Pflegeverband fordert MassnahmenpaketExperten warnen vor Pflegenotstand und Behandlungsfehlern
Der Bundesrat und die Kantone sollen die Arbeitsbedingungen in der Pflege sofort verbessern. Ein Gremium des Pflegeverbands hat dafür konkrete Forderungen ausgearbeitet.

Hunderte von Spitalbetten sind in der Schweiz zurzeit stillgelegt, weil es an Pflegepersonal mangelt. Tausende von Stellen in Akutspitälern, Psychiatriekliniken, Pflegeheimen und der Spitex können nicht besetzt werden. Für den Schweizerischen Berufsverband des Pflegepersonals (SBK) liegt dies an der chronischen Überlastung der Pflegenden sowie an den unattraktiven Arbeitsbedingungen.
Nun fordert die Ethikkommission des SBK vom Bundesrat und den kantonalen Gesundheitsdirektoren Sofortmassnahmen, um einen Pflegenotstand abzuwenden. Bereits heute würden Patientinnen und Patienten zu früh aus dem Spital entlassen. Der hohe Zeitdruck führe zu mehr Behandlungsfehlern. «Die physische und die mentale Belastung der Pflegefachpersonen hat ein gesundes Mass überschritten», heisst es im Brief an den Bundesrat und die Kantone. Tag für Tag verliessen weitere Pflegefachpersonen und Fachpersonen Gesundheit (Fage) den Beruf.
Bericht zur Versorgungslage
Das Expertengremium des Pflegeverbandes fordert ein Massnahmenpaket, um die Pflegeversorgung in der Schweiz aufrechterhalten zu können. Dazu gehören Lohnerhöhungen, Arbeitszeitreduktionen, Zulagen für Noteinsätze und Angebote zur Kinderbetreuung. Zudem müssten der Bundesrat und die Kantone einen Bericht zur Versorgungslage erstellen. Dieser soll Auskunft geben über die Zahl geschlossener Betten und nicht aufgenommener Patienten sowie über die Zahl der im Beruf verbliebenen Pflegefachpersonen. Zudem sollen die Kantone den Bedarf an Pflegepersonal ermitteln sowie aufzeigen, wie sie das Ziel erreichen können.
Die SBK-Ethikkommission ist Mitglied der Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW). Sie verweist in ihrem Schreiben an Bundesrat und Kantone darauf, dass Volk und Stände im November 2021 der Pflegeinitiative mit 61 Prozent zugestimmt haben. Zwar hat das Parlament im Dezember eine halbe Milliarde Franken für eine Ausbildungsoffensive in der Pflege bewilligt. Ausstehend sind jedoch Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die der Bundesrat in einer zweiten Etappe angehen will.
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