Federers Gegner hat den Kampf gegen sich selbst gewonnen
Der Rumäne Marius Copil ist als Qualifikant in den Final gestürmt und erzählt seine erstaunliche Geschichte.

Manchmal lohnt es sich, ein bisschen Geduld zu haben. Marius Copil musste 26 werden, um vergangenes Jahr erstmals in den erlauchten Kreis der Top 100 vorzustossen. Jenen, der es einem erlaubt, mit dem Tennis über die Runden zu kommen, vielleicht auch einmal ein paar Franken (oder rumänische Lei) auf die Seite zu legen.
Viele hätten schon aufgegeben, doch der 1,91-Meter-Mann hörte in den Jahren, als er sich auf der Challenger-Tour verdingte und nie recht nach vorne kam, immer wieder, er sei zu Höherem berufen. «Ich musste warten», sagt er, «also wartete ich.»
Er wäre aber nicht hier, im Basler Final, hätte er nicht einst Eric Sturdza und dessen Sohn Constantin kennen gelernt, der auch Tennis spielt. Sturdza, der Bruder des früheren Schweizer Davis-Cup-Captains Dimitri, unterstützt mit seiner Genfer Privatbank nicht nur als Titelsponsor das Genfer ATP-Turnier, sondern seit 2000 auch Copil.
Den Kopf nicht frei gehabt
«Als Rumäne hat man es nicht einfach im Tennis», sagt dieser. Der Verband habe ihm nicht geholfen, und es sei sonst nicht möglich gewesen, Sponsoren zu finden. «Ich musste immer schauen, wo ich sparen, wo ich antreten kann. Ich hatte nie einen freien Kopf auf dem Platz.»
Wenn er zurückblickt, ist sein Stolz spürbar. Auch wenn die Bedingungen professioneller würden auf der Challenger-Tour, so sei das doch eine ganz andere Welt hier an den Swiss Indoors oder letzte Woche in Stockholm. «Ein Traum», fügt er an. «Ich hoffe, ich muss nicht mehr zurück.» Und am liebsten würde er sich immer so fühlen wie in Basel, wo er sich als Qualifikant bis in den Final gespielt hat.
Und wie Copil nach dem grossen Sieg über die Weltnummer 6 Marin Cilic gegen Taylor Fritz nachlegte, spricht für ihn. Dank seinem ersten Final an einem 500er-Turnier der ATP wird er mindestens auf Rang 60 vorstossen, eine persönliche Bestmarke.
«Es war immer eins gegen zwei»
Er führt seine Fortschritte auch darauf zurück, dass er die Macht über seine Gedanken errungen hat - mithilfe eines Sportpsychologen. «Früher dachte ich zwischen den Punkten viel zu sehr nach, wurde ich schnell zu negativ», sagt er. «Ich verlor in erster Linie gegen mich. Es war immer eins gegen zwei. Ich gegen mich und meinen Gegner. Jetzt ist es nur noch eins gegen eins.» Lächelnd fügt er an: «Das ist einfacher.»
Copil sagt dies alles in fast perfektem Hochdeutsch. Denn seine Eltern schickten ihn in Rumänien in einen deutschen Kindergarten, von 10 bis 18 verbrachte er mit seiner Mutter viel Zeit in Deutschland - wegen des Tennis. Sie tingelten von einer Akademie zur anderen, wurden nirgendwo recht glücklich. Die Saat ist erst mit ein paar Jahren Verzögerung aufgegangen.
Federer macht ihm Mut
Aber mit 28 sei er ja noch jung, sagt er strahlend. «Die Jungs spielen heute mit 35 immer noch exzellent, und Federer ist ja schon 37.» Nicht, dass er sich mit diesem vergleichen wolle. Aber was er sagen will: Seine schönsten Jahre stehen ihm noch bevor.
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