Neue Bekannte stellen mir diese Frage regelmässig, wenn sie erfahren, dass ich als Journalistin arbeite: «Woher hast du die Informationen für die Artikel, die du schreibst?»
Ich frage jeweils zurück: «Willst du die kurze oder die lange Version zur Antwort?» Die kurze geht nämlich so, dass ich den privilegiertesten Beruf habe, den es für neugierige Menschen gibt. Ich kann interessante Personen kontaktieren und sie ausfragen. Theoretisch stimmt das, in der Praxis ist die Sache natürlich komplizierter. Damit wären wir bei der langen Version.
Die Kontaktaufnahme ist nämlich trotz Handy und Mail oft mühsam und langwierig. Die Informantinnen und Informanten sind oft an Sitzungen, auf Reisen, an einem Kindergeburtstag oder in einem Funkloch, wenn ich sie erreichen möchte.
Es kommt aber auch vor, dass es mir die Sprache verschlägt und ich nach den passenden Worten ringen muss. So sagte mir beispielsweise einmal eine Auskunftsperson, ihr sei nicht zum Sprechen zumute, sie habe einen Angehörigen verloren. Es fiel mir schwer, spontan die passenden Worte zu finden. Einfacher war es bei einem jungen Mann, der kurz vor meinem Anruf Vater geworden war.
Gerade kürzlich war ich ziemlich froh, dass ich erst nach einem Telefongespräch erfahren habe, unter welchen Umständen es geführt wurde. Zwar sagte mir Wädenswils Stadtrat Daniel Tanner, als ich ihn anrief, er sei gerade am Eisklettern. Was das hiess, verstand ich aber erst im Nachhinein, als ich das Foto von der Situation erhielt, in der Daniel Tanner das Gespräch geführt hat. Angeseilt und mit Eispickel ausgerüstet, steht er in einer senkrechten Eiswand.
Als nicht schwindelfreie Person bin ich schwer beeindruckt über diese akrobatische Leistung. Und nun bin ich um eine Anekdote reicher, wenn ich wieder einmal danach gefragt werde, woher ich meine Informationen habe.
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Kolumne «Dorfgeflüster» – Ein direkter Draht ins Eis
Diese Zeitung schreibt, was ist. Um das herauszufinden, befragt sie ihre Auskunftspersonen und erreicht sie in unterschiedlichsten Lebenssituationen.