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Der scheue Riese, der die Welt retten will

Kevin Anderson steht erstmals im Wimbledon-Viertelfinal, Roger Federer zum 16. Mal. (Bild: AFP)
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Kevin Anderson beim Tennis zuzuschauen, sei so interessant wie zu beobachten, wie Farbe trockne, lästern einige. Roger Federers Gegner in seinem 16. Viertelfinal am Mittwoch gilt als introvertiert, scheu – und eben: langweilig. Das kommt auch daher, dass der 2,02 m grosse Mann aus Johannesburg seine Partien vor allem dank dem Aufschlag zu gewinnen pflegt. In seinen vier ersten Spielen schlug er 96 Asse, stets mindestens 20.

Der Weltranglistenachte hat aber auch eine andere, sehr humane Seite und sorgt sich um die Umwelt. So stört sich der letztjährige US-Open-Finalist auch daran, dass Spieler – wie es Federer regelmässig tut – ihre neu bespannten Rackets in Plastiksäcken mit auf den Court bringen, die danach weggeworfen werden.

Er habe auf Netflix eine Dokumentation über den Plastikberg in den Ozeanen gesehen, so Anderson, und sie habe ihm die Augen geöffnet. Er will nun seinen Einfluss als Vizepräsident des ATP-Spielerrats nützen, um den Plastikverbrauch an den Turnieren weltweit zu reduzieren, und auch dafür sorgen, dass der Gebrauch von Plastikflaschen minimiert wird. Er sei schon immer sehr umweltbewusst gewesen und erwarte, dass die anderen Spieler mitziehen. «Es gibt keinen Grund, das nicht zu tun», sagt er, «und dieses Anliegen ist mir sehr wichtig.»

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Einst ein 800-Meter-Läufer

In Wimbledon hat er vorerst aber noch eine andere wichtige Aufgabe. Mit 32 Jahren steht er erstmals in den Viertelfinals. «Meine Ziele waren, erstmals Monfils zu schlagen und hier erstmals die Achtelfinals zu überstehen. Das habe ich jetzt abgehakt, und es fühlt sich grossartig an.»

Das nächste Ziel – der erste Sieg im fünften Duell mit Federer – dürfte einiges schwieriger zu erreichen sein. Trotz seiner Servicestärke wurde der in Florida lebende frühere 800-Meter-Läufer schon sechsmal gebreakt, allein viermal von Monfils. Beim 7:6, 7:6, 5:7, 7:6 gegen den Franzosen zeigte Anderson aber auch, wie gross sein Selbstvertrauen ist.

«Viele Aspekte meines Spiels können Federer Probleme bereiten», sagt der Sieger von vier ATP-Turnieren. «Das Wichtigste ist, dass ich diese Partie als normalen Tennismatch betrachte, mit voller Überzeugung spiele und an mich glaube. Wenn mir dies gelingt, bin ich für jeden Gegner gefährlich.»

Im Überlebenstraining mit Bear Grylls ass Roger Federer ein Fischauge.

Das Gesamtpaket Federer

Trotz seines fortgeschrittenen Alters finde er immer noch Wege, sich zu verbessern, ist er überzeugt. «Mein bestes Tennis liegt noch vor mir. Ich habe mehr Erfahrung, und es war sehr wertvoll, dass ich in den letzten eineinhalb Jahren nicht mehr verletzt war.»

Der Südafrikaner ist sich aber bewusst, dass er heute vor einer der schwierigsten Aufgaben im Profitennis überhaupt steht. Gefragt, was er an Federers Spiel am meisten schätze, sagte er: «Das ist eine ziemlich lange Liste: Seine Konstanz über all die Jahre, seine lockere, flüssige, Spielweise, sein Auftreten, wie er sich bewegt, wie er variiert, seine Slice-Rückhand, seine offensive Vorhand… Er bringt das gesamte Paket mit. Und zudem schafft er es seit 15 Jahren, mit den grossen Erwartungen zurechtzukommen, was nicht leicht ist. Alle Augen sind immer auf ihn gerichtet, doch auch damit kommt er gut zurecht.»