Schlager, Schnulzen und Popmusik gefunden hat.
Erst wird zu zweit getanzt, dann bilden sich Polonaisen. Wer die Kolonnen der Tanzenden anführt, braucht schnelle Reaktionen, um der entgegenkommenden Reihe auszuweichen. Die Prognose des OK-Präsidenten Hotz trifft zu: Getanzt wird ebenso auf den Sitzbänken, deren Stabilität auf eine harte Probe gestellt wird. «Tanzen, bis sich die Bänke biegen», lautet das Motto.
Man kann es drehen und wenden wie man will – als Einheizer der Partynacht kommen auch die hochgezurrten und zusammengeschnürten Dirndl mit ins Spiel. Die Décolletés sind für die Männerwelt allemal ein Blickfang und für die Damen offensichtlich eine willkommene Ablagefläche für das Handy, das mit einem schnellen, tiefen Griff selbst ohne Handtasche immer zur Hand ist.
Auch wenn der Flirtfaktor hoch ist, vielleicht etwas wagemutiger angebandelt wird als anderswo in Festzelten, werden die Regeln des Anstands durchwegs eingehalten. Hauptsache ist, es wird ausgiebig gefestet, getanzt und geschunkelt. Reden werden hingegen keine geschwungen, es gibt keine Tombola und keine Ehrungen verdienter Vereinsmitglieder. Das Konzept des Männedörfler Oktoberfests und dessen Pendants vielerorts ist wie jenes des Münchner Originals: Simpel, aber erfolgreich.
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