Eine verpasste Chance
Die Thalwiler wollen keine Pioniergemeinde sein. Sie wollen nicht als erste Versammlungsgemeinde im Kanton Zürich eine Geschäftsprüfung einführen. Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) prüft die politischen Geschäfte weiterhin nur auf die finanziellen Aspekte hin und nimmt keine inhaltliche Einschätzung vor. Volkes Stimme hat gesprochen, das ist zu respektieren. Schade ist es trotzdem – es ist eine verpasste Chance.Natürlich ist schwer bezifferbar, wie viel Thalwil mit einer Geschäftsprüfung hätte einsparen können. Klar scheint einzig, dass sie gegenüber einer reinen Rechnungsprüfung geschätzte jährliche Mehrkosten von 50 000 Franken mit sich gebracht hätte. Das ist gerade in finanziell angespannten Zeiten nicht wenig. Aber gemessen an einem Gesamthaushalt von 120 Millionen Franken auch nicht gerade viel.
Für diesen verhältnismässig kleinen Betrag hätte die Gemeinde ein Gremium erhalten, das einiges zur Versachlichung der Thalwiler Politik hätte beitragen können.
Befeuert durch die angespannte finanzielle Situation ist die Stimmung in Thalwil nämlich schon länger emotional aufgeheizt. Das zeigte sich gerade an der pikierten gemeinderätlichen Reaktion auf die RGPK-Initiative. Es zeigt sich an Gemeindeversammlungen, wenn erbittert um Sitzbänke, Busse und Formulierungen gestritten wird. Regie führt dabei offenbar nicht nur in der Bevölkerung oft Betroffenheit.
Streitkultur ist in einer direkten Demokratie ein hohes Gut. Dabei sollte es aber in erster Linie um die Sache gehen, nicht um Befindlichkeiten. Das sagt der Thalwiler Gemeinderat selbst immer wieder. Dafür zu sorgen, dass diese Devise auch eingehalten wird, allseits, scheint dem Neunergremium dagegen schwer zu fallen. Eine RGPK hätte es da unterstützen können.