Eine «gute Sache», die den Buchhändlern Verluste beschert
Der Schweizer Bücherbon wird bei den Buchhandlungen rund um den Zürichsee häufig eingesetzt. Doch die Rechnung geht für die Läden nicht immer auf. Deswegen bevorzugen sie ihre eigenen Gutscheine, wodurch das Solidaritätsprinzip der Bücherbons angekratzt wird.

Bücher sind ein beliebtes Geschenk, doch den Geschmack des Beschenkten zu treffen, ist nicht immer einfach. Da sind Büchergutscheine eine Hilfe, insbesondere der Schweizer Bücherbon, der in praktisch allen Buchhandlungen eingelöst werden kann. «Eine absolut gute Sache», findet auch Maya Leuenberger-Lühty von der Buchhandlung Köhler in Richterswil.
Der Gutschein wird von der Genossenschaft des Schweizer Bücherbons verwaltet und funktioniert nach dem Solidaritätsprinzip, erklärt Gerhard Becker, operativer Leiter der Geschäftsstelle. Die Buchhandlungen erwerben Bücherbons zum Verkauf bei der Genossenschaft und erhalten dafür 15 Prozent Rabatt. Wird ein Bücherbon bei ihnen eingelöst, erhalten sie den Gutscheinbetrag von der Genossenschaft – abzüglich 15 Prozent. So eindeutig wie es scheint, ist die Rechnung für die Buchandlungen aber nicht, wie eine Umfrage um den Zürichsee zeigt.
Rechnung geht nicht auf
Zwar halten alle angefragten Büchhändler den Bücherbon grundsätzlich für eine gute Sache. Doch wenn es um die konkrete Handhabung der Gutscheine geht, zeigt sich, dass der ideelle Wert hinter Geschäftsinteressen zurücktreten muss.
Wenn Kunden beim Zahlen mit dem Bücherbon mehr als fünf Franken Rückgeld erhalten, wird dies gemeinhin in Form eines Gutscheins ausgezahlt. Bei etwa der Hälfte der befragten Buchhandlungen ist dies ein Gutschein des eigenen Geschäfts, und nicht etwa ein Schweizer Bücherbon.
«Wenn ich dem Kunden ein Bücherbon zurückgebe, habe ich ihm 15 Prozent des Betrages geschenkt.»
«Wenn ich dem Kunden ein Bücherbon zurückgebe, habe ich ihm 15 Prozent des Betrages geschenkt», erklärt Maya Leuenberger-Lüthy. Dies, weil sie eben nur 85 Prozent des Gutscheinwertes zurückerstattet bekommt.
Auch Sandra Bellini von der gleichnamigen Buchhandlung in Stäfa versucht diesen Verlust zu vermeiden, indem sie hauseigene Gutscheine herausgibt. Damit würden die Kunden auch gleich noch ans Geschäft gebunden. Und wenn ein Käufer einen Schweizer Bücherbon vorziehen würde? «Dann zahle ich den Restbetrag lieber in Bar aus», stellt Bellini klar.
Solidarität in Frage gestellt
Dieses Vorgehen wird von einigen Buchhändlern kritisch gesehen. Damit werde das Solidaritätsprinzip hinter dem Bücherbon untergraben, findet etwa Claudia Rota vom Kafisatz in Wädenswil.
«Ich finde es nicht gut», meint auch Eduard Hirschi vom Bücherspatz in Rapperswil-Jona. Es sei klar, dass die Buchhandlung, die den Gutschein verkaufe, mehr profitiere, als diejenige die ihn einziehe. Aber wer heutzutage beim Buchhandel nur auf den Gewinn schaue, könne gleich aufgeben. «Entweder sagt man ja oder nein zum Gutschein». Hirschi retourniert daher immer Schweizer Bücherbons. So wird es auch im Bücherparadies in Rapperswil-Jona gehandhabt.
Gerhard Becker von der Genossenschaft Schweizer Bücherbon ist anderer Meinung. Das Solidaritätsprinzip werde nicht infrage gestellt. Die Genossenschaft gibt den Buchhandlungen keine Anweisungen zur Handhabung: «Das ist völlig den Buchhandlungen überlassen», erklärt Becker. Bei etwaigen Restguthaben sollte die Buchhandlung immer bestrebt sein, im Sinne der Kundenzufriedenheit zu handeln.
Einer, der vom Geschäft mit den Bücherbons profitiert, ist Stephan Winiger von der Küsnachter Buchandlung Wolf. «Wir verkaufen mehr Schweizer Bücherbons, als bei uns eingelöst werden.» Der Inhaber des Buchladens erklärt sich dies mit der Lage des Geschäfts in der Nähe des Bahnhofs und der Kantonsschule. Die jungen Leute würden die Gutscheine dann eher in Zürich einlösen als in der Seegemeinde.
Nicht nur die kleinen Buchhändler hadern ab und zu mit dem Bücherbon, sondern auch der Marktführer, die Orell Füssli Thalia AG. Sie hat daher die Einlösemöglichkeiten des Gutscheins eingeschränkt. Bei Hauslieferungen aus Onlinebestellungen kann der Bücherbon seit letztem Herbst nicht mehr eingesetzt werden. Der Aufwand sei zu gross gewesen, heisst es beim Unternehmen. Die Kunden mussten den Gutschein jeweils per Post einschicken und der Betrag wurde ihnen dann manuell angerechnet. Das Angebot sei dementsprechend selten genutzt worden. Werden online bestellte Produkte in der Filiale abgeholt, ist der Bücherbon weiterhin einlösbar.
Momentan gibt es den Bücherbon nur in Papierform. Die Genossenschaft habe aber ein Projekt in Arbeit mit dem Ziel, eine elektronische Version anzubieten. Wann es soweit ist, ist noch unklar.
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