Drogenkrieg am Badestrand
Die Gewalt in Mexiko reisst nicht ab: Nun sind auch beliebte Touristenorte an der Karibikküste betroffen. In Cancún wurden fünf Menschen erschossen.

Mehrere Bewaffnete haben in der mexikanischen Touristenstadt Cancún fünf Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Dabei wurde ein Polizist getötet, ein weiterer erlitt Verletzungen, wie die Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte.
Demnach fand die Attacke in einem Lokal im Stadtteil Puerto Juárez in der Nähe des Strandes statt. Touristen seien nicht betroffen gewesen, hiess es in der Mitteilung. Cancun befindet sich auf der Halbinsel Yucatan, im Südosten des Landes, an der Karibikküste und ist auch bei europäischen Touristen beliebt. In der Nähe befinden sich die Strände von Playa del Carmen oder die Mayaruinen Coba und Tulum.
Seit dem letzten Jahr ist die Anzahl Morde in Cancún im Zusammenhang mit Drogenschmuggel sprunghaft angestiegen. Gab es zwischen 2013 und 2016 noch insgesamt 76 Morde, waren es 2017 bereits mindestens 193. Die Mordrate in der Touristenstadt liegt mittlerweile über dem nationalen Durchschnitt. Betroffen ist auch die «Zona Hotelera», wo sich viele Strandhotels befinden.
Auch das Eidgenössische Amt für auswärtige Angelegenheiten warnt spezifisch: «In den Grossstädten, aber auch in beliebten Touristenhochburgen wie Acapulco, Cancún und Playa del Carmen hat die Kriminalität und die sexuelle Gewalt gegen Frauen in den letzten Jahren stark zugenommen», heisst es in den Reisehinweisen des EDA zu Mexiko.
88 Tote pro Tag
Ganz Mexiko leidet unter einer anhaltenden Welle der Gewalt – die Zahlen für das erste Halbjahr 2018 sind alarmierend. Nach offiziellen Angaben der Regierung wurden im Juni 2668 Menschen getötet.
Das entspricht einem Durchschnitt von 88 Toten pro Tag. Die meisten Opfer gab es demnach bisher im Monat Mai. 2894 Menschen wurden umgebracht, der Grossteil davon erschossen, wie es vonseiten der Regierung heisst. Im gesamten ersten Halbjahr waren es demnach 15'980 Tote.
In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden laut Regierungszahlen zudem 402 Femizide registriert. Darunter werden Tötungen von Frauen allein wegen ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht verstanden. Alle 15 Minuten und 28 Sekunden sei im April dieses Jahres in Mexiko ein vorsätzliches Tötungsdelikt oder ein Femizid registriert worden, teilt das Nationale Beobachtungszentrum ONC mit.
Machtkämpfe in den Drogenkartellen
Die Zahlen der Tötungen steigen weiterhin zwischen 5 und 15 Prozent pro Monat an, wie das ONC erklärt. Als ein Grund für die eskalierende Gewalt in Mexiko werden interne Verteilungskämpfe zwischen Verbrechersyndikaten genannt.
Festnahmen und Tötungen von mächtigen Kartellbossen hatten Machtkämpfe um die Nachfolge ausgelöst. Zudem konkurrieren zunehmend kleinere Banden um Geschäftsanteile und Einfluss bei Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Benzindiebstahl.
Am 1. Juli war Andrés Manuel López Obrador zum neuen Präsidenten gewählt worden. Allein während des Wahlkampfes wurden in Mexiko nach Angaben der Beratungsfirma Etellekt 152 Politiker und mit dem Wahlkampf in Verbindung stehende Helfer ermordet. Und auch nach der Wahl reisst die Gewalt gegen sie laut Etellekt nicht ab. Betroffen sind davon vor allem Politiker auf regionaler und lokaler Ebene.
Der designierte Präsident López Obrador hat für das geplagte Land einen Friedensprozess angekündigt. Dazu hatte er sogar die Unterstützung von Papst Franziskus angefordert.
SDA/anf
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