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Frauen in Hindu-Tempel: Eine Person bei Protesten getötet

Die indische Polizei geht gegen eine Protestkundgebung in Kochi vor. (3. Januar 2019)
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Bei Protesten gegen den Besuch von zwei Frauen in einem heiligen Hindu-Tempel im Süden Indiens hat es mindestens einen Toten und 15 Verletzte gegeben. Bei einer Protestkundgebung der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Regierungschef Narendra Modi sei am Mittwoch ein Mensch von Steinewerfern getötet worden, sagte ein Sprecher der Polizei im Bundesstaat Kerala am Donnerstag. Insgesamt 266 Demonstranten wurden laut Behörden festgenommen.

Am Mittwoch hatten sich erstmals zwei Frauen heimlich Zutritt zum Sabarimala-Tempel in Kerala verschafft - und damit in mehreren Städten für wütende Proteste von Hindu-Hardlinern gesorgt. Vor dem Parlament in Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram lieferten sich gegnerische Gruppierungen gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein.

In der Stadt Pandalam wurde ein Demonstrant bei einem von der BJP organisierten Protest von Steinen getroffen. «Seine Verletzungen waren ernst, er starb am späten Mittwochabend», sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP. Bei anderen Vorfällen in Kerala wurden demnach am Mittwoch 15 Menschen verletzt.

Auch am Donnerstag entlud sich die Wut der Hindu-Hardliner. In Thiruvananthapuram kam es zu Zusammenstössen zwischen der Polizei und Demonstranten, die das öffentliche Leben zum Erliegen bringen wollten. Sie drängten auf Geheiss der Tempel-Führung Ladenbesitzer, ihre Geschäfte tagsüber geschlossen zu halten.

Stillstand nach Protesten

Im gesamten Bundesstaat blieben die meisten Geschäfte zu, auch der Busverkehr lag lahm. Berichten zufolge zerstörten steinewerfende Demonstranten die Fenster von 99 Bussen und sorgten für einen Schaden von schätzungsweise 33,5 Millionen Rupien (rund 473'300 Franken). 20 Büros der in Kerala regierenden Kommunistischen Partei Indiens wurden nach Parteiangaben angegriffen.

Im Küstenort Kozhikode setzte die Polizei Tränengas gegen Demonstranten ein. In der Stadt Palakkad wurden Journalisten bei einem Protestmarsch von Modis BJP und der Hindu-Hardliner-Gruppierung Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) angegriffen.

Der Regierungschef von Kerala, Pinarayi Vijayan, warf der BJP und der RSS vor, den Sabarimala-Tempel in eine «Kampfzone» verwandeln zu wollen. Frauen, die das Zutrittsrecht zu dem Tempel forderten, würden angegriffen, kritisierte Vijayan. Auch gegen Journalisten und die Polizei richte sich Zorn.

Der Sabarimala-Tempel ist einer der heiligsten Tempel der Hindus. Das Oberste Gericht des Landes hatte im September nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Zutrittsverbot für Frauen zwischen zehn und 50 Jahren zu dem Tempel aufgehoben.

Frauenaktivistinnen versuchten seither immer wieder vergeblich, zu dem auf einem Berg gelegenen Schrein für den Gott Ayyappa zu gelangen. Sie wurden jedoch stets von Hindu-Traditionalisten, darunter auch Frauen, abgehalten. Dabei kam es bereits im Oktober zu gewaltsamen Zusammenstössen mit der Polizei, mehr als 2000 Menschen wurden festgenommen.

AFP/sep