Ex-Chef von Fiat Chrysler liegt in Zürich im Spital
Sergio Marchionne wurde für eine Operation nach Zürich geflogen. Sein Zustand hat sich seither rapide verschlechtert.
Er werde nur einige Tage weg sein, sagte Sergio Marchionne, als er nach Zürich fuhr, ins Universitätsspital, um sich an seiner rechten Schulter operieren zu lassen. Eine vermeintliche Banalität. Seine Agenda müsse deswegen nicht stark verändert werden. Marchionne hat den Ruf, hart und stark zu sein. Der chirurgische Eingriff war für den 28. Juni angesetzt, am Tag nach der Einlieferung. In der postoperativen Phase gab es dann Komplikationen, schreibt die Turiner Zeitung «La Stampa», die früher Fiat gehörte. Nichts wirklich Gravierendes, so schien es. Doch dann kam alles anders. Warum, das ist nicht so klar. Die Leitung des Spitals hält sich an die ärztliche Schweigepflicht. Der Gesundheitszustand Marchionnes sollte sich nicht mehr verbessern, letzte Woche verschlechterte er sich dann plötzlich rapide und offenbar irreversibel. John Elkann, der Präsident von Fiat, war zunächst lange zuversichtlich gewesen. «Kein Wunder», schreibt «La Repubblica», die auch einen Reporter nach Zürich geschickt hat, «man stirbt nicht nach einer Schulteroperation». Schon gar nicht im Spital einer Universität, die ein Dutzend Nobelpreisträger aus der Krebsforschung hervorgebracht habe, wie die Zeitung anfügt. «La Stampa» schreibt, es gebe «unbestätigte Gerüchte», wonach Marchionne in Wahrheit ein schweres Krebsleiden habe.
Am vergangenen Freitag flog John Elkann dann nach Zürich und berief kurz darauf, als er sich der Aussichtslosigkeit der Situation gewahr worden war, eine Krisensitzung der Unternehmungleitung ein. Marchionne wäre im kommenden Jahr zurückgetreten. Sein Zustand drängte Elkann dazu, die Nachfolge in der operativen Führung sofort einzuleiten. In einem Mail an die Belegschaft, das die italienischen Medien am Sonntag veröffentlicht haben, schreibt der Enkel von Gianni Agnelli: «In tiefer Traurigkeit muss ich euch mitteilen, dass unser Geschäftsführer, Sergio Marchionne, nicht mehr in die Firma zurückkehren wird.» Das sei der schwierigste Brief, den er in seinem Leben habe schreiben müssen.
Eng verbunden mit der Schweiz
Marchionne sei für ihn «ein Mentor» und «lieber Freund» gewesen. In den letzten 14 Jahren sei er der beste CEO gewesen, den sich das Unternehmen habe wünschen können. «Als wir uns kennenlernten, steckten wir in einer der trübsten Zeiten der Firmengeschichte», heisst es in dem Brief. «Dank seines Intellekts, seiner Durchhaltekraft und seiner Leadership haben wir es geschafft, das Unternehmen zu retten.»
Dass Marchionne sich in Zürich operieren liess, ist nicht weiter verwunderlich. Seit seiner Zeit bei Lonza und SGS blieb er immer eng verbunden mit der Schweiz. Die Ferien verbrachte er oft in Flims, da traf man ihn auch mal auf der Strasse an, er wirkte wie ein zerstreuter Professor. Seine Frau und Kinder blieben weiterhin in der Westschweiz wohnen, in Blonay am Genfersee, als Marchionne den Job in Turin annahm. Sehr weit ist das ja nicht. Und er fuhr bei jeder Gelegenheit zur Familie - gerne mit einem Gefährt aus dem höheren Preis- und Zylindersegment des Unternehmens und nicht selten, wie er einmal einräumte, deutlich schneller als erlaubt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch