Riesenslalom von Alta BadiaWas für eine Demonstration! Odermatt deklassiert den Rest und gewinnt
Hinter ihm streiten sie um die Hundertstel. Und was macht der Nidwaldner? Er nimmt dem Zweiten über eine Sekunde ab und feiert seinen achten Weltcupsieg.

Er hört die Deutschen jubeln. Er hört die Italiener jubeln. Und er weiss: Jetzt muss ich noch einmal Gas geben. Noch einmal alles reinpacken in diesen zweiten Lauf. Der Druck könnte nicht grösser sein.
Erst hat Alexander Schmid geliefert und sich seinen ersten Podestplatz in einem Riesenslalom gesichert. Dann auch noch Luca de Aliprandini, der Zweite nach dem ersten Lauf, auch für ihn: das erste Podest. Er ist noch einmal acht Hundertstel schneller als Schmid.
Und jetzt wartet alles auf ihn, Marco Odermatt. 18 Hundertstel Vorsprung sind es ganz oben, dann 48, souverän, 55, genial, 70, überragend. Und am Ende stehen da 1,01 Sekunden auf der Anzeigetafel. Odermatts Fahrt ist eine einzige Machtdemonstration, sie erinnert an die besten Tage von Marcel Hirscher, der die Konkurrenz in dieser Disziplin einst in Grund und Boden fuhr.
«Marco ist momentan unglaublich.»
Schmid und de Aliprandini stehen im Ziel und klatschen, was bleibt ihnen auch anderes übrig nach dieser Triumphfahrt. De Aliprandini sagt hinterher: «Marco ist momentan unglaublich.» Und der Sieger: «Es passiert schon sehr viel, ich probiere kühlen Kopf zu bewahren.»
Allzu einfach kann das nicht sein bei all dem, was momentan auf diesen 24-jährigen Mann einprasselt an Lob, an Bewunderung. Er hat jetzt drei von vier Riesenslaloms gewonnen, einmal wurde er Zweiter, dazu kommt ein Sieg in einem Super-G und ein überraschender vierter Platz in einer Abfahrt. Es ginge ihm ähnlich, wenn die Leute sagen, sie können das nicht richtig einordnen, sagt er, und er sei froh, dass nun einige ruhige Tage kommen würden.
Dahinter entwickelt Murisier eine beeindruckende Konstanz
Odermatt gewinnt zum achten Mal in seiner Karriere ein Rennen, zum fünften Mal einen Riesenslalom. Seine Form ist unheimlich gut. Und auch von kleinen Rückschlägen lässt er sich nicht aufhalten. Die Enttäuschung vom Freitag, als er im Super-G von Gröden nur 24. wurde, ist in der Sonne von Alta Badia sehr weit weg. Odermatt ist einer der wenigen Spitzenfahrer, die mit der von fast vier Läufen gezeichneten Gran Risa keine Probleme haben.
Ein anderer ist Manuel Feller. Der österreichische Hobby-Rapper, der noch nicht lange zu den Besten im Riesenslalom gehört, war nach dem 1. Lauf nur 15., danach führt er lange. Pinturault, Faivre, Zubcic, Kranjec, fast die gesamte Riesenslalom-Elite scheitert, erst Kristoffersen verdrängt ihn. Der Norweger steigert sich wie schon am Sonntag eindrücklich, wird am Ende Vierter. Feller gewinnt trotzdem zehn Plätze und wird Fünfter.
Eine beeindruckende Konstanz entwickelt derzeit Justin Murisier, der Mann, der so oft verletzt war, so oft zurückgeworfen wurde. Vor einem Jahr wurde er in Alta Badia noch Dritter. Nun, nach den Rängen 12, 9 und 7 in den ersten drei Riesenslaloms der Saison, fährt er auf Rang 6. Danach sagt er: «Heute werde ich enttäuscht sein, dass ich es nicht ohne Fehler geschafft habe.» Aber seine Karriere sei ja so schwierig gewesen mit all den Verletzungen, dass er sich nun ein Leben lang nicht mehr über ein Top-10-Resultat beschweren könne.
Loïc Meillard unterliefen in beiden Durchgängen Fehler, so landet er am Ende auf Rang 21. Daniele Sette wird 26., Gino Caviezel und Thomas Tumler schieden bereits im ersten Lauf aus.
Marcel Rohner startete 2017 als Praktikant in der Tamedia Sportredaktion. Seit Sommer 2019 begleitet er den Schweizer und Zürcher Fussball, spezifisch den Grasshopper Club Zürich. Im Winter berichtet er auch über Skirennen.
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