Belgien, Niederlande, Luxemburg unter WasserEin reissender Strom mit Sofas, Autos und Schutt
Auch Teile der Benelux-Staaten sind von den starken Regenfällen und Überflutungen betroffen. Tausende mussten evakuiert werden.

«Die Ohnmacht», titelte die Brüsseler Tageszeitung «Le Soir» angesichts des Hochwassers in Ost- und Südbelgien. Es folgten 14 Sonderseiten, die das Ausmass der Verwüstung und das Leid der Menschen dokumentieren.
Am Freitagnachmittag meldeten die belgischen Behörden 23 Tote, allerdings dürfte sich wie in Deutschland die Zahl erhöhen, wenn die Rettungskräfte alle überfluteten Gemeinden erreichen. 13 Personen gelten als vermisst. Das Krisenzentrum forderte die Bürger im Süden und Osten des Landes auf, auf sämtliche Reisen zu verzichten. Elio Di Rupo, der Ministerpräsident der besonders betroffenen Region Wallonien, hatte am Freitagmorgen von einer «gewissen Entspannung» gesprochen: Substanziell verbessert habe sich die Lage jedoch noch nicht, denn man sei noch immer mit Nothilfe beschäftigt. Das Trinkwasser ist stellenweise ungeniessbar, in Ostbelgien sind Zehntausende ohne Strom, und der Schienenverkehr ist stark beeinträchtigt.
Wer entlang des Flusses Maas wohnt, sollte Wohnungen und Häuser verlassen.
In der Universitätsstadt Lüttich mit 200’000 Einwohnern war die Lage besonders heikel. Der Bahnhof wurde gesperrt, die Versorgung mit Gas, Wasser und Strom war unterbrochen, und wer entlang des Flusses Maas wohnt, sollte Wohnungen und Häuser verlassen. Filmaufnahmen zeigten einen reissenden Strom, der Steinmauern zum Einstürzen brachte und in dem Sofas, Autos und Schutt trieben.
Wie die Lütticher Polizei mitteilte, stieg der Wasserpegel der Maas in der Nacht nicht weiter an, wodurch das Stadtzentrum verschont blieb. Auch in den anderen Flüssen der Region, die ans deutsche Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz grenzt, soll das Wasser nach Einschätzung der Behörden allmählich wieder sinken – allerdings sei das Bild wegen zahlreicher zerstörter oder beschädigter Messstationen beeinträchtigt.
In Maastricht werden Tausende evakuiert
Im niederländischen Maastricht wurden am Donnerstagabend etwa 10’000 Bürger und Bürgerinnen aufgerufen, sich vor dem Hochwasser in Sicherheit zu bringen. Mehrere Hundert Soldaten waren als Unterstützung im Einsatz. Auch das Königspaar reiste in die südniederländische Region Limburg, wo Keller vollliefen und es zu Stromausfällen kam. In grünen Gummistiefeln stapften Willem-Alexander und Máxima durch Valkenburg und sprachen mit Bürgern. Am Freitag wandte sich der König direkt an die Nachbarn Belgien und Deutschland: «Ich wünsche allen Menschen, die von dem Hochwasser betroffen sind, sehr viel Kraft.»

In Luxemburg stufte die Regierung die Unwetter als Naturkatastrophe ein, dadurch wurden sofort 50 Millionen Euro an Soforthilfe frei. Unkompliziert werde man Privatpersonen, Betrieben und Landwirten unter die Arme greifen, sagte Premier Xavier Bettel. Auch im Grossherzogtum mussten Hunderte evakuiert werden, etwa aus den Orten Echternach, Hesperingen und Ettelbruck, allerdings starben nach bisherigem Kenntnisstand in Luxemburg keine Menschen. Dort sanken am Freitag auch überall die Pegel fast aller Flüsse ausser der Mosel.
Und für die nächsten Tage sind Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 27 Grad vorhergesagt.
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