Franjo von Allmens Karriere in BildernWie aus einem herzigen Knirps der neue Schweizer Skiheld wurde
Der 23-jährige Berner begeistert an der WM in Saalbach: mit seiner erfrischenden, enthusiastischen Art, seinem spektakulären Fahrstil. Und mit den beiden Titeln.

Franjo von Allmen wächst ob Boltigen im Simmental auf; als Knirps steht er auf dem Jaunpass, unweit des Elternhauses entfernt, ein erstes Mal auf den Skiern. Nöggu wird er zunächst genannt, er ist früh angetan ob der hohen Tempi, die sich auf der Piste generieren lassen – und gilt rasch als Talent: Als 11-Jähriger fährt er im Grand Prix Migros auf das Podest. Den in seinem Fall langen und steilen Schulweg pflegt er mit dem Rad zurückzulegen; damit dürfte er die Basis legen für die kräftigen Oberschenkel, für die er inzwischen bekannt ist.

Vorübergehend ist die Fortsetzung seiner Karriere gefährdet. Sein Vater, der ein Baggerunternehmen sowie einen Bauernhof führte, stirbt unerwartet. Franjo von Allmen ist da noch ein Teenager – und erwägt auch aus finanziellen Gründen, den Traum vom Leben als Skirennfahrer nicht länger zu verfolgen.
Mittels Crowdfunding kommt ein Betrag zusammen, welcher dem Talent ermöglicht, zumindest vorerst weiterzufahren. Er wird nun gefördert, gehört den Kadern an – und macht im Frühjahr 2022 erstmals so richtig auf sich aufmerksam: An den nationalen Juniorenmeisterschaften gewinnt er dreimal Gold (Bild), an der Junioren-WM wird er dreimal Zweiter.

In Boltigen herrscht nun ein erstes Mal Euphorie ob der Leistungen des inzwischen 20-jährigen Mitbürgers, der auch im Europacup erste Erfolge gefeiert hat. Die Dorfmetzgerei kreiert eine nach ihm benannte Wurst, bezeichnet wird er nach seinen drei Silbermedaillen als «Silberblitz», auch in Anlehnung an Beat Feuz, der den Übernamen «Kugelblitz» trägt.
Als ihn Vertreter dieser Redaktion besuchen, erblicken sie während der Fahrt durch das Dorf allenthalben Transparente, auf denen von Allmen gratuliert wird. Der gelernte Zimmermann posiert hinter dem Haus, in dem er mit seinem Bruder wohnt, für das erste grosse Porträt, das über ihn erscheinen sollte.

Keine drei Jahre später ist das Berner Speedtalent bereits Weltcupsieger. Der Oberländer gewinnt den Super-G von Wengen, nachdem er auf höchster Stufe schon drei Podestplätze herausgefahren hat. In seiner erst zweiten Saison in der Beletage hat er sich an der Spitze etabliert. Und verfügt über einen Grundspeed, um den ihn alle beneiden.

24 Stunden nach seinem Premierensieg wird der 23-Jährige in der Abfahrt Zweiter – zum dritten Mal in Folge in dieser Disziplin. Er fährt die zweitschnellste je in Wengen aufgestellte Zeit. Geschlagen wird er nur von Marco Odermatt – mit dem er in den folgenden Tagen oft in einem Atemzug genannt wird.
Von Allmen triumphiert am Lauberhorn als erster Oberländer seit Bruno Kernen 2003. Der Boltiger repräsentiert fortan die junge Garde von Swiss-Ski, die Weltmarken Red Bull und Breitling haben ihn bereits nach der letzten Saison unter Vertrag genommen, Skiausrüster Head setzt im grossen Stil auf den Senkrechtstarter und hat ihm Feuz’ früheren Servicemann zur Seite gestellt.
Der Simmentaler ist attraktiv und allem Anschein nach stets gut gelaunt, er mag es auch abseits der Piste waghalsig: Vom 10-Meter-Turm vollführt er auch schon mal einen Rückwärtssalto, Motocrossfahren ist eines seiner grössten Hobbys.


In der darauffolgenden Woche legt er in Kitzbühel einen Trainingslauf hin, an dem sich die Konkurrenz orientieren sollte. In den beiden Rennen begeht der Co-Topfavorit zu viele Fehler, im Super-G wird er Vierter, in der Abfahrt «nur» Neunter – unter anderem weil er beim Zielsprung Rücklage hat und beinahe fürchterlich stürzt.



Sonntag, 9. Februar 2025: Es ist ein Datum, das der Simmentaler wohl nie vergessen wird. An jenem Tag sichert er sich im österreichischen Saalbach Abfahrtsgold. Mit Startnummer 11 und einer Fahrt, mit der er sich abermals am Limit bewegt, stellt er eine Bestzeit auf, an der kurz darauf selbst Odermatt scheitern wird.

Erinnern werden sich Skifans lange an die waghalsige Fahrt von Allmens – aber auch an das, was in den folgenden Stunden passieren sollte. Im Speedteam verpasst man sich einander … nun ja: fragwürdige Frisuren, aus denen tags darauf jeweils eine Glatze werden sollte.
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Die Aktion geht viral – und sie zeugt von einem fast schon einmaligen Teamgeist.

Bloss drei Tage nach seinem Coup liefert der neue Schweizer Skiheld schon wieder. An der Seite des den Slalom bestreitenden Kollegen Loic Meillard sichert sich von Allmen in der erstmals ausgetragenen Team-Kombination bereits die zweite WM-Goldmedaille. In der Abfahrt fährt er die zweitbeste Zeit und nur 2 Hundertstel langsamer als Alexis Monney – obwohl er einen grossen Fehler begeht und zwischenzeitlich sehr weit von der Ideallinie weg ist.
Einen Dreifachsieg landen die Schweizer an ebendieser Team-Kombination. Obwohl nicht involviert, fiebern unter anderem Odermatt und Luca Aerni im Ziel mit. Das Foto, das die Fahrer jubelnd zeigt, wird zum Symbolbild dieser aus Schweizer Sicht so erfreulichen WM – und von Allmen zur grossen Figur von Saalbach.


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