Des Meisters breite Brust
Neuer Status, neue Aussichten, neuer Trainer: Die Young Boys starten aus einer Position der Stärke heraus.

Was sehr lange währte, wurde auch wirklich gut. 32 Jahre hatten die Young Boys auf den Meistertitel gewartet, vor bald drei Monaten haben sie ihn gewonnen, und der Erlösung war eine Ansage vorausgegangen, die vergleichsweise defensiv klang. Vor genau 364 Tagen war es ein Angriff der Demütigen, als YB seine Ziele für die Saison bekannt gab. Über die Ansage, einen Titel gewinnen zu wollen, war man in früherer Vergangenheit auch schon gestolpert, andere Jahre wiederum positionierten sich die Berner demonstrativ als zweite Kraft im Land.
Das ist jetzt anders. Kampflustige Rhetorik liegt der besonnenen Führung um Sportchef Christoph Spycher nach wie vor fern, aber die Young Boys nehmen die neue Spielzeit mit der breiten Brust des Meisters in Angriff. CEO Wanja Greuel kann Rekordumsätze in der Gastronomie vermelden, die Partner verlängern ihre Verträge, weil YB attraktiv ist. Gestern haben die Young Boys zudem die 15'000. Dauerkarte verkauft, der Modellwechsel von der Jahres- zur Saisonkarte scheint sich nach dem Meistertitel ausbezahlt zu haben.
Mehr Fleisch am Knochen
Der Laden also brummt, und in solchen Zeiten kann man es sich sogar leisten, Heiligtümer anzufassen: Die YB-Wurst wartet mit neuer Rezeptur auf. Auch sportlich ist mehr Fleisch am Knochen als vor einem Jahr. Das hängt stark damit zusammen, dass es am Meisterkader bislang kaum Veränderungen gegeben hat. Selbst die umworbenen Kevin Mbabu, Roger Assalé oder Kasim Nuhu sind noch da.
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Die Karriere des neuen Trainers Gerardo Seoane:
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Und es ist bei diesen bestimmt auftretenden Young Boys auch vorstellbar, dass sie einen Spieler halten, wenn die Rahmenbedingungen für einen Transfer nicht stimmen. «Zu diesen zählen das Timing», sagt Spycher, «vor einem Qualifikationsspiel im Europacup geben wir sicher keinen Schlüsselspieler ab.» Das Standing des Meisters bringt Vorteile auf dem Verhandlungsparkett – auch finanziell. «Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber. Viele Transfers im tiefen Bereich sind nicht, was wir anstreben.» Heisst: YB soll kein Durchlauferhitzer werden, sondern eine Perspektivstelle für junge Spieler mit Potenzial bleiben.
Verstecken muss sich YB nicht
Die Zielsetzung war bestimmt schon komplizierter als in diesem Sommer. Wer Meister ist, will Meister bleiben – auch wenn das oft schwierig ist. «Selbstverständlich reden wir nicht vom zweiten und auch nicht vom dritten Platz», sagt Spycher. «Aber Borussia Dortmund will in der Bundesliga auch immer Meister werden – obwohl das nicht so einfach ist.»
Spycher hält die Balance zwischen Demut und Selbstbewusstsein mittlerweile ziemlich gekonnt. Fast beiläufig nennt er den FC Basel einmal «Ligafavorit», einmal erwähnt er, der langjährige Seriensieger habe sich seinen Status nicht durch nur einen Titel und eine Champions-League-Qualifikation erarbeitet.
«Man muss die Sprunghöhe kennen», sagt Spycher und meint damit: Erwartungen an neuerliche Erfolge will er nicht zusätzlich schüren, sie sind ohnehin da. Bei aller Vorsicht: Verstecken muss sich YB als Meister nicht. Das Risiko, dass Basel Topspieler abwirbt, wie es in der Vergangenheit immer wieder einmal passiert ist, ist klein. An Miralem Sulejmani gab es Interesse, auch an Guillaume Hoarau. Sie sind beide geblieben, haben den Titel gewonnen und langfristige Verträge unterschrieben.
Seoane: «Idee zum Erfolg»
YB könnte auch auf die anstehende Saison hin von dieser neuen Stärke profitieren; obwohl sich eine Transferbilanz aktuell schwierig gestaltet, weil das Geschäft in den meisten Ligen gerade erst Fahrt aufnimmt.
Den wichtigsten Transfer vollzogen die Young Boys neben dem Platz. Mit Gerardo Seoane kompensierten sie den Abgang Adi Hütters. Seoane macht sich auf Veränderungen gefasst, «das kannte ich als Spieler, das weiss ich nun als Trainer». Der Jung-Coach sagt: «Der Club war sehr erfolgreich letztes Jahr. Nun wollen wir eine Idee entwickeln, wie wir erneut zum Erfolg finden.»
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Die wichtigsten Super-League-Transfers im Überblick:
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