Miniatur des AlltagsFerien mit Anastasia
Redaktorin Fabienne Sennhauser hat in ihren Sommerferien eine nachhallende Bekanntschaft gemacht.

Zum ersten Mal begegnet bin ich der schönen Genferin namens Anastasia im Zug nach Marseille. In der südfranzösischen Hafenstadt angekommen, setzte sich unser Kennenlernen am Hotelpool sogleich fort. So erfuhr ich etwa von ihrer russischen Abstammung und der Heirat mit einem einflussreichen Banker. Diese Frau fesselte mich vom ersten Moment an. Für mich gehörte sie klar zu jenen, deren Schönheit gleichermassen auf alle Geschlechter eine magische Anziehungskraft ausübt.
Eigentlich war ich ja ganz bewusst allein in die Ferien gereist, um den Kopf nach den vergangenen, für Journalisten meist ziemlich langen Arbeitswochen freizukriegen. Stattdessen beherrschte nun diese mysteriöse Fremde meine Gedanken. Das ging gar so weit, dass ich mich fürs Frühstück statt für die bequemen Shorts für das smaragdgrüne Sommerkleid entschied. Anastasia überliess bei ihrer Kleiderwahl ja bestimmt auch nichts dem Zufall.
In den folgenden Tagen erhielt ich immer tiefere Einblicke in die Vergangenheit, Träume und Sorgen meiner jungen Landsfrau. Dazu gehörten auch ein mysteriöser Todesfall und einige heimtückische Intrigen. Wie ein Schwamm sog ich alles in mich hinein. Den nahenden Abschied verdrängte ich dagegen konsequent. Auf einmal aber war er da.
Als ich an jenem Nachmittag die Buchdeckel unter dem gleissenden Sonnenlicht zuklappte und in das tiefblau glitzernde Meer vor mir blickte, empfand ich eine seltsame Leere und Aufgewühltheit zugleich. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr Realität und Fiktionen während meines Aufenthalts ineinander verschwommen waren. Und so stelle ich mir noch heute vor jeder Ferienanekdote, die ich zum Besten geben will, kurz die Frage, ob sich das alles tatsächlich so zugetragen hat.
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