Zug erzwingt eine FinalissimaEin Zürcher Sturmlauf in die bitterste Niederlage
Die ZSC Lions werden für ihren beherzten Auftritt in der Derniere im Hallenstadion nicht belohnt und verlieren 0:2 gegen den EV Zug. Am Sonntag in der Bossard Arena fällt die Entscheidung.
Der letzte Hockeyabend im Hallenstadion nach fast 72 Jahren bot eine mitreissende Atmosphäre, leidenschaftlich kämpfende ZSC Lions und lange viel Spannung. Was er nicht bot: ein Tor der Zürcher. So sehr diese auch anrannten, so gut ihre Chancen waren, immer war noch ein Stock, ein Schlittschuh oder eben EVZ-Goalie Leonardo Genoni dazwischen. Der 34-Jährige, der einst bei den ZSC Lions gross geworden war, schrieb mit seinem Shutout im sechsten Finalspiel das letzte Kapitel in der reichen Hockeyhistorie des Hallenstadions.
Die Zuger siegten 2:0, obschon sie erstmals in dieser Serie klar weniger Spielanteile hatten, dafür aber das Glück der Tüchtigen. Es begann in der 4. Minute: Roe gewann zwar das Bully in der ZSC-Zone gegen Jan Kovar, aber dennoch kam der Puck zu Herzog. Dessen Schuss parierte Jakub Kovar zwar, doch der Abpraller landete via Justin Azevedos Schlittschuh im eigenen Tor. Wie schon in Spiel 4 brachte also ein unglückliches Eigentor der ZSC Lions die Zuger auf die Siegerstrasse. Damals hatte Geering einen Abpraller mit seiner Schulter zum 1:2 ins eigene Tor abgelenkt.
Das 1:0 für die Zuger hätte man als gutes Omen für die Zürcher deuten können, denn in den ersten fünf Spielen hatte stets das Team gewonnen, das zuerst in Rückstand geriet. Und die Zürcher, nach dem frühen Gegentor die Jäger, drückten in der Folge vehement auf den Ausgleich.
Sie zeigten vor allem ein eindrückliches Mitteldrittel, in dem sie auf ein Tor spielten, den Puck immer wieder in der Zuger Zone eroberten und sich Chance um Chance erarbeiteten. 17:1 hiess das Schussverhältnis in diesem Abschnitt, doch der Puck wollte einfach nicht ins Zuger Tor.

Im Schlussabschnitt verstanden es die Zuger dann wieder besser, das Spiel auch ab und zu in die Mittel- und Offensivzone zu verlagern. Die Zürcher kamen zwar immer noch zu Chancen, waren aber nicht mehr ganz so zwingend. Ihr unbelohnter Effort im Mitteldrittel hatte auch Kraft gekostet.
In der 51. Minute führte dann eine hart gepfiffene Strafe gegen Hollenstein zur Entscheidung. Die Schiedsrichter hatten sehr viel laufen lassen an diesem Abend, beispielsweise auch einen Faustschlag ins Gesicht Hollensteins, doch da schauten sie genau hin: Der ZSC-Stürmer, geschubst von Gross, erwischte Schlumpf am Schlittschuh und musste für Beinstellen auf die Strafbank.
Damit war nicht nur der Zürcher Schwung gebremst, die Zuger erhöhten durch Hofmann (53.), schön angespielt von Kovar, auf 2:0. Die Partie war damit entschieden, den letzten Angriffsversuchen der ZSC Lions fehlte die Überzeugung.
Hatten sie die ersten drei Spiele der Finalserie gewonnen, obschon sie nicht unbedingt das bessere Team gewesen waren, haben sie nun zweimal unglücklich verloren. Die Vorteile scheinen damit alle beim EV Zug zu liegen, der ein 0:3 aufgeholt, sich mental und spielerisch sehr stabil gezeigt hat und am Sonntag in der Bossard Arena vor eigenem Publikum Meister werden kann. Zum zehnten Mal entscheidet eine Finalissima.
Inspiration schöpfen aus 2018
Woraus können die ZSC Lions noch Hoffnung schöpfen? 2018 im Final gegen Lugano erlebten sie Ähnliches: Sie verspielten damals zwei Meisterpucks, verloren das sechste Spiel ebenfalls im Hallenstadion hauchdünn. Damals dominierten sie ebenfalls phasenweise krass, vor allem im Mittelabschnitt (16:2 Schüsse), doch Lajunen gelang das entscheidende 3:2 in der 57. Minute – ein bitterer Schlag für die Zürcher.
Sie fuhren für Spiel 7 ins Tessin, wo alle eine Meisterparty erwarteten, und gewannen 2:0. Captain Geering kann jenen, die nicht dabei waren, ja von damals erzählen, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
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