Embolos unerfüllte Liebesgeschichte dürfte bald enden
Seit drei Jahren spielt Breel Embolo bei Schalke 04. Weil die Gelsenkirchener sparen müssen, könnte der Schweizer in einem trauten Umfeld einen neuen Anlauf nehmen.
Im April erlebte der 22-jährige Breel Embolo eines der emotionalsten Spiele seiner Karriere. In Dortmund wartete die Borussia, Tabellenzweiter in der Bundesliga und mitten im Rennen um die Meisterschaft. Embolo reiste mit Schalke 04 an, Tabellenfünfzehnter und seit Wochen mitten im Kampf gegen den Abstieg. Mehr als 80'000 Menschen sahen, wie Dortmund in Führung ging, Schalke die Partie drehte, Dortmund den Anschlusstreffer erzielte und Breel Embolo vier Minuten vor Schluss das 4:2 erzielte.
Die Königsblauen verschafften sich mit diesem Sieg, einer der grössten Überraschungen der Saison, jede Menge Luft in den Niederungen der Tabelle. Gleichzeitig zerstörten sie den Titeltraum ihres grössten Rivalen. Mehr Emotionen gehen nicht für einen Spieler des FC Schalke 04. Schon gar nicht für Embolo, für den es das erste Revierderby war. Und wohl auch sein letztes. Der 22-Jährige wechselt aller Voraussicht nach für vier Jahre zu Borussia Mönchengladbach.
Der Sieg gegen Dortmund war der emotionale Höhepunkt in der Schlussphase von Embolos Zeit auf Schalke. Doch keineswegs der einzige. Seit er im Sommer 2016 nach 60 Spielen in der Super League vom FC Basel nach Deutschland gewechselt hat, war Schalke 2017 Vizemeister und 2019 Achtelfinalist in der Champions League. Vor allem aber folgte für Embolo in den letzten drei Saisons ein gesundheitliches Ungemach aufs andere: Am siebten Spieltag verletzte ihn Augsburgs Verteidiger Konstantinos Stafylidis derart schwer, dass Embolo den Rest seiner ersten Bundesligasaison verpasste.
Die Erwartungshaltung war zu gross
Dabei war Embolo gerade erste angekommen auf Schalke. Er hatte eine Woche zuvor seine ersten zwei Tore erzielt und stand in Augsburg zum dritten Mal in Folge in der Startformation. Weil er sich später wieder und wieder verletzte, verpasste Embolo mit Schalke insgesamt 64 Spiele, das ist fast die Hälfte aller Partien. War Embolo fit, spielte er meistens, wenngleich nicht immer von Anfang an. Er war durchschnittlich in jedem dritten Einsatz an einem Tor beteiligt und hat in der abgelaufenen Saison in 20 Spielen fünf Mal getroffen.
Die ganz grosse Liebesgeschichte zwischen Embolo und Schalke hat sich trotzdem nie entwickelt. Dafür war die Erwartungshaltung zu gross, als er 2016 vom FC Basel verpflichtet wurde, für rund 27 Millionen Euro. Noch nie war ein Spieler aus der Super League so teuer. Und noch nie hatte Schalke so viel Geld für einen Fussballer ausgegeben. Entsprechend hatten Verein und Spieler Hoffnungen, die kaum erfüllt werden konnten. Denn Embolo war gerade mal 19 Jahre alt und er gilt als sensibel. Da kam es ihm kaum zugute, dass er in drei Saisons drei Trainer erlebte. Und bereits nimmt mit David Wagner (zuletzt Huddersfield in der Premier League) der nächste Trainer seine Arbeit auf.
Unruhen haben auf Schalke Tradition
Embolo hat in Schalke einen Verein vorgefunden, den traditionell ein nervöses Umfeld umgibt und der kaum Geduld hat, wenn es nicht läuft. Mitten in der letzten Rückrunde legte zum Beispiel Sportvorstand Christian Heidel sein Amt nieder. Die Schalker hielten mit Interimstrainer und Rückkehrer Huub Stevens die Klasse und beendeten die Saison auf Rang 14. Schlechter waren sie seit dem Wiederaufstieg 1991 nie klassiert.
Aufgrund dieses Misserfolgs entgehen Schalke Einnahmen aus dem Europacup, mit denen ein vermeintlicher Spitzenclub budgetiert. Auch das ist ein Grund, warum man Embolo ziehen lassen könnte: Schalke muss sparen. Zumal der Verein in diesem Sommer noch keinen Euro auf dem Transfermarkt eingenommen. Da käme Embolos Verkauf gerade recht.
Derweil kann Borussia Mönchengladbach investieren. Sie stehen in der Gruppenphase der Europa League und haben Ende Mai den belgischen Flügel Thorgan Hazard (26) an Borussia Dortmund verkauft, als Ablöse machen 25,5 Millionen Euro die Runde. Das ermöglicht Gladbach den mutmasslichen Zuzug Embolos – und dem Spieler einen Neuanfang in der Bundesliga.
Bei der Borussia träffe der 32-fache Nationalspieler auf die Schweizer Yann Sommer, Nico Elvedi, Michael Lang und Denis Zakaria. Und es ist gut möglich, dass es genau dieses Umfeld ist, das Embolo zur Entfaltung braucht. Damit er dereinst den grossen Erwartungen an ihn gerecht wird.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch