Erst schwach, dann souverän
Der Schweizer Sieg gegen Georgien könnte der Mannschaft den Druck nehmen im kommenden Spiel gegen Dänemark.

Am Ende sieht alles gut aus. Das Spiel gewonnen, die ersten Punkte auf dem geplanten Weg an die EM 2020 geholt, zwei Tore geschossen, keines bekommen: Die Schweiz hat in Tiflis gegen Georgien die Pflicht erfüllt. «Wir haben klar gewonnen», bilanziert Nationalcoach Vladimir Petkovic.
Dieses 2:0 könnte auch ein 4:0 sein oder so. Chancen haben die Schweizer genug an diesem frühen Abend in Georgien. Allein zwischen der 53. und 68. Minute sind es sechs – für Freuler, Zuber, Embolo, Ajeti, Embolo und nochmals Ajeti. Nur Steven Zuber trifft. Immerhin tut er das auf eine Art, die zum Auftritt der Schweizer nach der Pause passt: Er schiebt den Ball überlegt in die tiefe Ecke.
Zuber trifft zum 1:0. Quelle: SRF
Die zweite Halbzeit der Schweizer kann sich sehen lassen. Da sind sie endlich im Spiel angekommen und haben begriffen, um was es geht. Was ihnen zu denken geben muss: Sie brauchen wieder eine ganze Halbzeit, um zur richtigen Einstellung zu finden. Ihnen behagt nicht, wie der Gegner zu Werk geht, aggressiv auf dem ganzen Platz, bissig, beseelt vom Willen, dem stimmungsfreudigen Publikum etwas zu bieten.
Xhaka sinnbildlich für die Schweizer Leistung
Sie haben kein Tempo im Spiel, keine Bereitschaft, die weiten Wege zu gehen. Sie sind sehr fahrig in ihren Aktionen und selbstgefällig im Verhalten, was gerade auch für den Strategen Granit Xhaka gilt. Ihm unterlaufen ungewohnt viele Fehlpässe. Aus dem Mittelfeld kommt kein Druck, im Sturm gewinnt keiner einen Zweikampf, kein Embolo, Gavranovic und Zuber. Das Zwischenzeugnis weist eine 3 als Note aus, maximal. Es ist wie schon öfters bei dieser Schweizer Mannschaft, dass sie nur schwer in Schwung kommt. So war es zum Beispiel an der WM gegen Serbien, als sie zur Pause 0:1 zurücklag, gegen Schweden im Achtelfinal oder auch zum Abschluss der Nations League, als sie gegen Belgien schnell 0:2 zurückfiel.
Zakaria entscheidet mit dem 2:0 das Spiel. Quelle: SRF
Meist schaffte sie es, während des Spiels reagieren zu können, nicht gegen Schweden, aber eindrücklich tat sie es gegen Serbien und Belgien. Und auch in Tiflis findet sie den Knopf. Petkovic stellt das System auf ein 3-5-2 um, zieht Zuber etwas zurück, Lichtsteiner drängt nach vorne, Petkovic fordert mehr Breite und Tiefe im Spiel, und die Mannschaft findet sie.
Die erste Chance, die sich ihr bietet, ist typisch für den Wandel. Freuler sucht entschlossen den Weg zum Tor, wie das während der ganzen ersten Halbzeit nie der Fall gewesen ist. Er verfehlt mit seinem Schuss das Goal, in der Mitte steht Gavranovic in diesem Moment völlig frei. Dann ist es Fabian Schär, der einen weiten Pass schlägt. Es ist vielleicht seine grösste Qualität, die er dabei ausspielt. Nicht viele verstehen es, einen Ball über 50 Meter zentimetergenau zum Mitspieler zu bringen. Via Embolo kommt der Ball zu Zuber. Und der steht mit seinem Treffer für die Steigerung des ganzen Teams.
Petkovic glaubt, dass der Sieg Druck nimmt
Schär ist stark. Dass er nach einem harten Zusammenprall einmal regungslos liegen bleibt, bremst ihn nicht. Er ist es schliesslich auch, der mit seinem Vorstoss grossen Anteil am zweiten Tor hat. Im ersten Anlauf kann Ajeti davon nicht profitieren, er bleibt an Goalie Loria hängen. Den Abpraller aber schiebt Zakaria ein. Das ist in der 80. Minute und die Antwort auf die Frage, ob Petkovics Mannschaft für ihre Nachlässigkeiten bei der Chancenauswertung noch bestraft wird. «Wenn wir die Sache so machen wie in der zweiten Halbzeit», sagt Petkovic, «habe ich keine Angst, wenn einer einmal kein Tor schiesst.»
Die Schweiz ist unter dem Coach flexibel geworden in der taktischen Ausrichtung. Zum Repertoire gehören ein 3-4-3, 4-2-3-1 oder 3-5-2. Diese Flexibilität sei aber nicht entscheidend gewesen für die Reaktion in diesem Spiel, wehrt Petkovic ab. Für ihn hat das mehr mit der Bereitschaft zu tun, schneller zu spielen und weniger Fehler zu machen.
Das 2:0 steht jedenfalls dafür, dass die Schweiz ein weiteres Mal gewichtige Absenzen verkraftet hat. Xherdan Shaqiri und Haris Seferovic hatten sich mit Leistenbeschwerden abgemeldet, dazu kam noch Admir Mehmedi mit einer Erkältung. In Tiflis geht das gegen die Nummer 91 der Welt, dafür lässt diese nach der Pause zu sehr nach, weil ihr zusehends die Kräfte schwinden.
Es wird spannend sein, zu sehen, wie sich diese Ausfälle gerade von Shaqiri und Seferovic am Dienstag auswirken. Dann kommt Dänemark nach Basel, die Weltnummer 10, ein Achtelfinalist der letzten WM und der qualitativ hochwertigste Gruppengegner. «Dank des Sieges gegen Georgien sind wir nicht unbedingt unter Druck», glaubt Petkovic.
In Basel sind die Schweizer allerdings gut beraten, schon von Anfang an mit der richtigen Haltung auf dem Platz zu stehen – und sich kleine Disziplinlosigkeiten zu ersparen, wie Xhaka eine begeht. In der 89. Minute schlägt er den Ball weg und holt sich unnötig eine Gelbe Karte.
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