Sweet Home: Wohnen wie die Bohemiens Ein Stil, der viel Freiheit lässt
Den Bohemian-Stil kann man nicht kopieren und er ist keinem Diktat unterworfen. Entdecken Sie, was ihn so besonders macht.
Kleine Geschichte des Bohemian-Stils

Viel früher als die Hippies entflohen die englischen Bohemiens dem bürgerlichen Leben und suchten vor mehr als hundert Jahren nach neuen Werten und Lebensformen. Als Vorbild dienten ihnen die Fahrenden, die damals oft aus Böhmen kamen. Deren ungebundenes Leben, die farbigen Kleider und Wohnwagen inspirierten, drückten pure Lebensfreude aus und waren ideal, um einen persönlichen, künstlerischen Ausdruck zu finden. So entstand das neue, fiktive Land «Bohemia» – ein Refugium für Künstler, Dichter, Philosophen und Individualisten. Sie zogen in günstige Häuser auf dem Land, richteten sich in Künstlerateliers ein und kreierten einen neuen Stil, der bald darauf auch Mode wurde. Und wie es mit der Mode so ist – sie kommt immer wieder und weckt in uns die Sehnsucht nach anderem, nach vergangenen Zeiten oder Fernem. In der heutigen, übertechnologisierten, wohlorganisierten Zeit ist es verständlich, dass wir uns nach Unkonventionellerem und Persönlicherem sehnen – und dafür ist der farben- und lebensfrohe Stil der Bohemiens genau richtig.
Der Bohemian-Stil hört nie auf zu wachsen

Für Perfektionisten und alle, die gerne in kürzester Zeit fix und fertig eingerichtet sind oder genaue Anleitungen dafür brauchen, ist der Bohemian-Stil nichts. Denn wer sich ihm verschrieben hat, ist eigentlich dauernd am Einrichten. Die Wohnung immer wieder neu zu gestalten, zu verändern, Dinge oder gar Möbel zu verrücken, sind Teil des Boho-Stils.
Der Bohemian-Stil drückt Lebensfreude aus

Wer sich dem Bohemian-Stil verschrieben hat, liebt nicht nur das Zuhause und dessen Gestaltung, sondern auch das Leben. Man will immer wieder Neues und Schönes entdecken, seine Kreativität ausleben, hat Freude an Farben und an Mustern und zeigt dies auch in der Wohnung.
Der Bohemian-Stil lässt Kitsch zu

Bei den meisten Wohnstilen folgt man genauen Richtlinien und ist sehr darauf bedacht, dass nichts stört, laut oder gar kitschig ist. Nicht so beim Boho-Stil. Er ist ein toleranter Stil, bei dem Kunst und Kitsch ganz selbstverständlich zusammenfinden.
Mit dem Bohemian-Stil schaffen Sie Platz für alles

Kein Wohnstil ist so tolerant wie der Bohemian-Stil. Er lässt zu, dass man für alles, das man liebt, neu entdeckt oder als aus sentimentalen Gründen um sich herum haben will, einen Platz findet. Jedes einzelne Stück wird freundlich aufgenommen in die Gruppen von anderen individuellen Stücken.
Die Bohemiens glaubten übrigens, dass Freundschaft wichtiger ist als Familie. Oft wohnten sie in Gemeinschaften zusammen und lebten offene Ehen und Partnerschaften. Das Wohnzimmer war eine Art Salon, in dem man zusammensass und manchmal ganze Nächte lang diskutierte. Wichtig war den Bohemiens Wohnlichkeit zu kleinem Preis, der Verzicht auf bürgerliche Steifheit und Repräsentation. Ein Wohnzimmer im Bohemian-Stil ist persönlich, lebensfroh, gewachsen, künstlerisch und unkonventionell.
Der Bohemian-Stil ist immer persönlich

Im Gegensatz zum perfekten Stil von Influencerinnen wie Athena Calderone, den viele nachahmen, ist Bohemia kein Stil, den man kopieren kann. Er ist und bleibt immer so persönlich wie die Bewohner, die ihn kreieren. Ein unpersönlicher Bohemian-Stil ist unmöglich.
Der Bohemian-Stil ist kokett

Je persönlicher ein Wohnstil ist und je mehr er über die Bewohnerinnen und Bewohner verrät, umso spannender wird er. Er bekommt auch zwangsläufig eine bestimmte Koketterie, weil man Dinge sieht, die eine Bedeutung haben. Das wiederum macht neugierig und lässt die Betrachter rätseln.
Der Bohemian-Stil lässt träumen

Wer sich dem Bohemian-Stil hingibt und so auf kreative Art seine eigene Welt gestaltet, kreiert Traumwelten und erfüllt sich Wüsche. In dieser kleinen, charmanten Ecke treffen sich Himmelblau und Rosarot mit einer Tapete, die an die Vierzigerjahre denken lässt. Alles zusammen könnte eine Illustration eines Kinderbuchs sein – einfach real und zu Hause in der eigenen Wohnung.
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Der Bohemian-Stil macht mutig

Vor vielen Jahren, in einer Zeit, bevor Internet und Instagram vieles entzauberten, inszenierte man Fotos aufwändig für Zeitschriften und entführte damit die Leserinnen und Leser in andere Welten. Dafür mietete man Locations. Fantastische Orte gab es etwa in London. Dort wurden nämlich nicht nur viele Fotostrecken produziert, sondern auch Werbespots, Filme und Musikvideos. Kreative Menschen gestalteten ihre Häuser so, dass sie als Location für Foto und Film vermietbar wurden. Sie konnten sich so einfacher Wohneigentum leisten. In ein Haus, das einer Stylistin gehörte, verliebte ich mich besonders. Es hatte ein kokettes Boho-Flair und viele französische Antiquitäten, wie mit Satinstoffen bezogene Betten, Kronleuchter oder Boudoirsofas. Kitsch und Kunst trafen sich in einem persönlichen Stil, der neu und mutig war. Dieses Bild ist aus ihrem Haus.
Der Bohemian-Stil fördert die Lust zum Sammeln

Der Boho-Stil ist kein Wohnstil, für den man sich eines Tages entscheidet, kurz mal eine Einkaufsrunde startet und sich dann einrichtet. Er ist eher eine Haltung, ein Lebensgefühl, und wird von Menschen umgesetzt, die gerne sammeln und entdecken. In Wohnungen, die im Bohemian-Stil einrichtet sind, findet man besondere, einzigartige Dinge, welche die Bewohner erstanden, weil sie ihnen ins Herz sprangen. Solche Sammlerstücke sind jeweils persönliche Lieblinge, die nicht als Wertanlage gekauft wurden oder als Prestigestücke zur Schau gestellt werden.
Der Bohemian-Stil überrascht

Dieses fiktive Land, welches die ersten Bohemiens «Bohemia» nannten, besteht mittlerweile aus vielen unterschiedlichen Gegenden, Dörfern oder Städten. Denn je älter die Welt wird, umso mehr «alte» Stücke gibt es und dementsprechend prägen unterschiedliche Optiken und Stimmungen die Einrichtungen. Was aber alle vereint, ist die Eklektik. Dieses Zusammenspiel von einzelnen, unterschiedlichen Stücken, von Besonderem und Einmaligem haben alle Bohemian-Wohnungen gemein. Auch fehlt es ihnen nie an überraschenden Ideen. Hier ist es eine Bar, die in einem Schrank steckt, welcher mit einer Bildtapete ausstaffiert wurde.
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