Rückkehrer Gashi trifftDer Liebling mit dem Siegerlächeln
Am Wochenende hat Shkelzen Gashi nach zwei Jahren wieder ein Tor erzielt. Er ist zum FC Aarau zurückgekehrt, aus einer Welt, die seinem Glamour eher entspricht als das Brügglifeld.

Shkelzen Gashi sitzt gern in Dubai auf Jachten, steigt die Treppen von Privatjets runter und trägt am liebsten Anzug, auf roten Teppichen oder Laufstegen. So präsentiert sich der 32-Jährige auf seinen Kanälen. Er, der vier Jahre lang in seinem Traumland USA gewesen war und dann zurückgekehrt ist: zum FC Aarau ins Stadion Brügglifeld, das mit seiner glamourösen Welt kaum mehr etwas zu tun hat.
Hier hat er am Wochenende gegen den FC Wil zum ersten Mal seit seiner Rückkehr wieder ein Tor geschossen. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seinem letzten Treffer für die Colorado Rapids.
Zum Team aus der Major League Soccer kam Gashi als eine Art Königstransfer im Jahr 2016. Mit dem FC Zürich und dem FC Basel war er dreimal Meister geworden, mit den Grasshoppers gewann er einmal den Cup, für Basel spielte er in der Champions League, gegen Real Madrid, den FC Porto oder Liverpool.
In den Jahren 2014 und 2015 schoss keiner mehr Tore als er. Auch deswegen ist er einmal zum besten Fussballer des Jahres gewählt worden; und als ihn Melanie Winiger an der Gala der Liga fragte, was sein Erfolgsrezept sei, sagte Gashi: «Schaffe, schaffe, schaffe, dranbleiben, und dann kommt das gut.»
Wie Gashis Status in Colorado verblasste
Klingt einfach. Und zumindest am Anfang ging das Konzept Gashis auch in den USA auf. Sein Tor, das er mit dem Aussenrist aus 35 Metern erzielte, wurde als schönstes der Saison ausgezeichnet. Die Juroren waren sich nur nicht sicher, ob Gashis Freistoss mit dem Innenrist nicht vielleicht noch schöner war.
Wenn die US-Medien über Gashi schrieben, schrieben sie über den «Liebling der Fans mit dem Siegerlächeln».
Für die Rapids schien also jeder Penny des Jahressalärs von 1,7 Millionen Dollar gut in Gashi investiert zu sein. Und er, der Stürmer, liebte es, wenn er sich in der Stadt auf einem riesigen Plakat sah, das von einem der Hochhäuser in Denver herabhing.
Gashis Welt war in Ordnung, bis der Status des albanischen Nationalspielers niederging. Es gab Zeiten, da trainierte er nur noch mit den Junioren. 2019 hatte Colorado acht ausländische Spieler im Kader, sechs durfte der Club einsetzen. Also liess Colorado Gashi ziehen. Man glaubte nicht mehr daran, dass der Spieler mit dem zweithöchsten Salär dieses Geld wieder einspielen würde.
Bis zu seinem Comeback in Aarau bestritt Gashi ein Jahr und acht Monate lang kein Spiel mehr. Unter einem privaten Trainerteam wurde er vom Berufsfussballer zu einer Art Trainingsprofi. Lohn bezog Gashi trotzdem noch in den USA, in der Major League Soccer stellt die Liga und nicht der Club die Spieler an.
Irgendwann fragte man sich in Aarau: Kommt das gut?
Es war ein Feiertag für den FC Aarau, als er mit Gashi im Januar einen Vertrag bis 2023 unterschrieb. Gashi durfte mit dem Trikot in der Hand für die Vereinskamera sein Siegerlächeln zeigen, das Haar wie immer streng nach hinten gekämmt, im schwarzen Anzug mit weissem Einstecktuch. So gehört sich das für einen Spieler seines Renommees.
Wieder schien alles gut zu sein in Gashis Welt. Doch dann begann eine Zeit, in der man sich irgendwann fragte: Kommt das gut mit Gashi und Aarau? Lange fehlte der Stürmer auf dem Rasen, weil er Trainingsrückstand hatte, dafür aber einen Einsteigerkurs für Trainer besuchte. Dann fiel er verletzt aus. Dabei hatte er bei seinem Antritt doch von Aufstieg geredet und der Club und die Menschen von ihm Tore erwartet.
In der Rückrunde kam er nach der Corona-Pause ein paarmal zum Einsatz – als Ersatzspieler, der nicht traf. Jetzt hat er zum ersten Mal wieder ein Tor erzielt. Gegen den FC Wil, in der ersten Runde der Challenge League. Vielleicht zeigt sein Konzept langsam auch in Aarau Wirkung: Schaffe, schaffe, schaffe, dranbleiben, und dann kommt das gut.
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