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Meinung

«Die Grösse eines Menschen wird nicht in Zentimetern gemessen»

Clown Spidi war jahrzehntelang das Aushängeschild des Circus Knie. Nun ist er tot.
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Spidi und der Circus Knie. Das war gleich mehrfach eine Liebesgeschichte. Fast 25 Jahre lang begleitete der kleinwüchsige Clown den Rapperswiler Circus auf seinen Reisen, er pflegte enge Beziehungen zur Familie Knie und nicht zuletzt liebte das Publikum den Mann mit der rot geschminkten Nase.

Doch von nun an wird Peter Wetzel, wie Spidi bürgerlich hiess, keinen Zirkusbesucher mehr mit dem charakteristischen Ruf «Programm, Circus-Programm» im Knie-Chapiteau begrüssen. Wetzel ist am Donnerstagabend im Alter von 51 Jahren freiwillig aus dem Leben geschieden.

Bei der Zirkus-Familie Knie wird getrauert. Hörbar betroffen und den Tränen nahe erklärt Geraldine Knie im Gespräch mit Radio Zürisee: «Wir sind am Boden zerstört und wir stehen unter Schock». Die artistische Direktorin des Circus hat nicht nur einen langjährigen Mitarbeiter verloren, sondern auch einen guten Freund. «Er hat für unsere Familie gelebt». Für ihre drei Kinder hätte Wetzel etwa Glücksbringer gekauft, zuletzt ein Engelchen. «Er war ein herzensguter Mensch». Geraldine Knie erinnert sich im Interview daran, wie er jedes Gespräch mit den Worten «Han dich fest gern» beendet habe.

Vorstellungen finden statt

Trotz des Todes von Spidi führt der Zirkus seine Tournee professionell fort. Die Vorstellungen in Aarau, wo Knie momentan gastiert, finden alle wie geplant statt. Das wäre sicher auch im Sinn von Spidi, ist man sich beim Circus Knie sicher: «Der Zirkus war Spidis Leben», heisst es in einer Mitteilung.

Das Sägemehl in der Manege, das Scheinwerferlicht, die Artisten aus aller Welt: Zirkus ist Illusion. Der Vorhang versteckt einiges, was dahinterliegt. Im Fall von Spidi blieb vieles wohl nicht nur dem Publikum, sondern auch der Zirkus-Familie verborgen. Was den nach aussen frech und fröhlich wirkenden Peter Wetzel persönlich umtrieb, das wird sein trauriges Geheimnis bleiben.

Ein Bild als Erinnerung

Die Frage nach dem Warum treibt auch Rolf Knie um. Der Rapperswil-Joner Künstler stand selbst als Clown in der Manege und arbeitete etwa bei Salto Natale mit Spidi zusammen. «Man macht sich bei einem Freitod automatisch Vorwürfe: Habe ich etwas nicht gemerkt, ein Zeichen nicht gesehen?».

Rolf Knie ist im Gespräch mit der Zürichsee-Zeitung ebenfalls fassungslos. «Das Leben eines Kleinwüchsigen ist nicht einfach.» Viele Menschen wüssten nicht, wie man mit Kleinwüchsigkeit umgehen soll. «Im Zirkus ist das anders, da sind alle Kleinwüchsigen immer Teil der Familie», erklärt Knie, der am knapp 1 Meter 30 grossen Clown Spidi besonders den Schalk vermissen wird. Und er ergänzt: «Die Grösse eines Menschen wird nicht in Zentimentern gemessen, sondern in Fähigkeiten und Taten». Knie hat erst kürzlich ein Bild von Spidi gemalt, das ihm nun eine ganz besondere Erinnerung an den kleinen grossen Clown sein wird.

Komikerin Regula Esposito, die als Helga Schneider derzeit im Knie auftritt, behält die Erinnerungen an Spidi im Herzen. Auf Facebook schreibt sie zu einem Bild von Spidi, der Helgas Perücke trägt: «Du hast mir so viele, schöne Momente im Tourneealltag geschenkt! Momente die ich nie vergessen werde.»

Einer der Spidi ebenfalls von der gemeinsamen Zeit im Knie kannte ist der Winterthur Kabarettist Viktor Giacobbo. Auch er zeigt sich bestürzt vom Tod des Clowns, wie er auf Anfrage erklärt: «Spidi gehörte seit Jahrzehnten zur Zirkusfamilie und es ist schwer, sich den Haupteingang des Circus Knie ohne ihn und seine markante Stimme vorzustellen. Wir werden ihn vermissen – aber ich habe Respekt vor seiner letzten Entscheidung.»