«Blocher hat seinen Einfluss geltend gemacht»
Die gesamte Zürcher SVP-Parteileitung tritt zurück. Noch-Präsident Konrad Langhart erklärt sich im Interview. Und spricht über die Parteibasis und Alphatiere.

Herr Langhart, nach nur drei Jahren treten Sie als Parteipräsident per sofort zurück. Weshalb diese Eile und weshalb tritt gleich die ganze Leitung ab?
Wir haben eine selbstkritische Analyse vorgenommen, das ist ja selbstverständlich nach so einem Wahlergebnis wie jenem von letztem Sonntag. Es wurde klar, dass es neue Ideen und Köpfe braucht, gerade im Hinblick auf die nationalen Wahlen vom Herbst.
Welchen Ausschlag gab die Parteivorstandssitzung vom Dienstag für diesen Entscheid?
Die Vorfälle vom letzten Dienstag sind ein weiterer Grund für den sofortigen Rücktritt.
«Ich wollte nicht mit diesem Widerstand weitermachen und mir noch mehr Vorwürfe anhören müssen.»
Das heisst, das ganze lief nicht freiwillig ab? Was ist denn da passiert?
Sagen wir es mal so: Christoph Blocher hat nicht, wie es der «Tages-Anzeiger» schreibt, den Tarif durchgegeben, aber er hat ganz klar seinen Einfluss geltend gemacht. Er und andere Parteivertreter, die ebenfalls grossen Einfluss haben innerhalb der Partei. Ich wollte nicht mit diesem Widerstand weitermachen und mir im Herbst allenfalls noch mehr Vorwürfe anhören müssen, deshalb habe ich mir gesagt: Das macht jetzt keinen Sinn mehr.
Das tönt auch nach einem Richtungsstreit innerhalb der Partei.
Natürlich gibt es auch bei uns verschiedene Strömungen, und nach einem solchen Wahlergebnis bricht das dann halt jeweils auf.
In welcher Strömung sehen Sie sich selber?
Ich wollte der Partei wieder ein Gesicht geben für die normalen Bürger, den Mittelstand, für Bauern und Gewerbler. Das gelang mir nicht in dem Ausmass, das ich mir erhofft hatte. Wir hatten nun grosse Mobilisierungsprobleme.
Und wie würden Sie die andere Strömung in der Zürcher SVP beschreiben?
Dazu nur so viel: Wir haben sehr viele Alphatiere. Ich sehe mich im Gegensatz dazu näher bei der Basis. Und die Basis will definitiv weniger Polemik, sie will eine sachlich orientierte Politik, dafür stehe ich nach wie vor ein, nun einfach als Kantonsrat.
«Die Basis will definitiv weniger Polemik, sie will eine sachlich orientierte Politik.»
Ihnen wird auch der Vorwurf gemacht, Sie hätten im Wahlkampf zu wenige Themen gesetzt.
Zu einem Teil stimmt das vielleicht, aber was sollen wir als Kantonalpartei gegen die Klimadiskussion machen? Wir wurden doch einfach überrollt. Es liegt gar nicht in unserer Macht, da eine Antwort für die Gesamtpartei zu geben. Da braucht es jetzt einen Effort der SVP Schweiz.
Bereits Anfang nächster Woche soll ein neuer Vorstand gewählt werden, wer wird diesen Übergangsprozess führen?
Natürlich ich selber, ich mache micht nicht einfach aus dem Staub bevor ein geordneter Übergang stattgefunden hat.
Werden mehrere Kandidaten zur Auswahl stehen? Oder auch Kandidatinnen?
Dazu sage ich nichts, es ist ja schon bald Montag.
Erstellt: 29.03.2019, 15:22 Uhr
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