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«Die schwierigste Mission, die wir je bewältigt haben»

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Als der Hubschrauber mit dem letzten Geretteten abhebt, geht gerade die Sonne unter. Die Helfer, Verwandten, Angehörigen des Militärs und Journalisten an der Tham Luang Höhle im Norden Thailands jubeln und klatschen, einige tanzen, aus der nahen Stadt Mae Sai werden Bilder und Videos gesendet, auf denen Menschen mit Autos und Motorrollern hupend durch die Strassen fahren. «Hooyah!» schreibt die Spezialeinheit der thailändischen Marine auf Facebook.

Sie bejubeln, dass die Rettungsaktion geglückt ist, die in den vergangenen drei Wochen die Welt bewegt hat. Am Dienstag konnten die thailändischen Behörden melden: Alle zwölf jungen Fussballer und ihr Trainer, die seit 23. Juni in der teilweise überfluteten Höhle eingeschlossen waren, sind gerettet worden. Sie alle haben es geschafft, den mehr als vier Kilometer langen Weg in die Freiheit hinter sich zu bringen. Obwohl kaum einer von ihnen schwimmen, geschweige denn tauchen konnte.

Auch die zuletzt noch in der Höhle verbliebenen fünf wurden nach ihrer Rettung ins Provinzkrankenhaus nach Chiang Rai geflogen – wo sie nicht gerade ein Festmahl erwartet hat. Verdünnten Brei haben die anderen acht Jungen bisher bekommen, die in den beiden Tagen davor schon gerettet worden waren. Auch Brot und etwas Schokolade. Das Thai-Food, um das sie gebeten haben, dürfen sie noch nicht essen: Bloss nichts Scharfes.

Jeder wird isoliert behandelt, um das Risiko von Infektionen zu vermeiden. Zwei von ihnen weisen Anzeichen einer Lungenentzündung auf, alle hatten eine niedrige Körpertemperatur, als sie nach ihrer Rettung aus der Höhle im Krankenhaus ankamen. Und alle seien sie «fröhlich», sagte Jesada Chokedamrongsuk vom thailändischen Gesundheitsministerium dem Guardian.

«Keiner der acht Jungen hat heute Fieber.» Alle seien geröntgt worden, zudem sei ihr Blut untersucht worden. Sie würden essen, herumlaufen und sprechen. Nach mehr als zwei Wochen in der Dunkelheit müssten sie zum Schutz vor Tageslicht Sonnenbrillen tragen. Die Ersten bekamen auch schon Besuch von Eltern und Geschwistern. Allerdings durften sie sich nur durch Glasscheiben sehen, aus Angst vor Infekten.

In der Nacht hatte Regen eingesetzt, der Gouverneur befahl: Alle müssen raus

Der letzte von insgesamt drei Einsätzen hatte am Dienstag um 10.08 Uhr Ortszeit begonnen, wieder hatte es die ganze Nacht über heftig geregnet. Als Ziel gab Provinzgouverneur Narongsak Osottanakorn aus, bis zum Abend alle Eingeschlossenen herauszuholen – was dann innerhalb von etwa acht Stunden auch tatsächlich gelang. Die Aktion sei «die schwierigste Mission, die wir je bewältigt haben», sagte einer der Höhlentaucher auf CNN.

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Wie ein Netflix-Knüller

Wieso uns das Drama der in einer Höhle eingeschlossenen Buben derart nahe geht.

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Beim Vorbereiten der Bergung war vergangene Woche ein Taucher ums Leben gekommen, als ihm unterwegs der Sauerstoff ausging: «Je niedriger der Wasserstand fiel, desto stärker wurde die Strömung. Jetzt ist sie sehr stark. Jeder einzelne Schritt war ein Risiko.» In der Höhle hätten er und seine Kollegen höchstens ihre Hände sehen können, die Steine seien messerscharf gewesen und die Tauchpassagen extrem eng.

Durch einige Stellen mussten sich die Taucher hindurchquetschen. Sie hatten ein Führungsseil installiert, an dem sich die Kinder entlangziehen konnten. So sollte den Jungen die Navigation erleichtert und die Wahrscheinlichkeit verringert werden, verloren zu gehen. Während der Rettung standen die Jungen einem beteiligten dänischen Taucher zufolge unter Beruhigungsmitteln, um nicht in Panik zu geraten.

Trotz aller Schwierigkeiten kamen die Taucher ohne die Hilfe aus, die der US-Milliardär Elon Musk angeboten hatte: Nachdem seine Elektroautofirma Tesla zuletzt eher negative Schlagzeilen produzierte, erhoffte der 47-Jährige sich offenbar gute Nachrichten davon, dass er den Tauchern ein von ihm entwickeltes Mini-U-Boot anbot. Angeblich war Musk sogar selbst zur Höhle gereist, auf Twitter veröffentlichte er ein Video mit dem Zusatz «Gerade zurück aus Höhle drei». Später gratulierte er dem «hervorragendem Rettungsteam».

Auch der Präsident der USA meldete sich, Trump twitterte: «So ein schöner Moment – alle befreit, grossartige Arbeit!» Der deutsche Regierungssprecher Seibert schrieb: «So vieles zu bewundern: der Durchhaltewille der tapferen Jungs und ihres Trainers, das Können und die Entschlossenheit der Retter.» Und Aussenminister Maas twitterte: «Wie so viele Menschen auf der ganzen Welt haben wir mitgefiebert. Jetzt ist die Erleichterung riesig.»

Auch an der Zufahrtsstrasse zum Krankenhaus in Chiang Rai jubelten Menschen. Fernsehbilder zeigen, wie etliche Schaulustige hinter Absperrungen Spalier stehen und die vorbeifahrenden Krankenwagen beklatschen, die die geretteten Jungen bringen. «Dies ist ein wichtiges Ereignis in meinem Leben. Es ist etwas, an das ich mich erinnern werde», sagte Rachapol Ngamgrabuan, Beamter in Chiang Rais Provinzpresseamt. Er sei «sehr glücklich zu sehen, wie alle Thailänder sich lieben».

Auch die thailändischen Marinetaucher meldeten sich noch einmal zu Wort: «Wir sind nicht sicher, ob das ein Wunder war, eine Wissenschaft oder was auch immer.» Gleichzeitig schickten sie aufmunternde Botschaften in die Höhle – vier Retter, unter ihnen ein Arzt, die die vergangenen Tage mit den Jungen unter der Erde ausgeharrt hatten, befanden sich noch in der Höhle. Sie kamen etwa drei Stunden nach dem letzten Jungen zurück ins Freie.

Bilder: Die dramatische Rettung aus der Höhle

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Eine Woche nach dem Verschwinden der Jugendlichen und deren Trainer machen Taucher Fortschritte bei der Suche. (30. Juni 2018)
Als «ein Wunder» hat einer der aus der thailändischen Höhle geretteten Knaben die Entdeckung der Fussballmannschaft unter Tage beschrieben: Die Buben vor der Pressekonferenz. (18. Juli 2018)
In den neun Tagen hätten sie nur Regenwasser getrunken, aber nichts gegessen, berichteten die Jungen, die bei der Medienkonferenz – passend zum Namen ihres Teams – ein Fussballtrikot mit einem aufgedruckten Wildschwein trugen.