Ein kleines Land mit grosser Sporthistorie
Kroatien steht im WM-Final. Das ist eine Überraschung, aber auch ein weiteres Kapitel in einer beeindruckenden Sportgeschichte.
Einer, Luka Modric, dirigiert das Mittelfeld von Real Madrid, der andere, Ivan Rakitic, tut dasselbe bei Barcelona. Der Dritte, Mario Mandzukic, holte auf Vereinsebene bereits 21 Titel. Ein vierter, Ante Rebic, wurde letzte Saison deutscher Pokalsieger mit Eintracht Frankfurt. Diese vier, ihre 19 Kollegen und Trainer Zlatko Dalic haben gestern den grössten Erfolg der Fussballgeschichte Kroatiens gefeiert – eines Landes mit 4,5 Millionen Einwohnern.
Dieses Land hat neben der Finalmannschaft von 2018 schon einige andere grosse Fussballer hervorgebracht. Da war Davor Suker, da war Zvonimir Boban. Da waren Ivica Olic, Dado Prso, die Kovac-Brüder, Dario Simic und viele weitere. 1998 in Frankreich wurde Kroatien WM-Dritter, in den letzten Jahren haftete den Männern in den karierten Trikots stets der Ruf des Geheimfavoriten an.
Handball, Basketball und Wasserball
Kroatien aber kann mehr als nur Fussball. Seit es im Oktober 1991 unabhängig wurde, tummeln sich immer wieder Kroaten auf den Spitzenplätzen der Sportwelt. Vor allem in Ballsportarten sind sie begabt, im Handball gar eine Macht. An den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta und 2004 in Athen gewann die Mannschaft jeweils Gold, 2012 in London gab es Bronze. Zudem holten die Kroaten im Handball bereits fünf WM- und EM-Medaillen.
Ähnlich liest sich die Liste kroatischer Erfolge im Wasserball, neben Fussball und Handball so etwas wie der Nationalsport. In der olympischen Nationenwertung liegen die Männer auf Platz 8 mit einer goldenen und zwei silbernen Medaillen. Und das, obwohl sie erst 1996 in Atlanta das erste Mal dabei waren. Kroatien belegt zudem Platz 6 im Medaillenspiegel der Wasserball-Weltmeisterschaften.
Ganz gross waren die Kroaten in den 90er-Jahren auch im Basketball. Zwischen 1992 und 1995 gab es vier Medaillen an Grossanlässen: Silber bei Olympia 1992 in Barcelona, Bronze bei der WM 1994 und den Europameisterschaften 1993 und 1995. Zu dieser Zeit spielte mit Drazen Petrovic der erste Kroate in der NBA, er wurde später sogar in deren Hall of Fame aufgenommen. Mittlerweile absolvierten noch zwölf weitere Kroaten mindestens einen Einsatz in der besten Basketballliga der Welt. Toni Kukoc sogar deren 945, dreimal wurde er NBA-Champion und spielte unter anderen mit Michael Jordan zusammen.
Die grossen kroatischen Tennisspieler
Kroatien hat neben vielen erfolgreichen Teamsportlern auch einige bekannte Einzelsportler. Basketballer Kukoc zum Beispiel gewann als Junior mehrere Titel im Tischtennis. Auch dort hinterliessen Kroaten auf internationaler Bühne ihre Spuren, drei Medaillen gab es an Weltmeisterschaften. Besser aber sind sie am grossen Netz.
Der berühmteste Name im Tennis ist wohl der von Goran Ivanisevic, vor allem in den 90er-Jahren aktiv. Nach insgesamt 21 Titeln zwischen 1990 und 1998 errang er seinen allergrössten Erfolg vor ziemlich genau 17 Jahren, als er in Wimbledon triumphierte. Im Juli 1994 war er hinter Pete Sampras die Nummer 2 der Welt. Bis heute ist Ivanisevic einer von nur drei kroatischen Gewinnern an Grand-Slam-Turnieren. Die erste Siegerin war Iva Majoli. Sie gewann 1997 in Paris – und verhinderte so der damals erst 16-jährigen Martina Hingis den Grand Slam, den Gewinn aller vier Majors (Wimbledon, US Open, Australian Open, Roland Garros) im selben Jahr.
Der dritte Kroate, der an einem dieser Majors triumphierte, ist noch aktiv und forderte Roger Federer schon einige Male: Marin Cilic. Der 29-Jährige war Anfang des Jahres noch die Nummer drei der Welt und gewann 2014 das US Open. Im Halbfinal schlug er damals Federer, dieser revanchierte sich 2017 im Final von Wimbledon und 2018 im Final des Australian Open. In der Weltrangliste liegt Cilic derzeit auf dem fünften Platz. Andere erfolgreiche kroatische Tennisspieler: Federer-Trainer Ivan Ljubicic, Ivo Karlovic, Borna Coric oder Mario Ancic, der 2004 in Athen im Doppel mit Ljubicic Olympiabronze holte.
Flexible Kroaten
Die Kroaten sind also irgendwie überall zu finden. Auch im Winter. Elf Medaillen gewannen sie bei Olympischen Winterspielen, zehn davon holten die Geschwister Kostelic, allein Janica gewann 2002 in Salt Lake City dreimal Gold, verteilt auf die Disziplinen Slalom, Riesenslalom und Kombination. Bruder Ivica war ebenfalls ein hervorragender Kombinierer: 2006, 2010 und 2014 holte er Silber.
Die zehn Medaillen der Kostelics machen fast ein Viertel aller kroatischen Medaillen an Olympischen Spielen aus. Total sind es bis heute 44, neben Ski alpin verteilt über die Sportarten Handball, Basketball, Wasserball, Tennis, Rudern, Schwimmen, Segeln, Schiessen, Biathlon, Boxen, Speer, Diskus, Gewichtheben, Taekwondo, Turnen und Hochsprung. Kroatien, eine Nation mit nur 4,5 Millionen Einwohnern, die mehr ist als nur als eine Überraschung in einem WM-Final.
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