Er hat das Zeug zum nächsten Superstar
Jungstar Patrick Mahomes steht noch am Anfang seiner Karriere – heute fordert er in den NFL-Playoffs die Legende seines Sports.
Viel ungemütlicher geht es kaum. Bei Sonnenschein mag das Stadion noch freundlich aussehen, doch kaum bricht die Nacht oder (noch schlimmer) der Winter herein, will hier keiner mehr spielen. Vor allem kein Gegner. Das Arrowhead Stadium von Kansas City, ein weites Rund mit 76'000 Plätzen, ist das Heimstadion der Chiefs und eines der lautesten der ganzen Liga. Lautstärke-Rekorde wurden hier schon gemessen.
Besonders empfindlich dürfte es heute Abend werden, wenn die Chiefs im Playoff-Halbfinal die New England Patriots empfangen (live ab 0.15 Uhr auf Pro 7). Es geht dabei um die Krone der American Football Conference und den Einzug in die Superbowl LIII. Am Sonntag, 3. Februar, wird das Endspiel in Atlanta ausgetragen. Als Gegner wartet der Sieger des ersten Halbfinals zwischen New Orleans und den Los Angeles Rams (live ab 21.00 Uhr auf Pro 7).
Die Partie zwischen Kansas City und New England ist ein Duell der Gegensätze. Auf der einen Seite der erfolgsverwöhnte Gast aus Boston, der die Liga seit Beginn des 21. Jahrhunderts dominiert, in den 18 Saisons seither 16-mal das Playoff, 13-mal den Halbfinal und 8-mal die Superbowl erreicht und fünf Titelgewinne gefeiert hat. Quarterback Tom Brady ist der Superstar dieses Sports.
Sehnsüchte in Kansas City
Auf der anderen Kansas City, das zu Beginn der Superbowl-Ära stark war, 1967 den allerersten Final der Geschichte bestritt und ihn 1969 erstmals gewann – in den letzten 20 Jahren das Playoff aber häufiger verpasst als erreicht hat. Die Fans im Mittleren Westen brennen auf Erfolg, und tatsächlich: Mit Patrick Mahomes haben die Chiefs seit diesem Jahr einen jungen Quarterback, der ihnen diese Sehnsucht erfüllen könnte.
Erst 23-jährig ist Mahomes, im Frühling 2017 hatten ihn die Chiefs gedraftet und zunächst behutsam aufbauen wollen. Doch gleich in seiner ersten Saison als Stammspieler übertraf der junge Mann die Erwartungen weit. 50 Touchdowns hat er geworfen, knapp drei pro Partie also, und total Pässe über mehr als 5000 Yards. Seine Technik erinnert an die grössten Spielmacher der Geschichte – und von den aktuellen Quarterbacks bringt keiner die tiefen Pässe so wuchtig und präzise an wie Mahomes. Was die Ruhe am Ball betrifft, ähnelt er stark seinem Widersacher von heute Abend, Tom Brady.
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«Mein Trainer im College hat mir viele Videos von ihm gezeigt, und ich kann viel von Brady lernen, was die Bewegungen hinter der Offensive Line betrifft», sagt Mahomes. Nie ist der Druck grösser als unmittelbar nach einem Snap, wenn der Quarterback den Ball vom Center erhalten hat: Es ist der Augenblick, in dem die Verteidiger losstürmen und nach dem Spielmacher drücken, greifen, hechten. Mahomes meistert diese Situationen scheinbar stoisch und lässt sich kaum je zu überstürzten Aktionen verleiten.
Das ist bemerkenswert für sein Alter, erstaunlich angesichts seiner Unerfahrenheit, und trotzdem: Das Athleten-Gen hat er ja mitbekommen von seinem Vater Pat. Dieser war in den Neunzigerjahren ein Baseballwerfer für zahlreiche Teams der Profiliga MLB. Unter anderem warf er für die Minnesota Twins, und es gibt ein Foto von ihm, wie er und seine damalige Frau den gemeinsamen, damals einjährigen Sohn Patrick auf den Armen tragen, alle drei im Twins-Shirt. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1996, zur gleichen Zeit spielte Tom Brady als 19-jähriger Student für die Michigan University.
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Nun stehen sich beide in der National Football League gegenüber, und während man bei Tom Brady rätselt, wie lange er sich den brachialen Sport noch antun will («so lange wie möglich», sagt er selbst), dürfte Mahomes die Zukunft gehören. Sein Talent ist unverkennbar – und er bringt auch sonst alles mit, um ein Star zu werden. Kaum dem College entwachsen, wo die Spieler keine Werbeverträge unterschreiben dürfen, ist er auf den Werbeflächen in und um Kansas City allgegenwärtig. Er wirbt für Ketchup, Sandwiches, Zerealien.
«Er ist ein traumhafter Klient», schwärmt sein Agent Leigh Steinberg. Der Mann ist selber eine Legende. Er war einer der ersten kommerziell erfolgreichen Agenten und stand Pate für den Film «Jerry Maguire». Dabei spielt Tom Cruise einen mässig erfolgreichen Spielermanager, der eine Agentur mit wenigen Mitteln und viel Herz aufbaut und mit einem einzigen Spieler einen Volltreffer landet. Steinberg hat in seiner Laufbahn legendäre NFL-Quarterbacks wie Warren Moon, Steve Young und Troy Aikman betreut, seine Firma ging aber 2012 in Konkurs.
Die magischen Cornflakes
Steinberg fiel in ein Loch, ertrank im Alkohol und rappelte sich doch wieder auf. Heute ist er trocken – und Patrick Mahomes sein erster NFL-Profi seit dem Neustart. Und wohl gleich ein Volltreffer. «Er wird bald auch für ein Flugzeug werben und für eine Bank», sagt Steinberg freudig. Ein Cornflakes-Hersteller nennt sein Produkt neuerdings «Mahomes Magical Crunch». Ausserm, schreibt ESPN, könnte die QB-Sensation aus Texas der erste NFL-Spieler sein, der einen 200-Millionen-Vertrag unterschreibt. 2020 läuft sein Rookie-Vertrag aus.
«Gutes kommt nicht einfach so», heisst es in einem Werbespot mit dem Jungstar. «Man sagt, es braucht 10'000 Stunden, um ein Meister zu werden.» Heute Abend gegen die New England Patriots kommen für Patrick Mahomes drei intensive dazu.
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