Nachruf auf Hans KüngDer Schweizer Kirchen-Rebell hielt Rom den Spiegel vor
Die Päpste waren ihm meist zu provinziell. Der Luzerner Küng war zeitlebens ein widerspenstiger Reformtheologe, der die Debatte suchte – und auch das Rampenlicht.

Hans Küng war ein Pionier der Sterbehilfe. Er wollte selbstbestimmt und menschenwürdig sterben. «Ich will nicht als Schatten meiner selbst weiterexistieren», schrieb er im letzten Band seiner Memoirentrilogie. Selbst Mitglied einer Schweizer Sterbehilfeorganisation, schickte er sich dann aber in seine langjährige Krankheit (Parkinson) und in das Schwinden seiner Kräfte. Heute Dienstag ist er in seinem Haus in Tübingen friedlich eingeschlafen.
Viele hatten ihm die «nicht kirchliche Haltung» zum Sterben übelgenommen. Der Luzerner Theologe hatte immer schon der Orthodoxie ins Gesicht geschlagen und ist sich dabei treu geblieben: eine makellose Vita ohne Lebenslügen und Doppelmoral. Ein erstaunlich geradliniger Lebenslauf. Ein Leben, nicht angepasst an papierene Ideale, sondern immer in der Opposition. Im Clinch zumindest mit dem kirchlichen Establishment eroberte er sich einen Ehrenplatz bei den weltlichen Eliten.