Olympia in PekingDie traurige politische Bilanz der Winterspiele
Die Spiele in China haben gezeigt, wie weit sich die olympische Bewegung von ihren Werten und ihrem Anspruch entfernt hat. Was heisst das für die Zukunft?

Zu einem der vielen, etwas unterschätzten Rituale von Olympischen Spielen gehört eine tägliche Presserunde, der je ein Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) und der örtlichen Organisatoren beiwohnen. Alle Reporter können dort alles fragen, und so illustrierten diese Runden in der Vergangenheit oft hübsch, wie weit Schein und Sein im Olymp auseinanderklaffen.
Die Reporter der chinesischen Staatsmedien und der restlichen Welt sassen in den vergangenen Wochen in diesen Runden nebeneinander – und schienen in zwei Universen zu leben. Amerikanische Journalisten fragten nach der Tenissspielerin Peng Shuai, die einem chinesischen Ex-Politiker sexualisierte Übergriffe vorgeworfen hatte. Die chinesischen Kollegen wollten wissen, wann das Maskottchen der Spiele nachgeliefert werde, das nicht nur die Einheimischen in Peking aus den Ladenregalen rissen. Ein deutscher Reporter fragte nach Konzentrationslagern für Uiguren im Nordwesten Chinas. Ein chinesischer Reporter wollte wissen, wie beliebt die Pekingente sei, die in den Athletendörfern serviert werde.