Ehrung für einen ungewöhnlichen Snowboarder
An den Slopestyle-Weltmeisterschaften in Spanien holte der 22-jährige Männedörfler Nicolas Huber überraschend Silber. Am Sonntag wurde er in Männedorf für seine Leistungen geehrt.
Ungewöhnliches spielte sich an diesem verregneten Sonntag auf dem Sportplatz Widenbad in Männedorf ab. Kinder und Jugendliche scharten sich um einen jungen Mann Anfang 20, machten Fotos mit ihm und holten Autogramme ab. Dieser Mann ist Nicolas Huber, Männedorfs Silbermedaillengewinner im Snowboard-Hindernisevent; im Fachjargon Slopestyle.
Weshalb der ganze Trubel? Rückblick auf den 11. März dieses Jahres: In Sierra Nevada in Spanien findet auf einer mehr braunen als weissen Piste die Slopestyle-Weltmeisterschaft statt, Nicolas Huber geht mit der Nummer 53 als Aussenseiter an den Start. «Er ist ein Niemand», sagt SRF-Kommentator Stefan Hofmänner über den 22-Jährigen. Doch dann zeigt Huber es allen: Mit einem nahezu makellosen Lauf katapultiert er sich auf den ersten Zwischenrang. Der zweite Lauf gelingt zwar nicht ganz so gut, trotzdem reicht es für die Silbermedaille. Damit hatte niemand gerechnet: Huber hatte keinen offiziellen Kaderstatus, war nicht mal Mitglied bei Swiss-Ski. Sein Kommentar zu dieser überraschenden Leistung: «Jetzt bini Zweite – voll geil!»
Training auch im Sommer
Jetzt, knapp einen Monat danach, wurde Huber in seiner Heimatgemeinde Männedorf mit allem Drum und Dran geehrt. Moderiert wurde der Anlass vom Uetiker Marco Huber (nicht mit Nicolas verwandt), der dem Wintersportler vor rund 150 Personen auf den Zahn fühlte. Nicolas Huber strahlte dabei eine Coolness aus, wie sie eigentlich nur Snowboarder haben können – keinerlei Anzeichen von Verbissenheit. Trotzdem: Hinter dem Erfolg steckt viel Arbeit. «Es ist ein langer Aufbauprozess; intensives Training gehört dazu», sagt Huber. Dazu wird auch mal im Sommer in Saas-Fee trainiert.
Im Winter arbeitet er als «Parkshaper» in Corvatsch, präpariert also dort den Park für seine Sportart, die er folgendermassen erklärt: «Eigentlich geht es darum, einen Hinderniskurs auf dem Snowboard mit technisch möglichst anspruchsvollen Tricks zu bewältigen.» Auf dem Sportplatz Widenbad wird dann nicht nur sein Erfolgslauf unter grossem Jubel des Publikums gezeigt, sondern auch sein etwas wirres Interview danach. «Ich hatte zuvor noch nie etwas im Fernsehen gesagt», erzählt Huber.
Ein bunter Vogel mit Talent
Gemeinderat Giampaolo Fabris (FDP) fand in seiner Rede nur lobende Worte für den jungen Männedörfler: «Er ist ein Vorbild für viele Jugendliche und hat gezeigt, dass man alles erreichen kann, wenn man es wirklich will.» Er verstehe zwar nicht wirklich viel von Slopestyle, sei aber dank Nicolas Huber fasziniert davon. Auch Sacha Giger, Chef Snowboard von Swiss-Ski, war extra nach Männedorf gereist und sagte einige Worte über Huber: «Wir wussten zwar, dass er ein hervorragender Snowboarder ist, aber diese Leistung hat uns doch etwas überrascht.» Giger sprach noch eine andere Seite des Jungtalents an: «Für die Stimmung im Team war seine Anwesenheit super.»
Tatsächlich merkt man dem lebensfrohen Huber an, dass er gerne feiert und auch jederzeit für einen Spass zu haben ist. «Ich gebe durchgehend Vollgas», sagt er mit einem Lachen und unter dem Johlen seiner im Zelt anwesenden Freunde aus der Schulzeit. Auf Social Media präsentiert er sich gern als bunter Vogel: Neben zahlreichen Snowboard-Videos posiert er beispielsweise nackt im Freien oder filmt sich bei der Rasur vor dem Ausgang. «Viele Leute sagen, ich sei ein Freak. Vielleicht bin ich das auch ein bisschen», sagt Huber.
Von dem sympathischen Freak wird man denn in Zukunft wohl noch viel hören: «Wenn nicht alles schiefläuft, ist Nicolas Huber an den Olympischen Winterspielen 2018 in Korea mit dabei», sagt Sacha Giger von Swiss-Ski.
Junge Sportart
Die Sportart Slopestyle wurde erstmals an den Winterspielen 2014 in Sotschi durchgeführt, in Korea nun das zweite Mal. Huber kann es kaum erwarten: «Ich freue mich extrem darüber, dass ich jetzt noch mehr und professioneller snowboarden kann.» Die Leidenschaft für seinen Sport ist deutlich spürbar. Dazu sei er zwar viel unterwegs, aber Männedorf sei für ihn immer wichtig geblieben: «Das ist meine Heimat, hier fühle ich mich wohl.» Als Dankeschön erhält er an seiner Ehrung nicht nur einen riesigen Kuchen mit seinem Foto darauf, sondern auch einen Pulli mit der Aufschrift «M-Town», umgangssprachlich für Männedorf. Ob er diesen an seinem nächsten Wettkampf anzieht, hängt wohl von seinen Sponsoren ab.
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