Den Chilbigängern auf den Fersen
Die Thalwiler lassen sich bekanntlich bis im späten Oktober Zeit mit ihrer Chilbi. Sie begann am Samstag und dauert noch bis heute. Doch wer besucht die Chilbi dann überhaupt noch?
Nachdem das Mädchen im Unterstufenalter mit seiner Schwester bis zum Chilbigelände an der Dorfstrasse um die Wette gerannt war, blieb es abrupt stehen. Es schaute sich kurz um. «So eine langweilige Chilbi», sagte es ohne Umschweife.
Die Kritik relativierte sich, als die Markstände, welche das Mädchen offensichtlich zu ihrer Aussage hingerissen hatten, in Sicht kamen: Energiearmbänder und Silikon-Backformen da, düstere Metallfiguren und Wunderputzmittel dort. Produkte also, welche sich eindeutig nicht an ein kindliches Publikum richten. Der erste Schock entwich dem Gesicht des Mädchens aber rasch, denn einige Stände weiter lockten farbige Ballone, Fanschals von Fussballmannschaften und Plastikspielzeug. Der Nachmittag war gerettet.
Familienidylle auf dem Auto
Die zahlenmässig stärkste Besuchergruppe am Wochenende war diejenige der jungen Familien. Die Dorfstrasse verwandelte sich innert Kürze in eine wahre «Rush Hour» der Kinderwägen. Familienidylle herrschte auch beim Auto-Scooter. Väter sassen da in den knapp bemessenen Gefährten, steuerten lässig einhändig und schützten den teils erfreuten, teils entsetzten Nachwuchs auf dem Beifahrersitz mittels eiserner Umklammerung.
Nur wenige Meter weiter, vor dem Fallbrett der Jungwacht Blauring, präsentierte eine Mutter einem Bekannten strahlend den wenige Monate alten Sprössling. Dessen älterer Bruder starrte währenddessen selig sein Tischbillardset an, das er sich soeben ausgewählt hatte.
Unweit entfernt sorgten nicht Babys für Entzücken, sondern pure Muskelkraft und wunde Fingerknöchel. An der Boxmaschine versammelten sich Jugendliche. Zusammen mit den Primarschülern, welche ohne Eltern den Weg an die Chilbi gefunden hatten und sich gerade am Fallbrett duellierten oder mit Sprühschaumdosen verfolgten, bildeten sie die zweite Besuchergruppe.
Unter mässig beeindruckten Blicken der weiblichen Begleitung prügelten die jungen Männer auf den Lederball ein, den sie mit möglichst grosser Wucht in die Verankerung zu befördern gedachten. Einer der Gruppe setzte gar zum High Kick an, einem Fusstritt, was er jedoch kurzerhand wieder aufgab. Die Jeans war dafür schlicht zu eng.
Leicht irritiert beobachtete ein älteres Ehepaar das Spektakel. Seniorinnen und Senioren bildeten die dritte Gruppe der Chilbigänger. Ihr Hauptinteresse galt der Gemeinschaft – und dem Essen. Wo sich der Duft von Knoblauchbrot und Gyros vermengte, quasi im Wechselbad der Gerüche – von Crêpes über Churros, Burrito über Bratwurst, tibetischem Eintopf über Raclette –, da waren Rentnerinnen und Rentner anzutreffen.
Tischtennis im Kleinformat
Die Thalwiler Chilbi vermochte mit interessanten Ständen – herausstechend war derjenige des Tischtennisclubs, wo auf Miniaturplatten Turniere ausgetragen wurden – und einer präsentablen Auswahl an Achterbahnen die Besuchergruppen und Generationen zu verbinden. Sinnbildlich zeigte sich dies auf der «Twister»: In einem der im Kreis herumflitzenden Sessel sassen Grossmutter und Enkelin eng aneinandergepresst und lachten fröhlich, während die Eltern des Mädchens das Geschehen lächelnd aus der Ferne beobachteten.
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